Trennung ohne Rosenkrieg - ein psychologischer Wegweiser
(Reorganisation)
Die Trennung wird als Teil des Lebensflusses integriert, und ein neuer Lebensabschnitt beginnt.
Die folgende Skizze nach Wolf beschreibt die vorwiegenden Emotionen und Zustände in den einzelnen Trennungsphasen (Wolf 1985):
VIER PHASEN DER TRENNUNGSERFAHRUNG
3.2 Das Unabänderliche und die Hoffnung
– Was für dich aus ist, ist für mich noch lange nicht aus
Was für den einen aus ist, ist für den anderen noch lange nicht vorbei. Der Verlassene will und kann es noch nicht fassen, er muss die Realität noch verleugnen. Der psychische Mechanismus der Verleugnung ist eine gesunde psychische Reaktion auf eine Krise, die zu überwältigend und zu plötzlich eintritt. Sie hilft, Bedrohliches fernzuhalten, weil es noch nicht möglich ist, sich damit auseinanderzusetzen. Nach dem Motto »Was nicht sein darf, ist nicht« nehmen Betroffene nur dasjenige wahr, was die Angst erträglich macht. Kommt die Trennung zu unvorbereitet und unerwartet, braucht man Zeit, um sich auf die notwendigen Abschieds- und Anpassungsprozesse einzustellen. Bei manchen Betroffenen beginnen kurzfristig eine aufflammende Idealisierung der Beziehung oder der Partnerin sowie ein Suchen nach Zeichen einer Wieder-Annäherung und irrealen Hoffnung am Fortbestehen der Beziehung. »Sie wäre am Telefon nicht so freundlich zu mir gewesen, wenn sie mich nicht mehr lieben würde« … »Ich habe immer eine Flasche von seinem Lieblingswein da, wenn er spontan vorbeikommen sollte« … »Unser Bett werde ich auf jeden Fall behalten, man weiß ja nie« …
Trennungsbetroffene in dieser Phase versuchen immer wieder, die positiv erlebten Seiten der Beziehung in den Vordergrund zu stellen, beschäftigen sich unentwegt mit dem Gedanken, alles anders machen zu wollen und zu können, wenn sie nur eine Chance hätten. Sie sind weit weg davon, realistische Defizite in der Beziehung zu erkennen. Sie bemühen sich, besonders attraktiv für den Partner zu erscheinen, buhlen um seine Zuwendung oder gestehen eigene Fehler ein und versprechen Besserung, wenn der Partner/die Partnerin nur zurückkommen würde: »Du darfst mich nicht verlassen« … »Gib mir noch eine Chance« … »Ich habe dir meine Liebe nicht genug gezeigt« … »Es wird alles wieder wie früher, ich verspreche es dir« … »Wenn ich mich nur richtig für dich anstrenge, dann« …
Sie sind wütend und tief verletzt, voller Angst vor dem Verlassensein. Sie tun nach außen so, als wäre nichts passiert, oder erklären alles mit Erschöpfung oder Überarbeitung. Die Frage » Warum nur? « kreist ständig in ihren Köpfen. Sie fragen immer wieder ihren getrennten Partner, warum er gegangen ist. Meist ohne Erfolg, denn sie wollen zwar Erklärungen, können diese aber nicht wirklich aufnehmen. Mit der noch notwendigen Abwehr der Realität sind jedoch die Gefühle nicht verschwunden, sondern nur im Verborgenen geblieben. Kleinste Herausforderungen können sie ans Tageslicht bringen. Der Moment der stärksten Krise ist der Moment des Zusammenbruchs der Verleugnung, wenn alle Hoffnungen vergeblich sind. Die Betroffenen können sich nichts mehr vormachen, alle Illusionen sind vorbei. Sie schauen »der Wahrheit ins Gesicht«. Erst jetzt öffnet sich das Tor zum Abschied und zu einer Weiterentwicklung im Trennungsprozess. Ähnlich wie beim Tod eines geliebten Menschen erleben Trennungsbetroffene nun eine Phase der inneren Auflehnung und des Protestes, eine Zeit der »aufbrechenden Gefühle« (Kast 1982). Eine weitere Phase im Abschiedsprozess kündigt sich an.
EMPFEHLUNG
Nehmen Sie sich die Zeit, die Sie brauchen, um die Hoffnung endgültig loszulassen. Beginnen Sie ein »Trennungstagebuch« zu führen. Regelmäßiges Schreiben hat eine gute Wirkung auf Ihre Selbstwahrnehmung und trägt zu Ihrer emotionalen Entlastung bei. Welche Gedanken, Fragen und Gefühle beschäftigen Sie? Notieren Sie alles, was Sie bewegt. Ihre Gefühlswelt zeigt sich in dieser Phase in ungeschminkter Weise und braucht einen geschützten Ort. Es hilft Ihnen, sich wie einer guten Freundin mitzuteilen und ein wenig Abstand zu bekommen. Im Verlauf und in der Rückblende werden Sie merken, wie Sie Fortschritte in Ihrer Ablösung machen. Sobald Sie es probieren wollen, auch wenn ein Teil von Ihnen es noch nicht glauben kann, beenden Sie jeden Eintrag mit: »Es ist vorbei.«
Eine Alternative zum Schreiben ist das Malen. Wann immer Sie den Wunsch verspüren oder von Ihren Gefühlen überwältigt werden, greifen Sie zu
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