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Treffpunkt Unendlichkeit

Treffpunkt Unendlichkeit

Titel: Treffpunkt Unendlichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Brunner
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die Kokonhülle abnahm. Dann, wenn sie wieder sehen und gehen konnte, anstatt die Welt durch dieses Rho-Funktionsfeld wahrzunehmen …
    Jetzt, da Nevada angeblich in Lykens Konzessionsgebiet war, vor Allyns Rache und vor Athlones Zugriff bewahrt, ließ sich nicht vorhersagen, wie der Organismus der Patientin darauf reagieren würde.
    Woher wußte sie es? Athlone hätte gelogen, wenn es möglich gewesen wäre. Aber mit Hilfe des Wahrnehmungsfeldes erfuhr sie immer die Wahrheit. Athlone hätte gern gelogen, und da er es nicht konnte, war er unglücklich. Knard hatte ihn während der letzten Monate ebenso aufmerksam beobachtet wie Allyn. Der Mann entwickelte eine Selbstaufopferung, die Knard bei einem modernen Menschen für unmöglich gehalten hatte. Anfangs hatte er geglaubt, daß Athlone Allyn ganz einfach liebte – das erklärte sein Interesse an ihrer Genesung, seinen Wunsch, Nevada zu verurteilen. Darüberhinaus war Allyn schön gewesen, und sie würde wieder schön werden. Knard wußte das; er hatte ihr Bild studiert, als er den Komputer programmierte, der die Regenerierung ihres Körpers überwachte.
    Von Liebe hatte Knard eine distanzierte Anschauung. Er hatte bei seinen Patienten beide Seiten der Liebe kennengelernt – die zerstörende und die wertvolle. Dennoch, die Liebe war im wesentlichen etwas Gesundes, Menschliches. Was Athlone wie einen Sklaven auf dem Wege der Selbstvernichtung vorwärtstrieb, hatte mit keiner Art der Liebe etwas zu tun. Es war blinde Besessenheit.
    Wie würde er das Scheitern seiner freiwilligen Mission aufnehmen? Knard hielt ein, als ein kalter Schauer über den Rücken lief. Der Ausdruck »freiwillig« war ihm ganz automatisch in den Sinn gekommen. Und nun fragte er sich, ob er der Wahrheit entsprach.
    Er sah Allyn an, die in ihrem Kokon auf dem Sockel ruhte. Sie besaß keinen Tastsinn, keinen Richtungssinn und kein Schmerzempfinden – es dauerte noch lange, bis diese Nerven nachgewachsen waren. Sie hatte wahrscheinlich vergessen, was Hunger und Durst bedeuteten, da sie automatisch mit Nahrung versorgt wurde. Es war undenkbar, daß sie einen Einfluß auf Athlone ausübte.
    Dennoch kam Knard von der Idee nicht los. Selbst als er in sein Zimmer zurückkehrte und die nächtliche Stadt betrachtete, dachte er daran. Denn heute spiegelte die Stadt sein Inneres wider. Sie war gequält und zerrissen.
     
    *
     
    Der Kampf um Lykens Konzessionsgebiet begann lange vor Mitternacht. Lykens Entschluß, Männer zu entführen und nicht mehr anzuwerben wie zu Beginn, überraschte die Polizei und jene Kultisten, die nichts anderes als Aufwiegler der Konkurrenz-Händler waren. Das hatte zur Folge, daß aus den Unruhen regelrechte Kämpfe wurden, und dafür waren Lykens Männer besser geeignet und ausgerüstet. Die Polizisten konnten nicht mehr eingreifen, da sie den strikten Befehl hatten, nur das Anwerben von Rekruten zu unterbinden.
    Gegen neun wurden die Straßen mit beschädigten Kreuzern und Bauholz gesperrt, und man trug die ersten Verwundeten weg.
    Gegen zehn wurden zu den Knüppeln und Gaspistolen Energiewaffen benutzt. In den Nachrichtenbändern erschienen die ersten offiziellen Meldungen über den Getreidepilz. Eine beträchtliche Anzahl von echten Fanatikern schloß sich daraufhin den Kämpfenden an.
    Sie kamen zu spät. Während Energieblitze über die Straßen zuckten, wirkten ihre Fahnen und Gesänge fehl am Platze. Etwa tausend von ihnen wurden von Lykens Schlägern aufgelesen. Er brauchte dringend Kanonenfutter, denn seine gut trainierten Soldaten waren in die Kämpfe vor Dem Markt verwickelt und konnten nicht ersetzt werden.
    Etwa zur gleichen Zeit zogen Flüchtlinge aus dem Ostviertel in das Süd- und Nordviertel. Sie stellten eine weitere Behinderung für die Angreifer dar. Auf der Holy-Gasse versammelten sich die Slum-Jungen. Sie verspotteten die Flüchtlinge und warfen mit Steinen nach ihnen.
    Gegen elf hatte Lyken sein Ziel erreicht und etwa zwölftausend Rekruten nach drüben geschafft. Die Dächer seiner Verwaltungsgebäude dienten als Schießstände. Man setzte Granaten ein, und die Zahl der Toten wuchs.
    Zwischen elf und zwölf hatten die Techniker, die Lykens Tacket-Zahl errechnen sollten, ihr Ziel erreicht und die nötigen Vorbereitungen getroffen.
    Um Punkt zwölf explodierte jedes Gebäude in der Umgebung von Lykens Stützpunkt. Von dem Stützpunkt selbst blieb kein Stein stehen.
     
    *
     
    Wo der große, hellerleuchtete Turm über der Stadt aufragt, wenden sich

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