Treffpunkt Unendlichkeit
fluchen. Irgendwie störte es Curdy, solche obszönen Worte aus dem Munde eines Mannes mit Status zu hören. Einige der anderen Gefangenen drehten sich um und beobachteten den Mann.
Der Travolator führte steil nach oben, so daß sie beinahe nach hinten rutschten. Der Mann hinter Curdy hörte zu fluchen auf und begann schrill zu schreien.
»Wißt ihr, was mit uns geschieht? Ich will es euch sagen. Dieser Bastard namens Lyken braucht uns als Kanonenfutter! Sie nehmen ihm seine Konzession ab, und höchste Zeit wird es – dieser verlogene Tacketkerl soll nicht länger unsere Luft mit seinem Atem verpesten!«
Ein Mann weiter oben stieß einen ängstlichen Schrei aus. Curdy spürte, wie ihn selbst die Furcht lähmte.
»Ich möchte ihm die Finger einzeln von den Händen reißen«, kreischte der Mann. »Ich möchte seinen Bart in Öl tauchen und zusehen, wie sein Gesicht verbrennt. Ich möchte …«
»Kannst du nicht dafür sorgen, daß er die Schnauze hält?« rief jemand von weiter oben. Curdy schluckte. Der wilde Haß in der Stimme seines Nachbarn erschreckten ihn. Er zögerte. Dann ballte er die Faust.
»Wenn du nicht still bist, schlage ich dir die Nase ein«, drohte er.
Der Mann schwieg, duckte sich ein wenig und starrte Curdy mit tränengefüllten Augen an. »Ich bin Luis Nevada«, sagte er matt. Seine Stimme klang plötzlich ganz normal.
Curdy zuckte nur mit den Schultern, und eine Zeitlang herrschte Stille, bis der Travolator wieder flach wurde und sie in eine große Halle kamen. Sie alle erkannten sofort, wo sie gelandet waren. Sie hatten oft genug Bilder davon gesehen. Es handelte sich um ein Tacket-Portal. Und es war geöffnet.
»Was habe ich euch gesagt?« kreischte der Mann hinter Curdy. »Zur Hölle mit Lyken.«
10
In der letzten der drei Welten, die Hal Lanchery gekauft hatte, befand sich das Haupthandelsgebiet auf einer Insel – einer grünen Waldinsel, die umgeben war von weiten Ebenen, Buschdickichten und breiten, gewundenen Strömen. Es war eine klare, helle Nacht, und ein weißer Viertelmond zog über den Himmel.
Unter einem hohen Baum stand Hal Lanchery, umgeben von seinen Adjutanten, und erklärte Furchtmeister durch einen Dolmetscher, was zu tun war. Furchtmeister war hünenhaft, muskulös und tapfer. Aber wenn er mit den Händlern sprach, zeigte er Furcht. Er konnte es nicht ändern.
Lanchery hatte diese Welt wegen ihrer Pelze und Häute genommen. Es gab viele davon, und sie waren wunderschön. Ihm war nicht zum ersten Mal der Gedanke gekommen, daß man die Herrschaft der G’kek über die wilden Tiere ausnützen könnte. Nun war er ein wenig unruhig, weil er nicht wußte, ob er richtig gehandelt hatte oder nicht.
Er war auf seine Weise ein gutaussehender Mann – hager, jung, mit einem blonden Bart. Die meisten Handelsfürsten trugen Barte, ebenso wie ihre Gefolgsleute. Sie wollten sich mit der Aura der Pioniere umgeben. Natürlich war in ihrer Arbeit längst nichts mehr von einem Pioniergeist zu spüren, aber die Tradition setzte sich fort.
Manchmal jedoch huschte ein häßlicher Zug über Lancherys Gesicht, und dann wirkte er wild und barbarisch.
Furchtmeister, der Botschaften lesen konnte, auch wenn sie nicht ausgesprochen wurden, sah jetzt diesen Zug, und er stöhnte, als hätte er einen Schlag in den Magen erhalten. Lanchery erwachte aus seinen Träumereien und wandte sich dem Dolmetscher zu.
»Nun?« fragte er scharf. »Du redest schon eine ganze Weile mit ihm.«
Der Dolmetscher zuckte mit den Schultern. »Einige seiner Worte sind schwer zu verstehen. Offenbar ist alles tabu, was irgendwie mit uns zusammenhängt – die Leute benützen Umschreibungen, die man einfach nicht begreifen kann. Aber das mit den Tieren geht in Ordnung. Sie befürchten nur, daß sie nicht durch das Portal gehen werden, weil es zu sehr nach Menschen und Elektrizität riecht.«
»Frage ihn, ob es eine Möglichkeit gibt, den Geruch zu überdecken.«
»Das habe ich bereits getan. Offenbar müssen wir das Portal mit zerstampften Blättern und Tierlosung beschmieren.«
»Gut. Er soll das veranlassen. Oder wenn er den Geruch selbst nicht mag, dann sollen sich unsere Techniker an die Arbeit machen.«
Der Dolmetscher gab den Befehl weiter; Furchtmeister verbeugte sich und verschwand zwischen den Bäumen. Er war froh, daß er sich entfernen konnte. Lanchery erhob sich.
»Ich gehe eine Weile spazieren«, sagte er. »Ich muß meine Pläne noch einmal genau überdenken. In spätestens einer
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