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Treibland

Treibland

Titel: Treibland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Till Raether
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nicht.»
    «Kann spät werden. Ich schlaf im Wohnzimmer.»
    Sie blickte ihm in die Augen, und er sah, dass sie sich eigentlich vorgenommen hatte, kurz und verbindlich aus dem gemeinsamen Schlafzimmer auszuziehen.
    «Das ist nicht dein Ernst», sagte er.
    «Was meinst du?», fragte sie.
    «Ach komm.»
    «Lass mich einfach im Wohnzimmer schlafen.»
    «Meinst du wirklich, ich bin ansteckend?»
    «Nein. Aber wenn?» Sie raffte ihr Bettzeug zusammen und stand auf. Im Türrahmen blieb sie kurz stehen und warf ihm einen Kuss zu. Danowski nickte. Dann stand er auf, nahm ihr das Bettzeug ab und ging selbst auf die Couch.
     
    Im Wohnzimmer konnte er nicht einschlafen. Alles war von irgendwas zu viel: Es war draußen zu früh, und in seinem Kopf war es zu hell, und die Couch war zu schmal und zu alt. Dann dachte er an Behling. Dieser Fall war bodenlos und außerdem gefährlich, und war es nicht außerordentlich unreif und verantwortungslos, sich gegen den Willen seiner Vorgesetzten und eines vermutlich irgendwie sogar verdienten, in jedem Falle aber älteren Kollegen dafür zu engagieren, nur weil dieser ältere und penetrante Kollege einen entmutigen wollte, das zu tun? Und was war sicherer: den Fall gegen den Willen einer Reihe von Leuten weiterzuverfolgen oder das auf sich beruhen zu lassen und sich in der durch Untätigkeit frei gewordenen Zeit eine angemessene Rache für Behling einfallen zu lassen? Doch während er sich ausmalte, Behling durch eine byzantinische Intrige in die Materialbeschaffung befördern zu lassen, merkte er, wie seine Finger scheinbar ohne sein Zutun das Telefon aus dem Flokati zupften. Krümel von Reiswaffeln rieselten auf ihn, als er es im Liegen über sein Gesicht hielt, um die Nummer der Rechtsmedizinerin Kristina Ehlers zu suchen. Vielleicht konnte sie ihm was über Pharmafirmen in Altona erzählen oder ihm dabei helfen, zu spekulieren, woher jemand eine Ampulle voller virenverseuchten Bluts haben könnte.
    «Adam?» Kristina Ehlers hörte sich erschöpft an.
    «Störe ich?», fragte er und richtete sich mühsam auf, weil seine Stimme im Liegen schon nach Schlaf klang.
    «Kein Problem», sagte sie. «Ich liebe es, im Bett zu telefonieren. Wie früher zu Schulzeiten. Wir können uns all unsere Geheimnisse erzählen. Bist du allein?»
    «Wie kommt man an eine Ampulle mit Viren in Blut?», fragte er dagegen.
    «Ach, das kann bestimmt dieses knöchrige Kind vom Tropeninstitut viel besser beantworten.»
    «Ich vermute, Frau Dr. Schelzig steht im Labor.»
    «Bei allen möglichen Opiaten könnte ich unter Umständen was besorgen, aber wenn es um so ausgefallenes Zeug wie virenverseuchtes Blut geht, bin ich machtlos.»
    «Gibt es für so was einen Schwarzmarkt?»
    «Es gibt für alles einen Schwarzmarkt, aber die Nachfrage ist vermutlich gering. Die Labors, in denen an Filoviren wie Ebola oder so geforscht wird, kann man an den Fingern der einen Hand abzählen, mit der ich gerade meinen Bauch streichele.»
    Er musste lachen. «Das ist ja geradezu keusch ausgedrückt. Ich hätte jetzt wenigstens was mit ‹zwischen den Schenkeln› erwartet.»
    «In Wahrheit bin ich ein ganz scheues Reh», sagte sie, und er hörte sie rauchen.
    «Und diese Labors werden streng überwacht?»
    «Streng überwacht und beim kleinsten Anzeichen von Unregelmäßigkeiten geschlossen, ja.»
    «Hm.»
    «Affen sind die Hauptträger von Filoviren, also zumindest, was Tiere angeht, die in Kontakt zu Menschen kommen. Irgendwann in den späten Achtzigern oder frühen Neunzigern hat es in den USA einen Ebola-Ausbruch in einem Affenhaus gegeben, am Rande von Washington.»
    «Im Zoo?» Er lehnte sich über die Sofalehne zur Stehlampe, um sich Notizen zu machen.
    «Was hast du an?», fragte sie ungerührt.
    «Das Licht.»
    «Nein, nicht im Zoo. Im Lager einer Firma, die Affen aus Afrika importierte, um sie dann für medizinische Experimente an Pharmafirmen zu verkaufen. Ich kann mich nicht an alle Details erinnern. Ein paar Dutzend Bonobo-Affen, von denen einer oder zwei mit Ebola infiziert waren, und innerhalb von wenigen Wochen haben sie die meisten anderen angesteckt. In einem Vorort von Washington, in so einem ganz normalen amerikanischen Gewerbegebiet, inmitten von anderen Firmen, Restaurantketten, Autowerkstätten. Das größte Problem war damals, eine Panik zu verhindern.»
    «Kenn ich.»
    «Der Witz ist: Zwei oder drei Pfleger waren die ganze Zeit mit den Affen zugange, keiner von ihnen hat sich angesteckt. Aber es weiß auch

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