Treibjagd - Unzensiert im Doppelpack (German Edition)
Verena trug zufälligerweise ihre Diesel-Jeans mit dem Hinternaufdruck „Angels“ (die Firma hatte deswegen vor Jahren einen Markenrechtsstreit gegen den HAMC verloren) und eine weiße Bluse. Sie sah wirklich hübsch aus. Ich trug ebenfalls eine Jeans, weißes Hemd und darüber einen Harley-Davidson-Pullover. Der direkte Weg zum Little Italy führte quer durch das Steintorviertel. Ich wählte absichtlich eine andere Route durch eine Seitenstraße. Jedoch arbeiteten genau die zwei Angels dort, mit denen ich schon seit Wochen im Kontakt stand. Ich begrüßte beide mit Handschlag, wir umarmten uns, und ich stellte ihnen Verena kurz vor. Der eine sagte mir noch diskret, dass man bald nach B.-Stadt fahren würde. Mit dem anderen ging ich ein paar Schritte und erzählte ihm dabei, dass Verena das besagte Mädel sei. Wir unterhielten uns noch eine Weile, ehe Verena und ich um die Ecke in Richtung Little Italy weitergingen. Das Restaurant, das an der Hauptstraße am Rande des Viertels lag, war wie gewohnt gut besucht. Trotzdem konnten wir einen freien Zweiertisch ergattern. Als wir uns setzten, erkannte ich den„prominenten“ Gast, der in seiner grünen Armeetarnjacke in der Ecke des Lokals mit einigen Bekannten am Tische saß. Falk G. erkannte auch mich sofort, ließ sich jedoch nichts anmerken. Seine weiblichen und männlichen Tischnachbarn waren eindeutig der Oberschicht Hannovers zuzuordnen. Ich hatte sofort den Eindruck, dass er wieder mal nur auf der Durchreise war. Und … genau so war es! Einige Minuten später stand er auf und ging in Richtung Ausgang. Auf diesem Weg ließ er es sich nicht nehmen, kurz an unserem Tisch stehen zu bleiben und mich zu begrüßen. Ich stand auf, wir gaben uns die Hand, und ich stellte ihm Verena vor. Wir wechselten noch ein paar Sätze, ehe wir uns verabschiedeten und er das Restaurant verließ. Danach sagte ich zu Verena: „Mensch, wen du alles heute Abend kennen lernst …“ und lachte. „Wieso, wer war denn das?“ „Das war gerade der Präsident der Hells Angels Hannover.“ „Wen du alles kennst, das möchte ich gar nicht wissen. Ich weiß immer noch nicht wer du wirklich bist.“ sagte sie mit einem Lächeln. Das Essen war köstlich und reichlich, und mit einer Flasche von Verenas Lieblingsrotwein als Geschenk des Hauses verließen wir gut gelaunt und zufrieden das Lokal. Sie hatte mich unbedingt einladen wollen, aber ich hatte darauf bestanden, die Rechnung zu übernehmen. Es war alles leicht und unbeschwert, und es ging mir richtig gut. Sie hakte sich bei mir ein, und wir gingen zum Auto. Es war ein sehr schöner Abend. In den nächsten Tagen erreichte Verena die Nachricht, dass sie am Donnerstag den 5. November 2009 um 12:30 Uhr endlich einen Termin bei der Polizei in B.-Stadt hatte. Das angstvolle Warten und Ban- gen sollte also endlich ein Ende finden. Anke nahm sich daher extra für diesen Tag frei.
40. Hausdurchsuchungen
Der 5.11.2009 sollte ein einschneidendes Datum in meinem bisherigen Leben sein. Ich musste an diesem Tag unbedingt zu meinem Freund Chavez nach Minden. Er hatte mir erzählt, dass ein Strafbefehl gegen ihn vorlag und er nur durch die Bezahlung von 750 Euro der Inhaftierung entgehen könne. Da ich ihn wirklich mochte und ihn als meinen Freund ansah, bot ich an, ihm das Geld zu leihen. Er war überglücklich, weil er wie gewohnt pleite war. AmVorabend hatte ich noch zusammen mit Verena einen Film geschaut und danach zum ersten Mal überhaupt bei ihr und mit ihr im Schlafzimmer übernachtet. Vor lauter innerer Unruhe und Angst hatte sie bisher nur auf dem Sofa im Wohnzimmer geschlafen. Der bevorstehende Termin bei der Polizei in B.-Stadt ließ jetzt Ruhe in sie einkehren. Das Klingeln des Weckers überhörte Verena wie so oft. Sie hatte bereits mehrmals zuvor verschlafen und ihre Tochter kam deshalb zu spät zur Schule. Also stand ich auf, ging ins Kinderzimmer und weckte die Kleine, die ihrer Mutter in puncto Schläfrigkeit in nichts nachstand. Schließlich zog sie sich an, ging ins Badezimmer, um sich die Zähne zu putzen, und dann in die Küche, wo sie sich selbstständig ihre Pausenbrote mit Nutella schmierte. Die Kleine war schon zuckersüß. Wenn sie lachte, konnte man sehen, dass ihre vordere Zahnreihe fehlte, die gerade im Begriff war nachzuwachsen. Zu meinem Schrecken musste ich feststellen, dass die Kleine erst zur zweiten Stunde hatte und ich zu früh aufgestanden war. Ich unterhielt mich noch ein bisschen mit ihr und schickte sie dann
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