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Treibland

Treibland

Titel: Treibland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Till Raether
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an Bord gewonnen», erklärte Francis. «Von dem Abend ist auch das Foto, das Maik Ihnen gezeigt hat.»
    «Ballon-Tanzen, so eine Art Pole Dancing, einen Orgasmus nachmachen», sagte Sonja. «Lauter Sachen, die ein bisschen gewagt sind. Aber lustig. Wenn man sich drauf einlässt. Es gibt immer Leute hier an Bord, die das, was wir machen, scheiße finden, und dann gibt es welche, die sich darauf einlassen können. Bis ihr Mann krank wurde, war Simone eine von denen. Die sich darauf einlassen können. Denn bei der Wahl geht’s nicht um Schönheit oder darum, sexy zu sein. Sondern darum, ob man …» Sie suchte nach Worten.
    «… sich darauf einlassen kann», schloss Danowski, der jetzt schon nicht mehr wusste, wie interessant er das alles finden sollte. Jedenfalls verwendeten Animateure anscheinend das gleiche Vokabular wie Sozialarbeiter und Psychologen, wenn sie über ihren Job sprachen.
    «Vor allem», sagte Francis, der es offenbar nicht ertragen konnte, länger keine Redezeit zu haben, «gibt es an Bord Passagiere, die sehen durch das Personal hindurch oder behandeln uns wie den letzten Dreck. Und dann gibt es solche, die uns wie ganz normale Menschen behandeln. Weil sie nicht so abgehoben und …»
    «Okay», unterbrach Danowski, der das leicht kitschig fand. «Lassen Sie mich raten, zu welcher Gruppe Ihre Freundin Simone Bender gehörte.»
    «Verdächtigen Sie sie, ihren Mann infiziert zu haben?», fragte Maik, immer noch schüchtern.
    «Ihren Freund», korrigierte Danowski.
    «Sie verdächtigen sie, ihren Freund infiziert zu haben?», hakte Sonja nach.
    «Sie werden verstehen, dass ich keine Fragen zu laufenden Ermittlungen beantworten kann.»
    «Sie werden feststellen, dass solche offiziellen Floskeln sich noch lächerlicher anhören werden, sobald Sie die blaue Afro-Perücke tragen», sagte Sonja. Langsam hatten sie die Luft hier in der Garderobe verbraucht.
    «Wie bitte?», fragte Danowski.
    «Wir werden Ihnen zeigen, wo Simone Bender versteckt wird», sagte Francis. «Wahrscheinlich kennen Sie ihre Bewacher schon. Wir haben gesehen, dass einige von denen nach Ihrem Auftritt im ‹Reeperbahn-Theater› zu Ihrer Kabine gegangen sind.»
    «Mag sein», sagte Danowski unverbindlich. «Aber das erklärt noch nicht, warum ich die Perücke anziehen soll.»
    «Sie haben bestimmt mitbekommen, dass die Mannschaftsquartiere seit Beginn der Quarantäne ziemlich zuverlässig abgeschottet worden sind, damit da nicht irgendwelche Passagiere reintapern und Unruhe stiften», sagte Sonja.
    «Und uns unser Wasser und unseren Kaffee klauen», fügte Francis hinzu. Die haben Kaffee, dachte Danowski neidisch. «Und unsere von uns fachmännisch gereinigten Toiletten benutzen.»
    «Und Viren verbreiten», sagte Danowski.
    «Seitdem Sie angefangen haben, sich hier wie ein Polizist zu benehmen, sind die Eingangskontrollen verschärft worden», erklärte Francis.
    «Daher die blaue Perücke», sagte Sonja. «Maik hier hat in etwa Ihre Statur. Es ist Mitternacht durch, es ist dunkel, und wenn Sie beide jetzt die Klamotten tauschen, und Sie setzen sich die blaue Perücke auf und kommen mit uns ins Mannschaftsquartier, dann ist es einfach nur, als wären die vier Animateure zurück von der Schicht. Und dann zeigen wir Ihnen die Tasche. Und wo Simone Bender liegt. Was Sie dann mit der Information machen, ist Ihre Sache.»
    «Wo ist die Tasche?», fragte Danowski.
    «Die haben wir versteckt.»
    «Und was ist drin?»
    Sie tauschten wieder Blicke. «Wir haben nicht reingeschaut», behauptete Sonja. Danowski winkte die Lüge durch. Er würde schon sehen.
    «Warum?», fragte er schließlich. «Im Ernst.»
    «Im Ernst?», brauste Sonja auf. Er merkte, dass er die Animateure mochte und dass das hier zu etwas Gutem führen konnte. «Ganz im Ernst? Glauben Sie, wir haben keine Angst? Glauben Sie, wir möchten ein paar Türen entfernt von einer hochansteckenden Toten oder Sterbenden eingesperrt sein? Da soll endlich was Offizielles passieren. Und ich persönlich wüsste gern, wer Simone Bender versteckt, und warum.»
    «Ehrlich gesagt dachte ich bisher, dass sie sich selbst versteckt. Und zwar vor mir», sagte Danowski. «Einmal habe ich sie an der Reling gesehen, aber als sie das gemerkt hat, hat sie sich sofort nach hinten fallen lassen.» Sie könnte aber auch weggezogen worden sein, dachte er jetzt.
    «Ein Grund mehr, die Perücke aufzusetzen», sagte Francis und lächelte fast freundlich. Danowski zuckte die Achseln. Maik nickte. Die

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