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Treibland

Treibland

Titel: Treibland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Till Raether
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Kalutza. «Ist aber ’ne Menge Papierkram.» Das klang lustvoll wie ein Extremschwimmer, der die Tücken der Elb-Fahrrinne beschrieb.
    «Und?», fragte Danowski kraftlos. Finzi machte Handbewegungen, die sich in Richtung Ich-geh-dann-mal deuten ließen, sofern man wie Danowski vorab darüber informiert war, dass er vorhatte, jetzt zu gehen.
    «Brainstorming?», nannte Kalutza seinen Preis.
    «Viertelstunde», schacherte Danowski.
    Dann, einen kleinen Zeitriss später, fand er sich eingekeilt zwischen den Schreibtischen der Omis, die sich vor seinen Augen die Hände rieben. Stimmt eigentlich, dachte Danowski. Ermittlungsdruck sollten wir eben gerade nicht aufbauen. Aber wenn die Omis erst mal loslegten, fing das schnell an, außer Kontrolle zu geraten.
    «Und was meinst du zu der Witwe, Adam?»
    «Schwierig», bäumte er sich auf. «Dass der Mann eine Geliebte hat, das wusste sie. Ich finde, das ist ein Motiv, zumal ich sie speziell finde.» Er hielt inne. Das war anstrengend zu erklären.
    «Im Vermerk hast du geschrieben, dass sie einen Afrikafetisch hat», referierte Molkenbur. «Da kommt ja auch das Virus her.»
    «Vermutlich», nickte er, wobei er jede Silbe im Kinn spürte. «Ist eine seltsame Verbindung.»
    «Okay», sagte Kalutza, «und jetzt halt dich fest.» Danowski merkte, dass er sich längst an der Schreibtischplatte abstützte, schwindlig, wie ihm war. «Kathrin Lorsch war, nach allem, was wir bisher wissen, seit Jahren nicht mehr in Afrika.»
    «Bisschen schwierig, dann zu erklären, wie sie an das Virus gekommen sein könnte», ergänzte Kalutza. «Oder jemand anders. Schließlich war das ja keine Afrika-Kreuzfahrt. Und das Schiff war in dieser Saison auch noch nicht da unten.»
    «Wie ist die Lorsch an das Gift gekommen? Und warum hat sie nicht einen einfacheren Weg gewählt, ihren Mann umzubringen?», fragte Molkenbur, als wüsste er die Antworten. Ging so brainstormen?
    «Vielleicht wollte sie das alles unter einem Berg von Fragen begraben», rappte Kalutza. Danowski hätte den Gedanken gar nicht so dumm gefunden, wenn er sich dafür interessiert hätte. Er tagträumte im Konjunktiv.
    «Kennt ihr eigentlich die Stiftung Gesundes Kind?», fragte er und lehnte sich vor. «Das könnte eine Verbindung zwischen der Witwe und der Geliebten sein. Vermerk habe ich gerade geschrieben.» Kalutza notierte sich etwas.
    «Und ihr kennt euch doch hier aus», fuhr er fort, über sich selber die Stirn runzelnd, «was gibt’s denn in Altona für Pharmafirmen, aktuelle und ehemalige? Irgendwas außer Beiersdorf?»
    «Beiersdorf macht Kosmetik», sagte Behling von schräg hinter ihnen im Türrahmen. Ihr Brainstorming oder was daraus geworden war, erstarb.
    «Ich mach dir mal eine Liste», sagte Molkenbur und drehte sich mit dem Stuhl zu seinem Bildschirm. Kalutza lehnte sich zurück und verschränkte die Arme vor der Brust, um seine Missbilligung über die Unterbrechung auszudrücken.
    «Na, Adam, scheuchst du deine Leute?», fragte Behling und ließ den Blick durchs Büro schweifen. «Ich hoffe, du bist dabei nicht zu – wie soll ich sagen – unsensibel.» Behling hatte die Angewohnheit, sich umzusehen, während er mit einem sprach. Sobald man das zum ersten Mal bemerkt hatte, hörte es nie wieder auf, irritierend zu sein.
    Danowski lehnte am Schreibtisch und sagte nichts. Er hatte Angst, seine Stimme könnte dünn vor Wut klingen.
    «Ich wollte dir dein Zeug zurückbringen», sagte Behling und hielt ihm die Klarsichthülle mit den Ausdrucken über Hypersensibilität hin. Danowski streckte betont langsam den Arm danach aus, weil er ahnte, was jetzt kommen würde. Als seine Hand kurz davor war, das Plastik zu berühren, zog Behling die Hülle wieder weg.
    «Nur einen kleinen Hinweis noch», sagte er und zeigte mit einer Kopfbewegung Richtung Flur. Danowski folgte ihm, als wäre er sowieso gerade auf dem Weg gewesen. Wie bei ihm zu Hause: Wenn man in Ruhe reden wollte, muss man vor die Tür gehen. Behlings graues Haar leuchtete verheißungsvoll unter dem Neonlicht von der Flurdecke. Danowski blieb weiter entfernt von ihm stehen, als er es bei jemand anderem getan hätte. Behling grinste.
    «Ganz kurz nur: Ich hab vorhin mit dem Inspektionsleiter gesprochen.» Danowski konzentrierte sich darauf, keinen Muskel in seinem Gesicht zu bewegen. Behling war gut vernetzt, und er sorgte dafür, dass diese Tatsache niemandem entging. «Am Pinkelbecken», fügte er lässig hinzu.
    «Der Arme», sagte Danowski, seine Stimme

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