Trennung ohne Rosenkrieg - ein psychologischer Wegweiser
das schlechte Gewissen und die Schuldgefühle der »Täter«?
→ Welche Befriedigung liegt darin, dem anderen dauerhaft böse zu sein und ihn »zu verteufeln«?
→ Warum können wir keinen Schlussstrich ziehen und eine unerfreuliche Geschichte vergessen?
→ Warum können wir so schlecht verzeihen?
Menschen, die in dieser unversöhnlichen Haltung verharren, bleiben auch in einer neuen Partnerschaft eher skeptisch und erleben nicht selten eine sich selbst erfüllende Prophezeiung: »Männer sind … ich wusste, dass ich wieder verlassen werde.«
Bleibt jemand nach der Scheidung glücklos in Beziehungen und in seinen Lebensverhältnissen, ist eine lebenslängliche Verbitterung und Vergeltungssehnsucht nicht auszuschließen. Das kann zu Einsamkeit und Depression oder auch zu dauerhafter Feindschaft mit kleinen und größeren Rachefeldzügen führen, die zum Teil durch » üble Nachrede « ausgelebt wird. Sind gemeinsame Kinder vorhanden, leiden auch diese unter der »unendlichen Trennungsgeschichte der Eltern «. Sie müssen zum Teil bis ins Erwachsenenalter mit verfeindeten Eltern zurechtkommen. Besonders spürbar wird es zum Beispiel bei einer Hochzeit oder anderen Familienfesten wie Taufe oder Beerdigung. Ist ein Elternteil oder sind beide noch immer feindlich gestimmt, sind sie bei einer Feier wie einer Hochzeit fast nicht in einem Raum zu ertragen, noch weniger in der Kirche. Die Spannung ist unerträglich und beeinflusst die Atmosphäre des Festes. Für das Brautpaar wird das zu einer fast unlösbaren logistischen und emotionalen Herausforderung. Auch erwachsene Kinder wünschensich nichts sehnlicher, als dass ihre getrennten Eltern sich in Frieden lassen.
Bleibt Unfrieden zwischen getrennten, jetzt alten Eltern, bleibt auch die nächste Generation der Enkelkinder involviert. Die Enkelkinder spüren den Zwiespalt der eigenen Eltern und können somit nicht ungezwungen und ohne Spannung großelterliche Fürsorge genießen.
Wenn wir nicht loslassen können, tragen wir viel. Wir halten an negativen Gefühlen, an alten Überzeugungen fest, die unseren inneren Frieden blockieren und Beziehungen vergiften.
Die Realität zeigt, dass die meisten getrennten Paare sich entweder aus den Augen verlieren, sich in Ruhe lassen oder distanziert freundschaftlich miteinander umgehen. Manche empfinden nach zehn bis zwanzig Jahren der Trennung ähnliche Beziehungsgefühle wie zu entfernten Verwandten oder ehemaligen Studienfreunden. Diese Paare haben sich voneinander gelöst und die Trennung akzeptiert. In diesen Trennungsfamilien bleiben beide Eltern nach der Scheidung in hohem Maße mit den Kindern verbunden und haben auch untereinander eine grundsätzlich positive Beziehung, ohne die veränderte und getrennte Beziehungssituation zu leugnen.
ÜBUNG: WIE IST UNSER BEZIEHUNGSSTIL ALS ELTERN?
Lesen Sie folgende Beziehungsstile und kreuzen Sie an, welcher für Sie als getrennte Eltern zutrifft:
Perfekte Kumpel, die freundschaftlich miteinander umgehen, die sich entschieden haben, Freunde zu bleiben, aber nicht mehr miteinander verheiratet sein wollen.
Kooperative Kollegen, die in der Lage sind, als Eltern zusammenzuarbeiten, sich aber nicht als gute Freunde betrachten.
Verstimmte Partner, die feindselig und grollend bleiben und die gemeinsame Elternschaft schwierig finden. Es ist, als ob einer oder beide auch nach der Trennung das Leben des anderen beeinflussen und nicht loslassen wollen. Die Kinder sind weiterhin in die Konflikte ihrer Eltern verstrickt und erleben ständig Loyalitätskonflikte.
Wütende Feinde, die noch immer so wütend aufeinander sind, dass sie ihre Kinder nicht gemeinsam erziehen können. Der Beziehungskampf geht über die Kinder weiter und bedarf gerichtlicher Regelung.
Aufgelöste Duos, die jeden Kontakt miteinander abgebrochen haben, sodass normalerweise einer weit wegzieht und oft ganz aus dem Familienumfeld verschwindet.
Was noch? …
Das langfristige Verhältnis von Ex-Partnern ist nicht vorhersehbar und hängt von vielen Faktoren ab, unter anderem davon, wie derjenige, der verlassen wurde, die Kränkung und den Verlust verarbeiten konnte, und derjenige, der verlassen hat, mit sich selbst im Reinen ist. Aber auch weitere Lebensumstände, wie berufliche Erfolge, gute persönliche Beziehungen, eine neue Partnerschaft oder zufriedenes Singledasein, die Entwicklung der Kinder und gesundheitliches Wohlergehen beeinflussen die Bewertung des Lebens nach einer Scheidung und damit die Art des weiteren
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