Treibjagd - Unzensiert im Doppelpack (German Edition)
und ernüchtert das Etablissement. Natürlich saß ich von Anfang an keiner Illusion auf, dass es sich bei ihr um eine Prinzessin handeln könnte, trotzdem waren diese Neuigkeiten eine Spur zu krass für mich. Mit einem derartigen Hintergrund wollte ich nichts zu tun haben. Dieser erfüllte mich mit Aversion und Ekel. Und so hatte der Drang, sie bald wieder zu sehen, stark nachgelassen. Trotzdem musste ich an sie denken. Die gemeinsame Zeit mit ihr tat mir einfach zu gut, als dass ich darauf verzichten wollte. Und so machte ich mich doch wieder zügig auf den Weg. Als wir uns dann wiedersahen, war es erneut erfrischend und beglückend. Sandy vertraute mir jetzt Weiteres an, was mich erst erschrecken und dann erzürnen ließ. Unter Tränen erzählte sie, dass ihr Leben nur noch eine einzige Qual sei. Der Typ würde sie schlagen, demütigen und täglich dazu zwingen, für ihn anschaffen zu gehen. Von dem Geld, das sie verdiente, ließe er ihrtäglich fünf bis zehn Euro zum Einkaufen für sie und die Kleine, den Rest nehme er ihr ab. Jeden Morgen bringt sie ihre Tochter zur Schule. Danach kutschiert sie der Albaner ohne Rücksicht auf ihr Wohlbefinden jeden Tag vormittags zur Arbeit und holt sie abends auch wieder ab. Während sie arbeitet, passt er zu Hause auf ihre Tochter auf und kümmert sich um sie. Jedenfalls was so einer kümmern nennt: Einmal täglich mit ihr zu McDonald’s fahren und ihr einen Hamburger und Pommes zu essen kaufen. Ansonsten schließt er ihre Tochter entweder in ihrem Zimmer ein oder lässt sie mit ihm zusammen Fernsehen gucken. Wenn die Kleine nicht gehorcht, schlägt er sie auch. Der Typ hängt den ganzen Tag zumeist faul zu Hause herum oder fährt sinnlos durch die Gegend. Wenn er etwas gegessen hat, räumt er nicht einmal ab, und jeden Abend muss sie noch für ihn die Beine breitmachen, ob sie wolle oder nicht. Ich konnte nicht ganz glauben, was mir Verena unter Tränen gestand. Ich fragte erst, ob sie mich verarschen will, und dann, wie sie an solchen Typen geraten war und warum sie ihn nicht verlassen hatte. „Geh doch zur Polizei“, schloss ich ab. Sie erzählte mir nun folgende Vor-Geschichte: Sie hatte ihn vor mehreren Jahren kennengelernt, und damals sei er ein liebevoller Mann gewesen. Irgendwann schlug er ihr vor, mit ihrem guten Aussehen Geld zu verdienen – Geld für die gemeinsame Zukunft. Sie sagte zu und arbeitete zunächst widerwillig, ehe sich die Routine einstellte. Das „gemeinsame“ Geld floss jedoch in die Taschen der albanischen Sippschaft, in Häuser und dicke Autos. Ihr „Freund“ fährt einen schwarzen 600er Mercedes, obwohl er offiziell Hartz-IV-Empfänger war. „Warum lässt du dir das gefallen? Warum verlässt du ihn nicht?“ fragte ich sie erneut. „Ich weiß doch gar nicht wohin ich soll. Ich habe keine Freunde, keinen Führerschein und mit meiner Familie bin ich auch zerstritten. Ich bin schon mal weggelaufen, aber meine Mutter hat mich denen verraten. Er ist umgehend mit seinen Brüdern erschienen, und gemeinsam haben sie mich geschlagen und getreten.“ „Du musst zur Polizei gehen“, sagte ich ihr mit langsam wütender Stimme. „Noch leben wir hier in Deutschland.“ „Die machen doch nichts. Außerdem lässt der mich zu Hause keine Minute unbewacht. Selbst wenn ich auf Toilette bin, kommt er mir nach, und guckt was ich mache. Er droht mir immer, dass wennich etwas bei der Polizei sage, er dafür sorgen würde, dass mir das Jugendamt meine Tochter wegnimmt.“ Sie bedankte sich, dass ich ihr zugehört hatte. Einerseits war ich sprachlos und geschockt, andererseits aber auch zornig. Bisher kannte ich dieses Milieu nur aus Erzählungen und der Theorie der Polizeiarbeit, aber nun saß ein richtiges Opfer dieser Kerle vor mir. Inzwischen glaubte ich ihr, denn dieses ganze Martyrium konnte sich diese Frau nicht einfach ausdenken. Ich empfand unglaubliches Mitleid für Verena und schloss sie immer mehr ins Herz. Ich war hinund hergerissen. Mich widerte ihr gesamtes Umfeld an. Andererseits war sie ein hilfloses Opfer, das in diese Situation hineingezwungen wurde. An diesem Tag tauschten wir doch unsere Handynummern aus, und als ich ihr meine Nummer mitteilte, sagte sie beseelt: „ Na endlich!“
35. Annäherung
Von dem Tag an standen wir in regelmäßigem Kontakt. In erster Linie schrieben wir uns zahlreiche SMS, ab und zu telefonierten wir aber auch. Auf diese Art und Weise erhielt ich immer mehr Einblick in Verenas qualvolles Leben. Oft schrieb
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