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Treibland

Treibland

Titel: Treibland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Till Raether
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Polizisten vorstellte. Kathrin Lorsch begann wie aus dem Nichts zu rauchen. Wenn ich jetzt eine mitrauchen könnte, dachte Danowski, wäre der ganze Fall hier und jetzt gelöst. Aus Schweigen würde Einverständnis, dann gäbe ein Wort das nächste, und am Ende wäre alles klar. Rauchen. Magisch war das gewesen.
    Die Lieferwagenreifen auf dem hellgrauen Kies: in dem Geräusch wäre Danowski am liebsten versunken. Es klang nach einer besseren Welt, in der nur die Dinge knirschten, die wirklich Talent dafür hatten. Er sah, wie Finzi sich abwandte und ans Telefon ging.
    «Wann waren Sie eigentlich das letzte Mal in Afrika?», fragte Danowski, ohne vom Kies aufzublicken. Er konnte sich nicht davon losreißen, wie jeder einzelne Nieseltropfen einen einzelnen Kiesel von Hell- zu Dunkelgrau färbte. Nieselkiesel. Er bückte sich verhaltensauffällig und nahm eine Handvoll Kiesel, ließ sie durch die Hand rinnen und steckte den Rest verlegen in die Sakkotasche.
    «Vor zehn Jahren oder so», sagte Kathrin Lorsch beim Inhalieren, und beim Ausatmen: «Aber wir wollten demnächst mal wieder hin.» Er sagte nichts. «Mein Mann wollte mich einladen. Mein Traum. Ostafrika. Keine Ahnung, ob er schon was gebucht hatte. Darum muss ich mich also auch noch kümmern.»
    «Sie haben ja ziemlich weit voneinander entfernte Träume gehabt. Schottland, Ostafrika.»
    «Ich dachte, das sollte so eine Art Wiederannäherung sein. Man macht noch mal was Schönes zusammen. Offenbar war es mehr zur Ablenkung gedacht.» Mehr Rauch, als bestünde sie gerade aus nichts anderem.
    «Sie haben ganz schön viele Reisen geplant.»
    «Reisen ist die Erotik des Alters.»
    «Ich dachte Essen.»
    «Kommt auf Ihre Möglichkeiten an.»
    Danowski nickte. Finzi kam zu ihnen, und Danowski sah, dass sein Kollege dabei war, eine spontane Entscheidung zu treffen. Er bekam dann immer einen konzentriert-erleichterten Gesichtsausdruck, wie ein Kind, das auf dem Klo sitzt.
    «Kennen Sie eine Simone Bender?», fragte Finzi und reichte Danowski sein Telefon mit der Nachricht von Kalutza, dass sie die Rothaarige identifiziert hatten. Sie war achtunddreißig Jahre alt und wohnte in Winterhude.
    «Nein», sagte Kathrin Lorsch und warf ihre Kippe in den Kies. «Aber ich kann mir vorstellen, wer das ist. Schönen Gruß, und fragen Sie sie, was sie mit meinem Mann gemacht hat.» Dann ging sie zurück ins Haus, und an ihren Schultern sah Danowski, dass sie darin jetzt nichts mehr zu tun hatte, kein Bild zu beenden, nichts aufzuräumen, nur ein paar Kleidungsstücke ihres Mannes wegzugeben und vielleicht eine Afrikareise zu stornieren.
    «Inchkeith. Zu Pestzeiten wurde das als Quarantäne-Insel benutzt», sagte Finzi smartphoneschlau und steckte sein Telefon weg. «Ist doch herrlich passend oder unpassend.»
    «Dann wieder zur Elbe», sagte Danowski resigniert. «Zurück an Bord und mit dieser Simone Bender reden.»
    Finzi schüttelte den Kopf. «Die Omis haben schon mit der Reederei gesprochen: Simone Bender ist nicht in ihrer Kabine und hat sich auch nicht gemeldet, als sie ausgerufen wurde. Wenn sie sie finden, melden die sich.»
    «Dann eben Winterhude», sagte Danowski erleichtert, dem der Name dieses Stadtteils plötzlich herrlich klar und erfrischend schien. «Vielleicht ist da jemand, der uns was über sie erzählen kann. Was wissen wir denn bisher?»
    «So gut wie nichts. Unverheiratet, hat aber einen Sohn, der bei ihr im Jean-Paul-Weg gemeldet ist.»
    Als sie im Auto saßen, klingelte sein Telefon. Behling, eindringlich nasal.
    «Na, Kinnings? Finzi in der Nähe?»
    «Sitzt neben mir am Steuer», sagte Danowski unverbindlich, am Rande der Kurzangebundenheit.
    «Was seid’n ihr gestern fürn Wagen gefahren? Fünfer- BMW mit der sechzehnachtundvierzig?»
    «Kann sein.» Behlings Pedanterie war legendär. «Aber der Kaffee ist nicht von uns, der war schon kalt, als Finzi den Wagen morgens übernommen hat.» Rechtfertigungen, er fühlte sich wie in der Schule und hasste Behling dafür.
    «Nee, darum geht’s nicht», sagte Behling. «Das erwarte ich gar nicht anders. Aber ich als Normalsensibler, wie das hier so heißt, lese jetzt, dass Hochsensible mehr Informationen aufnehmen, Zitat, die von ihnen zudem intensiver wahrgenommen werden. Sie müssen also mehr Reize verarbeiten als andere, sodass sie in der Folge meist langsamer sind, stressanfälliger und weniger belastbar. Das bedeutet auch, dass Arbeitsabläufe bei Hypersensiblen länger dauern können, weil sie genau

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