Trennung ohne Rosenkrieg - ein psychologischer Wegweiser
nahe Freundin
begleitet sie während der Geburt ihrer Tochter.
EMPFEHLUNG:
Steht Ihr Trennungsentschluss fest, werden Sie gedanklich oder auch praktisch erste Vorbereitungen getroffen haben, und es ist an der Zeit, Ihren endgültigen Entschluss mitzuteilen. Ist die Zeitspanne zwischen Ihrem inneren Entschluss und der Aussprache sehr lang, werden sich die Spannungen zwischen Ihnen erhöhen, und Sie werden immer mehr Ausreden brauchen, um Ihre innere und vielleicht auch äußere Distanzierung zu rechtfertigen. Längerfristiges Hinhalten wird Ihren Partner zusätzlich verletzen. Er wird es Ihnen später als ein »Leben in der Lüge« vorhalten. Ihr Partner und auch Ihre Kinder werden wahrnehmen, dass Sie sich entziehen und dass »etwas nicht stimmt«. Trennungsgefühle und -gedanken auf Ihrer und Verlustängste und Hoffnung auf der anderen Seite füllen Ihren Beziehungsraum. Vielleicht beginnt nun auch Ihr Partner, eigene Trennungsimpulse zu entwickeln oder aber auch ängstlich abzuwehren. Gibt es einen richtigen Zeitpunkt für die Trennungsmitteilung? Ein Grund zu warten, könnte sein, dass sich Ihr Partner körperlich und seelisch in einer Ausnahmesituation befindet, zum Beispiel durch eine aktuelle Diagnose einer schweren Erkrankung, bevorstehende Geburt oder Tod eines nahen Menschen. Ihr Partner wird es rückblickend anders sehen. Aus seiner Perspektive sind alle Ihre verschobenen Trennungshandlungen berechnend und gegen ihn gerichtet. Sind Sie sich absolut sicher, warten Sie nicht zu lange mit der Trennungsmitteilung und geben Sie Ihrem Partner die eindeutige Botschaft: »Es ist aus, du kannst nichts mehr tun, um mich zurückzuholen.« Eine Trennung ist und bleibt schmerzhaft, in hohem Maße für denjenigen, der noch liebt oder aus anderen Gründen die Beziehung nicht oder noch nicht aufgeben will. Angebote, freundschaftlich verbunden zu bleiben, sind kurz nach der Trennung unrealistisch, da Freundschaft Vertrauen voraussetzt, welches zunächst oder für immer zerstört ist. Übernehmen Sie Verantwortung für Ihre Trennungsentscheidung und sprechen Sie es aus. Sprechen Sie auch mit Ihren Kindern und erklären Sie Ihren Kindern in altersgemäßer Sprache Ihre Trennung. Seien Sie Ihrem von nun an getrennten Partner gegenüber klar und nur unterstützend, wenn Sie Ihre Abgrenzung wahren können, sodass er sich nicht unnötig Hoffnungen macht. Wörter wie »vielleicht«, »weiß nicht genau«, »jetzt nicht, später«, »heute nicht, vielleicht morgen« … könnte ihr Partner als Strohhalm nehmen, dass die Trennung nicht wirklich endgültig ist. Will Ihr Partner immer wieder reden auf der Suche nach Erklärungen, gebenSie die Antworten, die Sie geben können. Ihr Partner hinkt gezwungenermaßen hinterher und muss erst lernen, sich mit der Trennung auseinanderzusetzen. Führen Sie besser nur kurze Gespräche und hören Sie auf, wenn Sie zu streiten beginnen.
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Wenn einer geht,
bleibt einer da.
Und wer bestimmt,
von welchem nun
das Herz zerrissener ist?
Bettina Wegener
Verlassen werden
»Ich bin verzweifelt wie noch nie, wütend wie ein Tier, fühle mich zugleich schuldig und von Gott und der Welt verlassen …«
Wir sind fassungslos, »geraten aus der Fassung«. Die Rede von Trennung bleibt unwirklich, erst, wenn der andere definitiv sagt, dass es aus ist und Handlungen der Trennung vollzieht, wird es wirklich wahr. Eine klare, eindeutige Trennungsmitteilung Ihres Partners ist für Sie wahrscheinlich sehr schmerzhaft, hilft Ihnen jedoch, sich mit der Trennungsrealität auseinanderzusetzen, besonders dann, wenn Sie sich vorher schon mit dem möglichen Ende Ihrer Beziehung befasst haben. Wenngleich Sie am Anfang damit rechnen müssen, dass es Ihnen schwerfallen wird, die neue Realität zu akzeptieren. Auch wenn Ihr Kopf weiß, dass es endgültig aus ist, werden Sie gefühlsmäßig in der ersten Zeit zwischen hoffen und aufgeben hin und her pendeln. Bemerkungen von Freunden, endlich die Hoffnung aufzugeben, werden Sie abwehren, und doch bleiben die Sätze in Ihrem Gedächtnis hängen, da ein Teil von Ihnen bereits weiß, dass es aus ist. Der Verstand allein kann die Hoffnung nicht besiegen, denn die Gefühle sind oft stärker. Und dennoch ist der Einsatz des Verstandes wichtig, um die Gefühle stets an der Realität zu überprüfen. »Stimmt das, was ich fühle, eigentlich nochmit der Realität überein?« Sie, als der oder die Verlassene, befinden sich psychisch in einer weitaus ungünstigeren Position als
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