Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Trennung ohne Rosenkrieg - ein psychologischer Wegweiser

Trennung ohne Rosenkrieg - ein psychologischer Wegweiser

Titel: Trennung ohne Rosenkrieg - ein psychologischer Wegweiser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klett-Cotta Verlag
Vom Netzwerk:
wieder lernen, sich selbst und anderen zu vertrauen. Wenn Sie Ihre eigenen Wünsche und Bedürfnisse nun genauer kennen und ernst nehmen, wissen Sie, worauf Sie in einer neuen Partnerschaft achten wollen oder wie Sie sich bewusst auf ein Singleleben einstellen werden. Wenn wir etwas Neues wagen, können wir nie ganz sicher sein, ob es gelingt. Aber wenn etwas gelingen soll, müssen wir etwas Neues wagen, frei nach dem Motto eines Unbekannten: »Lasst uns aus der Rolle fallen, damit wir aus der Falle rollen.«
5.2 Was ist aus uns geworden – Neutrum, Freund oder Feind?
    Verlorene Zeit?
    meine zeit
    unsere zeit
    gemeinsame zeit
    Eiszeit
    Auszeit
    meine Zeit
    Armin Beuscher
    Die Art und Weise, wie Partner sich in der Zeit nach der Trennung oder Scheidung verhalten, ist sehr unterschiedlich und hängt von mehreren Faktoren ab. Manche bleiben freundschaftlich verbunden, andere sehen und hören nichts mehr voneinander, einige bekriegen sich weiterhin in ihrer Unversöhnlichkeit. Sind keine gemeinsamen Kinder vorhanden, spielt das weitere Verhältnis der Geschiedenen keine wirkliche Rolle mehr. Da es nach der Scheidung noch nicht vorherzusehen ist, ob es einen irgendwie gearteten Kontakt geben wird, ist es ratsam, sich so zu verhalten, dass Türen wieder geöffnet werden können, sei es, auf einer distanzierten, aber hin und wieder interessierten oder freundschaftlichen Art und Weise oder aus praktischen Gründen. » Ich kann zwanzig Jahre Beziehung mit dem Vater meiner Kinder nicht einfach auslöschen. Damit lösche ich einen Teil von meinem Leben, der aber zu mir gehört. Ich weiß, warum ich gerade diesen Mann geliebt habe, weiß aber auch, dass ich ihn jetzt nicht mehr liebe.«
    Der Mensch, mit dem Sie Jahre gelebt haben, dem Sie sich anvertraut haben, der sich Ihnen anvertraut hat, gehört zu Ihrem gelebten Leben, auch wenn er Ihnen Schmerzvolles angetan hat. Auch ohne Kinder bleibt er in Ihrem » inneren Museum «. Haben Sie Kinder, bleiben Sie über Ihre Kinder verwandt. Es wird unweigerlich immer wieder Kontakte oder Begegnungen geben. Manche fragen sich:
    → »Wie wird es mir gehen, wenn ich sie oder ihn auf der Abiturfeier unserer Tochter treffen werde?«
    → »Ich kann ihn nicht neben mir ertragen. Wie soll ich die Hochzeit meines Sohnes überstehen, wenn er auch da ist?«
    → »Werden wir uns in der Kirche bei der Kommunionfeier unseres Enkelkindes den Friedensgruß geben können?«
    → »Würde ich eigentlich zu seiner Beerdigung gehen?«
    → »Ist es mir egal, ob sie wieder heiratet oder nicht?«
    Vieles bleibt offen, wenn Sie offen bleiben für das, was das Leben noch mit Ihnen vorhat.
    Wie der Abschluss der Trennung letztlich aussieht und welches innere Bild beide voneinander behalten, hat viel mit der Art und Weise der Trennung zu tun. Trennt sich ein Partner aus einer langjährigen Beziehung sehr plötzlich, ohne Erklärung, und bleibt unerreichbar, wird das gesamte Weltbild des verlassenen Partners erschüttert. Beide finden dann keinen wirklichen Abschluss und bleiben durch den fehlenden Abschied, durch das »Nichtgesagte« miteinander verbunden, obwohl sie nichts mehr miteinander zu tun haben; der Verlassende durch das Unausgesprochene und die Abspaltung seiner Gefühle, der Verlassene durch zu viele offene Fragen und Fantasien, die das Geschehene in ein Bild bringen wollen. Denn auch das Nicht-Gesagte, das Schweigen sagt viel – aber was? Auf jeden Fall das, dass sich schon vor der abrupten Trennung und dem Kontaktabbruch etwas im Inneren des Verlassenden abgespielt hat, was verborgen blieb und sich durch diesen fast schon »inszenierten Abgang« entladen hat.
    Mit der Zeit und viel psychischer Energie kann der auf diese Art und Weise Verlassene seine Gefühle vom gegangenen Partner abziehen und die Vergangenheit hinter sich lassen. Dennoch, der Abschluss bleibt eine offene Gestalt, denn gerade das, was unabgeschlossen ist, bleibt besonders in uns präsent. Wir können es zu unserem eigenen Schutz zwar verdrängen, müssen aber damit rechnen, dass es durch bestimmte Ereignisse oder Erinnerungen jederzeit wieder aufbrechen kann. Es bleibt eine nicht verheilende Wunde.
    Fühlt sich ein Partner durch die Art der Trennung massiv verletzt und gedemütigt, wird die Vergangenheit meistens nur in einem negativen Licht gesehen. Der andere bleibt böse . Das wirft viele Fragen auf (Ernst 2011):
    → Warum verharren wir in der Verbitterung, dass man uns unrecht getan hat?
    → Warum genießen wir mitunter

Weitere Kostenlose Bücher