Treibjagd - Unzensiert im Doppelpack (German Edition)
stürzten sich voller Freude und Inbrunst auf alles, was ihnen in die Finger kam. Offensichtlich hielt das negative Durchsuchungsergebnis niemanden von denen ab, weiterhin die Lügengeschichten als Wahrheiten darzustellen. Eine sehr interessante Erkenntnis war für mich auch, dass sich die OK-Dienststelle aus B.-Stadt (KK 21) in die Ermittlungen eingeklinkt hatte. Ausgerechnet die Dienststelle, welche höchstwahrscheinlich mit Braunbär kooperierte und der ich mehr als gefährlich geworden war. Erstaunlich, denn was hat ein B.-Stadter OK-Dezernat mit einem erpresserischen Menschenraub in Hamm zu tun? Mehr noch, es schien, als ob sie die Ermittlungen an sich gerissen hatten. Damit war für mich aber auch klar, dass es Fairness nicht geben würde. Sie wollten mich bescheissen, mir daraus einen Strick drehen und mich an diesem aufhängen. Und dazu würde ihnen jedes Mittel recht sein. Endlich war der Tag der Haftprüfung gekommen, und ich wurde gefesselt in eine Zelle des benachbarten Amtsgerichts verbracht, wo ich auf Rechtsanwalt Ahrend traf, der zu mir in die Zelle gelassen wurde. Es tat mehr als gut, ihn endlich wieder zu sehen. „Herr K., ich bin guter Dinge, dass ich Sie heute mit nach Hause nehme“ verkündete er, und hatte dazu guten Grund, denn er hatte bereits ganze Arbeit geleistet und eine perfekte Ausarbeitung mit dem Ziel der Aufhebung des Haftbefehls gefertigt. Diese lag dem Richter schon vor, als wir in das Büro des Richters geführt wurden. Dort saß der mir schon bekannte und voreingenommene Amtsrichter Hansen. Ich meine sogar, dass er denselben schäbigen Pullover trug wie bei unserem ersten Zusammentreffen. Weiterhin waren ein Dortmunder Staatsanwalt, eine Praktikantin und ein Justizangestellter anwesend. Herr Ahrend trug zuversichtlich die Gründe vor, weshalb der Haftbefehl aufzuheben sei. Der Richter schien unberührt, öffnete die Akte und erklärte, dass die Polizei inzwischen auch die Zeugin Katharina Nasser vernommen hatte. Diese hatte ausgesagt, dass ich die Zeugin Pfahl zu Boden gestoßen hatte und es dabei auch um Geld gegangen sei. Herr Ahrendund ich waren mehr als geschockt. Wie konnte Katharina mich nur so belasten? Weiterhin las der Richter vor, dass Katharina auch ausgesagt habe, dass sie 40 % ihrer Einnahmen als Prostituierte an mich abführen musste. Ich war sprachlos. Diese undankbare Kanaille! Der Staatsanwalt eröffnete uns nach den Ausführungen des Richters, dass noch weitere Verfahren anhängig waren und man nunmehr anklagen wird. Es sollte also zu einer Hauptverhandlung kommen. Der Antrag auf Haftverschonung hatte also offensichtlich keine Chance und so zogen wir ihn vorsorglich zurück. Meine Enttäuschung hielt sich in Grenzen, denn ich hatte mir sowieso keine großen Hoffnungen gemacht. Jeder echte Kriminelle wäre an dieser Stelle wohl entlassen worden, jedenfalls bis zur Hauptverhandlung. Ich sage nur „Intensivtäter“, die zumeist kurz nach ihrer Verhaftung wieder frei sind … Nachdem ich mich von Herrn Ahrend verabschiedet hatte, wurde ich angekettet an einen anderen Häftling in die JVA verbracht. Eine Zeit des Wartens und der quälenden Ungewissheit begann. Dennoch, alles hat seine Zeit und alles seinen Sinn. Und wenn ich heute, vier Monate nach meiner Einlieferung, zurückblicke, so bin ich geneigt zu sagen, dass ich froh bin, zum Haftprüfungstermin noch nicht frei gekommen zu sein. Die Zeit im Knast sollte mich bereichern, reifen und erstarken lassen. Eine anfängliche Niederlage bedeutet bekanntlich im Nachhinein zwei Siege.
56. Ein wahrer Bruder
Die Zeit, die ich nun durch- und erlebte, war wohl die wichtigste und mich am meisten bereichernde meines bisherigen Lebens. Ich wage zu behaupten, dass sie meiner Persönlichkeit einen wichtigen Schliff gegeben und meine Seele mit Drachenblut benetzt hat, das mir seither als feste Rüstung dient. Ein starker Mann, der unter diesen Umständen in dieser Umgebung 23 Stunden am Tag mit sich und seinen Ängsten allein ist, der kann über die Problemchen der Menschlein draußen nur noch müde lächeln. „Hier drinnen trennt sich die Spreu vom Weizen“, sagte mir ein kostbarer Mensch. „Wir sind Krieger und keine schwachen Kakerlaken wie die meisten.“ Und er hatte recht. Der Knast ist wie die wilde Natur aufgebaut. Es gibt eine klare Hierarchie. An der Spitze derNahrungskette stehen die Starken, von denen es nur sehr wenige gibt. Ganz unten stehen die Schwachen, und von denen gibt es mehr als genug. Im Knast gilt
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