Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Treibjagd - Unzensiert im Doppelpack (German Edition)

Treibjagd - Unzensiert im Doppelpack (German Edition)

Titel: Treibjagd - Unzensiert im Doppelpack (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tim K.
Vom Netzwerk:
der Polizei. Das Besondere an ihm ist jedoch, dass er trotz seiner brutalenPhysis ein stilvoller Mensch ist, der sowohl eine gute Erziehung genossen hat als auch über einen besonderen Intellekt verfügt. Es bot die Grundlage einer einzigartigen und besonderen Chemie zwischen uns beiden. Wir verbrachten jede freie Minute miteinander: den täglichen Hofgang sowie den täglichen Umschluss. Für die Beamten galten wir irgendwann als „zweieiige Zwillinge“. Als die Justiz-Beamten Wind von meinem Rocker-Hintergrund bekamen und sich ebenfalls herumgesprochen hatte, dass ich ein guter Kampfsportler wäre, ließ man uns beide nicht mehr gemeinsam zum wöchentlichen Kraftsport. Ein Beamter verriet uns, dass es nicht böse gemeint, sondern Ausdruck der puren Angst wäre, dass wir beiden „unglaublichen Maschinen“ eines Tages durchdrehen könnten. Die ganze Abteilung würde dann wohl auseinandergenommen werden, vermutete er weiter, und brachte es damit wohl auf den Punkt. Aber „lach fit“ („Gott bewahre!“), wie Salem immer zu sagen pflegt, denn wir beide wollten nur unsere Knastzeit ruhig verbringen. Aber Können, Wollen und Psyche … Die Beamten hatten wohl schon so manches Pferd kotzen sehen, und man kann ihnen deshalb auch keinen Strick draus drehen. Wir waren recht schnell im ganzen Knast bekannt. Bei bis zu 40 Grad joggten wir während der gesamten Freistunde gemeinsam mit freiem Oberkörper über den kleinen, runden Gefängnisinnenhof. Salem wog 100 austrainierte Kilogramm und ich mittlerweile massige, volltätowierte 120 Kilo. Beim Kraftsport wurde ich deshalb nur „der große weiße Bär“ oder „Panzerbär“ genannt. Unser Gewichtstraining und das Laufen verschaffte uns zusätzlichen Respekt und schürte die Angst der anderen. Sie nannten uns nur noch „die Maschinen“. Viele Häftlinge suchten die Nähe beziehungsweise den Schutz von Salem. Ich galt als seine „rechte Hand“, was mir nicht zum Nachteil gereichte. Mein Aussehen und das Wissen um meine Nähe zu einem großen Motorradclub verschaffte mir aber auch so absolute Ruhe. Glücklicherweise verbesserten sich meine Haftbedingungen bereits nach wenigen Wochen. Ich bekam eine Einzelzelle und einen Leihfernseher zugeteilt. Der Dealer, mit dem ich vormals die Zelle geteilt hatte, bekam jeden Tag zum Umschluss Besuch von einem kleinen Italiener, der mit zwei Mittätern einen Dortmunder Taxifahrer ausgeraubt hatte. Bei dieser Tat hatten sie einen sogenanntenTotschläger verwendet und den Fahrer damit so schwer verletzt, dass der durch die Schläge ein Auge und einen Daumen verlor. Dies war in etwa das Niveau, von dem ich umgeben war. Auf der Abteilung III, der ich zugehörig war, befanden sich ohnehin die meisten „Tötungsdelikte“ des gesamten Gefängnisses. Die meisten Gefangenen reden zwar nicht über ihre Taten, was typisch und „knastnormal“ ist, aber trotzdem waren die Mörder und Totschläger im Allgemeinen bekannt. Es war erstaunlich, wie unscheinbar sie oft waren. Man sieht den Menschen eben nur bis vor den Kopf. Manchmal wurde ich doch gefragt: „Warum bist du denn hier?“ „Gewaltdelikt“, antwortete ich nur kurz und knapp. Dann war sofort Ruhe und ich zufrieden. Für „erpresserischen Menschenraub“ und „versuchte bewaffnete räuberische Erpressung“ schämte ich mich nämlich. Ich war alles, aber kein Räuber oder Erpresser. So etwas zu sein bedeutet für mich eine Schande.

57. Stärker, reifer und am Ende der Ritterschlag
    Die Tage im Gefängnis verkamen zu einer zähen Routine. Jeden Morgen um 5:30 Uhr Wecken, dann eine Stunde Hofgang und zweimal die Woche Duschen mit der gesamten Abteilung. Nach vier Wochen erhielt ich endlich die Berechtigung zum einstündigen Abteilungssport und nach vier Monaten die für die zusätzliche Neigungsgruppe „Kraftsport“. Zum Laufen auf dem runden Innenhof kamen also insgesamt zwei Stunden „Pumpen“ hinzu. Nach jeder Sportstunde durfte geduscht werden, so dass ich auf insgesamt viermal Duschen die Woche kam. Abgesehen von der Hygiene ist jede Möglichkeit, die Zelle zu verlassen, eine willkommene Abwechslung, wenn man 23 Stunden eingeschlossen ist. Freitags meldete ich mich öfter für die Bibliothek, aus der ich mir unter anderem Bücher von Saint-Exupery, Hermann Hesse und Paolo Coelho auslieh. Sie gaben mir ein Gefühl von Heimat, denn jene Autoren standen auch zu Hause in meinen Bücherregalen und zählten auch in der Freiheit zu meinen literarischen Favoriten. Ich

Weitere Kostenlose Bücher