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Treue Genossen

Treue Genossen

Titel: Treue Genossen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Cruz Smith
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Börsenaufsichtsbehörde hat es nie geschafft, mir etwas anzuhängen.«
    »Sie sind ins Ausland geflohen.«
    »Wissen Sie, was ich Klägern zu sagen pflege? >Lies das Kleingedruckte, du Arschloch!<«
    »Im Kleingedruckten steht das Wichtige.«
    »Deshalb ist es ja klein gedruckt.«
    »Wie zum Beispiel: >Sie können der reichste Mann der Welt sein und mit einer schönen Frau in einem Palast leben, aber eines Tages werden Sie aus einem Fenster im zehnten Stock fallen?<«, sagte Arkadi. »So in der Art?«
    »Ja.« Bobby Hoffman ging wieder die Puste aus, und Arkadi kam der Gedanke, dass dieser Hoffman bei aller Großspurigkeit ohne Pascha Iwanows Schutz wie eine Muschel ohne Schale war, ein zarter amerikanischer Happen auf dem Grund der russischen See.
    »Warum verschwinden Sie nicht einfach aus Moskau?«, fragte Arkadi. »Nehmen sich eine Million Dollar aus der Firmenkasse, verschwinden und fangen auf Zypern oder in Monaco neu an?«
    »Nichts anderes hat mir Timofejew vorgeschlagen, nur waren es bei ihm zehn Millionen.«
    »Eine Menge Geld.«
    »Hören Sie, auf den Offshore-Konten, die Pascha und ich eröffnet haben, liegt annähernd eine Milliarde. Natürlich gehört nicht alles uns, aber das ist eine Menge.«
    Eine Milliarde Dollar? Arkadi versuchte, die Nullen zu zählen. »Ich nehme alles zurück.«
    Viktor zog einen Stuhl heran und stellte die Aktentasche darauf. Dann musterte er die Wohnung mit dem kühlen Blick eines Bolschewiken im Winterpalais und fischte aus der Tasche einen privaten Aschenbecher in Gestalt einer leeren Limonadendose, obwohl die Löcher in seinem Pullover den Gedanken nahe legten, dass er dort seine Zigaretten ausdrückte. Außerdem hatte er mit flinken Fingern Trinkgläser vom Vorabend in Plastiktüten verstaut und mit den Namen Surin, Timofejew und Rina Schewtschenko beschriftet - nur für den Fall.
    Hoffman betrachtete nachdenklich die leeren Flaschen.
    »Wenn man hier rumsitzt, ist das so, als ob man sich einen Film ansieht; man spielt jedes mögliche Szenario durch. Wie Pascha aus dem Fenster springt oder wie ihn jemand zum Fenster schleppt und hinausstößt, immer wieder. Renko, Sie sind der Fachmann. Ist Pascha umgebracht worden?«
    »Ich habe keine Ahnung.«
    »Vielen Dank, sehr hilfreich. Gestern Abend hat es sich so angehört, als hätten Sie einen Verdacht.«
    »Ich war nur der Meinung, dass der Vorfall gründlicher untersucht werden sollte.«
    »Kaum haben Sie angefangen herumzuschnüffeln, haben Sie einen Schrank voller Salz entdeckt. Was hat es damit auf sich?«
    »Ich hatte gehofft, Sie könnten mir das sagen. Ist Ihnen früher schon mal aufgefallen, dass Iwanow irgendwie auf Salz fixiert war?«
    »Nein. Ich weiß nur, dass alles nicht so einfach ist, wie der Staatsanwalt und Timofejew behaupten. Sie haben Recht, Pascha hatte sich verändert. Er hat uns hier ausgesperrt und alle möglichen Marotten entwickelt. Er hat Kleider nur einmal getragen und dann weggeworfen. Nicht so wie bei der Jacke, die er mir schenkte. Er stopfte die Sachen in Müllsäcke. Beim Autofahren änderte er plötzlich seine Route, als wäre er auf der Flucht.«
    »So wie Sie«, meinte Viktor.
    »Nur dass er nicht das Weite gesucht hat«, sagte Arkadi. »Er ist in Moskau geblieben.«
    »Er konnte ja nicht weg«, erwiderte Hoffman. »Pascha sagte immer: >Alles Geschäftliche ist persönlich. Sobald du Angst zeigst, bist du tot.< Wie auch immer, jedenfalls wollten Sie mehr Zeit für Ermittlungen. Okay, ich habe sie Ihnen verschafft.«
    »Und wie haben Sie das angestellt?«
    »Nennen Sie mich Bobby.«
    »Wie haben Sie das angestellt, Bobby?«
    »NoviRus hat Partner im Ausland. Ich habe zu Timofejew gesagt, entweder Sie untersuchen den Fall, oder ich werde denen erzählen, dass die Umstände von Paschas Tod nicht ganz geklärt sind. Die Gewalt in Russland macht die ausländischen Partner nervös. Ich sage ihnen immer, dass da übertrieben wird.«
    »Natürlich.«
    »Nichts kann ein Großprojekt stoppen - auch der Jüngste Tag würde ein Ölgeschäft nicht verhindern -, aber ich kann ein oder zwei Tage Zeit schinden, bis die Firma ein Gesundheitsattest bekommt.«
    »Und mein Kollege und ich sind die Ärzte, die dieses Attest im Wert von einer Milliarde Dollar ausstellen sollen? Ich fühle mich geschmeichelt.«
    »Als Starthilfe gebe ich Ihnen tausend Dollar als Prämie. Zu wenig? Zehntausend für Sie beide?«
    »Nein, danke.«
    »Haben Sie was gegen Geld? Sind Sie Kommunisten?« Hoffmans Lächeln gefror auf

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