Trennung ohne Rosenkrieg - ein psychologischer Wegweiser
Papier und Farben und beginnen zu malen. So geben SieIhren Emotionen Ausdruck und beginnen zu verarbeiten. Vielleicht finden Sie das etwas komisch und ungewöhnlich, aber Sie befinden sich ja auch in einer ungewöhnlichen Situation. Sie können üben, Neues und Ungewohntes auszuprobieren.
Sollten Ihnen immer nur die positiven Erfahrungen Ihrer vergangenen Beziehung einfallen, schreiben Sie auch die negativen auf; das, was Ihnen schon länger gefehlt hat, das, was Sie immer wieder geärgert oder gekränkt hat, das, was Sie von sich selbst für die Beziehung aufgegeben haben …
Sie können Ihren Partner nicht mehr zurückholen. Damit müssen Sie nicht seine Entscheidung, sich zu trennen, gutheißen.
Anerkennen Sie, dass es vorbei ist. Das ist Ihr schwerster, aber erster Schritt in Ihr neues Leben.
Holen Sie sich Unterstützung bei Freunden und anderen Begleitern, indem Sie etwas unternehmen und Zeit zum Sprechen haben. Vermeiden Sie, zu viel allein zu sein und im ›stillen Kämmerlein‹ zu grübeln.
Für die Loslösung von Ihrem Partner/Ihrer Partnerin ist es schmerzlich, aber letztendlich notwendig, wenn Ihr Partner Ihnen nichts mehr vormacht. Machen Sie ihm auch nichts mehr vor.
Teilen Sie Ihren Eltern, Freunden und Arbeitskollegen mit, dass Sie getrennt sind.
Erinnern Sie sich an frühere Trennungen oder Krisen in Ihrem Leben und daran, was Ihnen geholfen hat, sie durchzustehen.
▶▶ Beispiel: Sich trennen und trotzdem hoffen …
Herr P. hat vor drei Jahren aufgrund von Arbeitslosigkeit die Rolle des Hausmannes übernommen. Er betreut die elf- und neunjährigen Kinder, während seine Frau ganztägig als Sekretärin arbeitet. Seine Frau ist seit einem halben Jahr auf sein Drängen wegen einer Außenbeziehung ausgezogen. Obwohl er die Trennung aktiv initiiert hat, geht es ihm stimmungsmäßig zunehmend schlechter, und sein Hausarzt empfiehlt eine Eheberatung (möglicherweise in der Hoffnung, die depressive Entwicklung durch eine ›Rettung‹ der Ehe zu kurieren). Es wird deutlich, dass Herr P. sich Vorwürfe macht, seine Frau zu früh ›rausgeschmissen‹ zu haben, und dass sie sich ja möglicherweise doch noch für ihn entschieden hätte. Frau P. ist füreine Klärung der Beziehung nicht mehr zu gewinnen, da sie sich sehr eindeutig für das Alleinleben (ohne Ehemann und ohne Geliebten) entschieden hat und aufgrund der Arbeitssituation die Hauptbetreuung der Kinder beim Vater belassen möchte. Erst als Herr P. alle Hoffnung auf eine Rückkehr seiner Frau aufgegeben und seine Kränkung bearbeitet hat, kann er sich mit seinem Anteil an der Trennungsentwicklung auseinandersetzen. Er beginnt, seine ausgesprochene Passivität und Unzufriedenheit in der Ehe als seinen Teil zu sehen, und ist überrascht, wie er mit dem ›Rauswurf‹ zum ersten Mal wirklich klar und eindeutig war. Er beginnt zunehmend, sein Leben und die Suche nach einer angemessenen Berufstätigkeit in die Hand zu nehmen. Die elterliche Zusammenarbeit entwickelt sich nach einer kurzfristigen Konfliktphase als distanziert, aber konstruktiv und verlässlich.
3.3 Achterbahnfahrt der Gefühle
– Vom Überschwemmtwerden bis nichts mehr fühlen
» Ich kenne meine Frau nicht mehr, es ist, als wäre sie eine andere Person, kühl und berechnend« oder »Es ist alles so wie vorher, nur noch schlimmer.« Beide Reaktionen beschreiben kontrastierend, wie die Paardynamik verändert oder noch heftiger in der ersten Zeit der Trennung weitergeht. Der Übergang zur Trennung verläuft bei den meisten Paaren entweder sehr kontrolliert, distanziert bis verweigernd oder hoch emotional. In beiden Reaktionsmustern wird die Verunsicherung mit der neuen Beziehungs- und Lebenssituation deutlich. In der ersten Zeit sind die Begegnungen der getrennten Partner sehr spannungsgeladen und je nach emotionaler Betroffenheit und subjektiver Bedeutung schwer auszuhalten. Derjenige, der die Trennungssituation noch nicht wirklich wahrhaben will, sucht häufig jede Möglichkeit des Kontaktes und Zeichen von Nähe, während der Trennungsaktive versucht, so wenig wie möglich zu kommunizieren. Emotionale Auseinandersetzungen, gegenseitige Schuldzuweisungen bis hin zuBedrohungen finden ihren Höhepunkt, und die Eskalationsgefahr ist gerade am Anfang besonders hoch. Es scheint, als ob die Stärke der Auseinandersetzung dem Prozess der gegenseitigen » Abstoßung und der Loslösung« dient. In dieser Phase sind Dritte (Freunde, Beraterinnen/Therapeuten) hilfreich, die heftige
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