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Treibgut

Treibgut

Titel: Treibgut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maren Schwarz
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Kalle hörte ihm schweigend zu. Doch Henning sah, wie das Leuchten in seinem Gesicht allmählich erstarb, als er ihm in allen Einzelheiten von seinen bisherigen Erkenntnissen berichtete.
    Nachdem er geendet hatte, herrschte lange Zeit Schweigen. Kalle, den sonst nichts so leicht erschüttern konnte, war fassungslos. Und das Schlimmste für ihn war, dass er es ganz offensichtlich nicht schaffte, das zu verbergen. »Mann oh Mann! Da hast du dich ja in einen schönen Schlamassel hinein manövriert!« Er seufzte tief. »Wenn ich etwas für dich tun kann, gib mir Bescheid.«
    Auch wenn Henning in diesem Moment nicht genau wusste, wie er ihm helfen könnte, konnte er spüren, dass Kalle alles in seiner Macht stehende tun würde, um ihn zu unterstützten. Und das nicht nur, weil er ihm noch einen Gefallen schuldete.

24
     
     
    Es war bereits weit nach Mitternacht, als Henning sich auf den Weg zu Leonas Wohnung machte. Er war fast schon an seinem Auto angelangt, das er am Topfmarkt geparkt hatte, als ihn ein Geräusch zusammenfahren ließ.
    Mit trüben Augen sah er einen großen, breitschultrigen Mann aus dem Schatten einer Straßenlampe treten und sich wie ein Preisboxer vor ihm aufbauen. Ein Basecap verdeckte sein Haar und den Großteil seines bulligen Gesichts. Augenblicklich verspürte Henning den Drang, wegzulaufen. Doch bevor er sich in Bewegung setzen konnte, hörte er den Mann übergangslos fragen, ob er schon etwas herausgefunden habe.
    »Worüber?«
    »Na, worüber schon! Über den Typ, dessen Bild vorhin die Runde gemacht hat.«
    Henning horchte auf. »Kennen Sie ihn?«
    »Vielleicht.«
    »Was soll das heißen?«
    »Das soll heißen«, der Fremde trat noch einen Schritt näher heran; so nah, dass er Henning seinen übelriechenden Atem ins Gesicht blies, »dass das ganz davon abhängt, was dir meine Auskünfte wert sind …«
    In einer unmissverständlichen Geste rieb er den Zeige- und Mittelfinger gegen den Daumen der rechten Hand. Sein Pokerface ließ darauf schließen, dass er keine Gefälligkeit ohne entsprechende Gegenleistung erweisen würde.
    »Vielleicht sollten wir besser erst mal ein paar Modalitäten klären«, versuchte Henning etwas Zeit herauszuschinden. »Zum Beispiel über wen wir sprechen.«
    »Mann, du nervst Alter!« Es folgte ein verächtliches Schnauben. »Aber bitte, wie du willst. Vielleicht machst du ja nen Schein locker, wenn ich dir sage, dass der Typ, von dem wir reden, früher mal in der Stadtwaldklinik gearbeitet hat.«
    Er ließ seine rechte Hand nach vorn schnellen. »Und nun lass endlich die Kohle rüberwachsen. Oder willst du, dass ich mir’s anders überlege?«
    Folgsam zückte Henning sein Portemonnaie und entnahm ihm einen Schein. »Hoffentlich sind die Informationen auch ihr Geld wert.« In seiner Stimme lag eine schneidende Schärfe, als er hinzufügte: »Ich kann nämlich ziemlich sauer werden, wenn man mich verarschen will.«
    Der Blick, den ihm sein Gegenüber daraufhin zuwarf, zeigte Henning, dass er wohl besser daran getan hätte, den Mund zu halten. Was, wenn er ihn zusammenschlagen und mit dem restlichen Geld verschwinden würde? Jetzt, wo er wusste, wo Henning seine Geldbörse aufbewahrte.
    In Hennings sich überschlagenden Gedanken hinein erkundigte sich der Fremde, ob er schon mal was von Ganoven-Ed gehört habe.
    »Von wem?«
    »Edmund Marks, dem Bauunternehmer«, versuchte er ihm auf die Sprünge zu helfen.
    »Edmund Marks?«, wiederholte Henning nachdenklich. »Noch nie gehört. Wer soll das sein?«
    Seine Ahnungslosigkeit schien den Unbekannten zu belustigen. »Wie der Name schon sagt: Ein Ganove eben.« Er lachte kurz auf, eine Art Bellen, das gut zu seinem Bulldoggengesicht passte. »Ein ganz gerissener noch dazu. Vor allem, wenn es darum geht, die Schwächen anderer auszunutzen.«
    Hennings verständnislose Miene ließ ihn hinzufügen: »Wenn einer wie der sich stundenlang an der Bar des Kasinos rumdrückt, dann bestimmt nicht, weil es dort so gutes Bier gibt.«
    »Sondern?«
    »Um sich ein Bild zu machen.«
    »Wovon?«
    »Na, wovon schon! Von all den Junkies natürlich – die sich in schöner Regelmäßigkeit um Kopf und Kragen spielen. Für die es nur noch darum geht, wie sie möglichst schnell und unbürokratisch an neues Geld für ihr verhängnisvolles Laster kommen können. Das wiederum hat diverse Geldgeber auf den Plan gerufen.« Er schwieg, um seine Worte wirken zu lassen.
    »Geldgeber wie Edmund Marks?«
    Seine Frage wurde mit einem Nicken

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