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Treibland

Treibland

Titel: Treibland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Till Raether
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tote Omas, dachte Danowski, sagte humorlos «Pressestelle», legte auf, und plötzlich war Ruhe im Büro. Kalutza und Molkenbur waren schon vorgegangen, aus dem Augenwinkel hatte er die charakteristische Bewegung wahrgenommen, mit der sie beim Aufstehen ihre Hosen hochzogen.
    «Pannfisch», wiederholte Finzi. «Ich sitze hier nur noch, weil ich auf dich warte.»
    «Pannfisch», sagte Danowski erschöpft. «Na ja, immer noch besser als Moppelkotze.»
    «Ist ja widerlich.»
    «Klassischer Berliner Eintopf.»
    «Ach, geh doch nach drüben.»
    Danowski schnaufte zustimmend. Er hörte, wie Stimmen auf dem Flur an ihrem Büro vorüberzogen. Dann sagte er: «Vielleicht komm ich nach. Danke fürs Warten. Ich glaub, ich leg mich ein halbes Stündchen in den Ruheraum.»
    «Wie du meinst. Ich bring dir ein Balisto mit.»
    «Orange», sagte Danowski und betrachtete das ausgedruckte Bild der malträtierten Holzkreatur von Kathrin Lorsch, während Finzi die Bürotür hinter sich zuzog. «Nagelfetisch, 1989 / 2012 » stand unter dem Foto. «Im Besitz der Künstlerin». Das Problem an Molkenburs oder Kalutzas Ausdrucken war, dass man sie sich umständlich noch mal selbst ergoogeln musste, wenn man sie genauer untersuchen oder mehr dazu lesen wollte. Danowski seufzte und wandte sich seinem Rechner zu. Er tippte «Lorsch Nagelfetisch» in den Google-Suchschlitz und wartete, während der Pfeil mit der kleinen Sanduhr über den Bildschirm zuckte. Er legte die Hände vors Gesicht. Sie rochen nach Büro. Er beschloss, zum Duschen nach Hause zu fahren und sich umzuziehen, bevor er zum ersten Treffen der Task Force ging. Er stand auf, nahm seine Jacke von der Stuhllehne und den Autoschlüssel von Finzis Schreibtisch. Bevor er ging, blickte er noch einmal auf seinen Bildschirm, den jetzt das Bild von Kathrin Lorschs Statue füllte. Ein grob geschnitzter nackter Männerkörper mit leeren Augenhöhlen und einem halboffenen Mund, aus dem eine abgebrochene Zunge ragte. Am auffälligsten waren die verrosteten Nägel und Metallsplitter, die überall in den Torso der Männerfigur geschlagen waren, vom Hals bis hinunter zum Penis, in dem ebenfalls mehrere Nägel und ein verrostetes Stück Metall steckten. Und ein etwa handgroßes, nach außen gewölbtes Gefäß in der Brust des Mannes, in der Danowski ein aus Holz geschnitztes Herz sehen konnte. Das Herz war als einziger Teil der Skulptur mit roter Farbe angemalt, und es hatte einen Mund, der wie in größter Verzweiflung schrie.
    Auch nicht leicht, jung zu sein, dachte Danowski.
    Das Gute daran, jetzt zu fahren, war, dass er dann nachher direkt vom Krisenstab allein zu Kathrin Lorsch fahren konnte, ohne Finzis manchmal irritierend eindimensionale Begleitung. Etwas an diesem Nagelfetisch und an dem Bild von Lorsch vor fast fünfundzwanzig Jahren mit seiner Tropfenbrille inmitten all der jungen Künstler und daran, dass Kathrin Lorsch verantwortlich für die Internetseite ihres Mannes war, irritierte ihn. Und er war sich fast sicher, dass die ersten und vielleicht auch die letzten Antworten nicht auf irgendwelchen Passagierlisten einer unwilligen Reederei oder unter dem Elektronenmikroskop im Tropeninstitut lagen, sondern bei Kathrin Lorsch in Nienstedten.

11 . Kapitel
    Es war fast eins, als er zu Hause ankam. Er hatte sich Zeit gelassen und unterwegs im Auto einen Kaffee getrunken, weil Leslie donnerstags gegen Mittag nach Hause kam. Er wollte sie sehen; er hatte das undeutliche Gefühl, ihr etwas erklären oder versichern zu wollen.
    Als er vor der Dusche stand und sich abtrocknete, hörte er ihre Schritte im Flur. Ohne anzuklopfen, kam sie ins Bad. Er konnte sie kaum erkennen durch den Dampf. Ihr Bad war ein schmaler Schlauch mit einer Dusche am Ende und ohne Wanne, in der Mitte die Kloschüssel und das Waschbecken so nah an der Tür, dass sie beim Öffnen dagegenstieß.
    «Hast du von der Sache mit dem Schiff gehört?», fragte sie, während die Luft im Bad langsam klarer wurde.
    «Ja», sagte er und trocknete sich ab. «Mein Fall.»
    «Echt?»
    «Ja. Ich war heute Morgen schon da.»
    «Deshalb die heiße Dusche.»
    Er wickelte sich das feuchte Handtuch um die Hüfte und nickte.
    «Ganz ehrlich», fragte Leslie, «wie gefährlich ist das?»
    «Ganz ehrlich», sagte Danowski, «ich weiß es nicht. Es ist ätzend. Ich finde es bedrohlich. Aber ich gehe kein Risiko ein. Und vielleicht hab ich Glück, und bald kommt jemand aus Panama, dem ich den Fall abgeben kann.» Es hörte sich an wie ein

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