Treibjagd - Unzensiert im Doppelpack (German Edition)
das Recht des Stärkeren. Es wird auf jeden Blick, jede Geste, jede Bewegung und jedes Wort geachtet. Der Starke setzt sich durch, der Schwache senkt den Blick, weicht und ordnet sich unter. Salem und ich waren eine ganz besondere Macht. Auch wenn es komisch klingt, aber wir lernten uns beim wöchentlichen Duschen kennen. Unsere Blicke trafen sich, und wir spürten beide, dass sich zwei „Gleichgesinnte“ getroffen hatten. Als er später sah, dass ich ein UFCShirt trug, kamen wir ins Gespräch, und es stellte sich heraus, dass uns beide die Leidenschaft für den Kampfsport und besonders die Mixed Martial Arts verband. Es war der Beginn einer Verbindung, die zu etwas führen sollte, was mit dem heutzutage inflationär missbrauchten Wort „Freundschaft“ nicht beschrieben ist. Wir wurden zu „Brüdern“, eine Art Seelenverwandtschaft wohnte in uns. Keiner von uns hatte zuvor etwas Derartiges erlebt. Er sprach aus, was ich dachte, und umgekehrt. Es war unheimlich und unerklärlich. In unserer Verbindung war er der große Bruder und ich der Jüngere. Frank Salem K. wurde der Mittäterschaft an einem Doppelmord angeklagt. Der Mord lag bereits 15 Jahre zurück, und ich glaube ihm, wenn er mir erzählt, dass er nur zur falschen Zeit am falschen Ort war. Frank Salem war damals aus Deutschland nach Marokko „geflohen“, und das Bundesjustizministerium bat den Staat Marokko zu übernehmen. Daraufhin wurde Salem festgenommen und verbrachte dreieinhalb Jahre unter unsäglichen Bedingungen in einem marokkanischen Gefängnis in U-Haft. Sein Prozess endete jedoch mit einem Freispruch. Als er im Dezember 2009 zusammen mit seiner Frau wegen der bevorstehenden Geburt ihres herzkranken Sohnes wieder nach Deutschland einreiste, um diesem die bestmögliche ärztliche Versorgung bieten zu können, wurde er vom SEK festgenommen. Ebenfalls ein überzogen brutaler Einsatz. Und trotz des Grundsatzes des sogenannten Strafklageverbrauchs wurde das Verfahren am Landgericht Dortmund erneut eröffnet. Wie es der Zufall wollte, hatten wir sogar den selben Staatsanwalt. Salem, der eine ostpreußische Mutter und einen marokkanischen (genauer gesagt berbischen) „Erzeuger“ hatte, galt einstmalsals gefürchteter Pate und Oberhaupt eines Zweiges einer sogenannten kriminellen Organisation. Es gab nicht wenige Stimmen, die ihn der Russenmafia in Deutschland zuordneten. Er wurde mit Schutzgelderpressung, Inkasso, Waffenhandel, Rotlicht und Bildung einer kriminellen Vereinigung in Zusammenhang gebracht. Bereits mit 23 Jahren besaß er eine 1,4 Millionen DM teure Villa und einen imposanten Fuhrpark. Auf seine Vergangenheit angesprochen, antwortete er „ausgesuchten“ Personen nur mit einem Lächeln auf den Lippen: „Ich habe nur Spielautomaten aufgestellt.“ Fakt ist jedoch, dass damals an die 500 Polizisten unmittelbar nach seiner Flucht über 100 Personen aus seinem „Umfeld“ festnahmen, und die «Bild»-Zeitung sowie «Aktenzeichen XY ungelöst» voll waren mit Berichten über ihn und der Fahndung nach ihm. Bereits in jungen Jahren avancierte er zum (damals noch „west-“) deutschen Meister im Schwergewichtsboxen. Er sah mit seinen damaligen 100 kg nicht nur aus wie Mike Tyson, sondern besaß auch einen nahezu identischen Kampfstil, was ihm konsequenterweise den Namen „der weiße Tyson“ einbrachte. Unmittelbar vor dem Wechsel ins Profilager entschied er sich jedoch für das „sichere“ Geld aus anderen „Geschäftszweigen“. Von diesem Zeitpunkt an trainierte er bis zum Exzess Muai Thai, Ringen und entdeckte das Ultimate Fighting für sich. Zu seinen besten Zeiten mit einem austrainierten Kampfgewicht von 135 kg schlug er in ganz Europa in Straßenkämpfen jeden Rivalen kurz und klein. Seine „bevorzugte Beute“ bestand aus aufgeblasenen Zuhältern, die er ganz besonders gerne zerlegte. Er hatte ganz einfach eine Aversion gegen solche „Menschen“, und dies war ein weiterer wichtiger Punkt, der uns verband. Neben zahlreichen „Geschäftszweigen“ begann er noch eine Karriere als internationaler Käfigkämpfer. Er blieb in 17 Kämpfen unbesiegt. Den letzten gewann er 2009 in Casablanca mit 41 Jahren gegen einen jungen Brasilianer, den er nach einigen harten Kopftreffern einfach mit einer Guillotine (einem Kopfhebel) bewusstlos würgte. Salem hatte sich über die Jahre in eine einzigartige Kampfmaschine gewandelt, und noch 15 Jahre nach seiner Flucht aus Deutschland verbreitete sein Name Angst und Schrecken im Knast und bei
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