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Treibland

Treibland

Titel: Treibland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Till Raether
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«Um ihm Unglück zu bringen.»
    «Sehen Sie», sagte Danowski, «Aberglaube. Das wäre gar nicht nötig gewesen.»
    «Ich habe eine Abkürzung genommen, sagen jene, die sich verlaufen haben.»
    «Lassen Sie mich raten …»
    «Uganda.»

47 . Kapitel
    «Das war’s dann. Danke fürs Mitnehmen.»
    «Klettern Sie dann da einfach über den Zaun?»
    «Das kriege ich jetzt auch noch hin.»
    In Teufelsbrück hatte sie ihr Boot vertäut und ihm einen Autoschlüssel gegeben: Carsten Lorschs Mercedes, eine Viertelstunde von hier vor ihrem Haus, auf dem sandigen Gehweg. Cognacfarbene Lederpolster. Oder Whisky. Er fuhr nach vorn gebeugt wie ein Rentner. Es kostete ihn große Anstrengung, den Blick scharf zu halten, eingelullt von der Lautlosigkeit des Motors. In der Nähe vom Klövensteen parkte er den Wagen am Waldrand und lief die letzten fünfhundert Meter zum Golfplatz. Der Boden schwamm unter seinen Füßen, weil ihm Carsten Lorschs Deckschuhe zu groß waren.
    Es war Mitte Mai, der Mond kein Viertel, die Fairways glichen schwarzem Acker. Als Wolka Jordanova ihm die Narbe an ihrer Schläfe zeigte, konnte er sie kaum erkennen, aber er nickte, weil er merkte, dass es ihr wichtig war.
    «Der Mann ist verrückt», sagte sie. «Er hat mir die Tür mit seiner ganzen Kraft ins Gesicht geschlagen, obwohl er mich genau gesehen hat. Durch den Türspalt.» Sie hielt inne und blickte über Danowskis Schulter in die Dunkelheit. «Ich habe seine Augen gesehen.»
    «Okay», sagte Danowski, der sich dafür nicht dringend interessierte. Aber er spürte, dass es der Zugang zu Wolka Jordanova war.
    «Und dann hat er versucht, mich hier rauswerfen zu lassen», sagte sie. «Aber ich habe der Clubleitung gedroht, allerhand Sachen zu erzählen. Da haben sie mich behalten.»
    «Was für Sachen?», fragte Danowski. Sie standen unterhalb des möglicherweise dunkelgrünen und offenbar zusammenklappbaren Hochsitzes. Sie bückte sich in Richtung des Gerüsts und hob eine Schrotflinte ins funzlige Mondlicht.
    «Glauben Sie, ich bin hier legal beschäftigt? Hier kommen jeden Herbst und jedes Frühjahr die Wildschweine durch, und dann geben sie uns Jagdwaffen und die Anweisung, auf die Tiere zu schießen. Uns. Leuten wie mir. Ich habe Germanistik studiert, ich habe keinen Jagdschein. Alles immer ein einziges Gemauschel.»
    «Und wie haben Sie meinen Kollegen Finzel kennengelernt?», fragte Danowski und starrte auf die Schrotflinte.
    «Der hat hier rumgeschnüffelt, weil er auf der Suche nach Wilken Peters war. Wie gesagt, Peters kenne ich auch, der gehört zu der Gruppe von Steenkamp. Die Leute vom Club haben Ihren Kollegen hier nicht reingelassen, aber ich habe gesehen, wie er draußen herumstand. Und dass er Polizei ist. Darum habe ich mit ihm gesprochen. Weil es das erste Mal war, dass die Polizei hierherkommt. Erst dachte ich, der ist vom Zoll und sucht nach Schwarzarbeitern. Aber er wollte sich über Steenkamp und Peters unterhalten.»
    «Was haben Sie ihm gesagt?»
    «Dass Cay Steenkamp mich umbringen oder mir sehr, sehr weh tun wollte. Einfach nur so. Weil er eine Wut hatte. Und dass ich danach angefangen habe, ihn und seine Freunde zu belauschen. Wie ein dreckiger kleiner Spitzel. Das haben die aus mir gemacht. Weil ich so was wollte wie Rache.»
    «Belauschen? Schwierig auf dem Golfplatz, oder?»
    «Ja. Aber unser Pausenraum grenzt direkt an die Wand vom Männerklo im Clubhaus. Dünne Wand. Man hört viel Plätschern. Und oft die interessantesten Gespräche.»
    «Und?»
    «Der Alte, also Steenkamp, wollte irgendwas nicht mehr mitmachen, was Peters und dieser Lorsch, der dann gestorben ist, mit ihm vereinbart hatten. Unter Geschäftsleuten. Da wurde immer viel über Ehre und so gesprochen. Respekt. Wie bei Rappern, verstehen Sie?»
    Danowski musste lachen. Er sah ihr rundes, flaches Gesicht im schmalen Licht, das helle Haar weiß gegen die Dunkelheit, und er dachte: Wie wunderbar, sie hat ein richtiges Mondgesicht, eins, von dem man sich gern bescheinen lässt und wo man gerne reinguckt.
    «Der Alte hat immer sehr, sehr lange gebraucht auf dem Klo, und das hat Peters ausgenutzt, um ihm dahin zu folgen und ihn da unter Druck zu setzen. Okay, der Alte ist ein Sadist, aber das tat mir fast wieder leid. Stellen Sie sich vor, Sie haben Prostata, und dann nutzt das jemand aus und verfolgt Sie bis aufs Klo. Es war auch immer wie umgedreht, ihr Verhältnis. Draußen, auf dem Platz und im Clubhaus, hat Steenkamp Peters immer arrogant und abweisend

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