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Treue Genossen

Treue Genossen

Titel: Treue Genossen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Cruz Smith
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NoviRus-Gebäudes mit Blick auf im Bau befindliche Bürotürme, die Skyline der Zukunft.
    »Sehen Sie mal hinter sich«, forderte Oschogin ihn auf. Arkadi wandte sich um und betrachtete die SamuraiRüstung und den Helm mit Visier und Hörnern. »Wie finden Sie ihn?«
    »Sieht aus wie ein Riesenkäfer.«
    »Ein Samurai-Krieger. Als Japan sich dem Westen öffnete und die Kaste der Samurai aufgelöst wurde, verschwanden die Samurai nicht einfach. Sie wechselten über in die Wirtschaft. Nicht alle. Manche wurden Dichter, andere Trinker, aber die Klugen gingen mit der Zeit.« Oberst Oschogin kam um den Schreibtisch herum und setzte sich auf die Ecke. Trotz seines gepflegten Äußeren vermittelte er den Eindruck, dass er noch den einen oder anderen Knochen verbiegen konnte. »Renko, haben Sie heute Morgen zufällig die Washington Post gelesen?«
    »Heute Morgen nicht. Bin nicht dazu gekommen.«
    »Sie bringt einen bemerkenswerten Nachruf auf Pascha Iwanow. Die Post nennt Pascha eine >Säule< der russischen Wirtschaft. Haben Sie bedacht, welche Folgen es haben kann, wenn das Gerücht aufkommt, er sei ermordet worden? Ein solches Gerücht würde nicht nur Novi-Rus schaden, sondern auch alle russischen Unternehmen und Banken in Mitleidenschaft ziehen, die damit zu kämpfen haben, dass Moskau als gewalttätige Stadt gilt. In Anbetracht der möglichen Konsequenzen sollte man das Wort >Mord< nicht leichtfertig in den Mund nehmen, zumal es nicht den geringsten Beweis dafür gibt, dass es einer war. Oder haben Sie irgendwelche Beweise, über die Sie mit mir sprechen möchten?«
    »Nein.«
    »Dachte ich mir’s doch. Und was Ihre Nachforschungen über die Finanzen von NoviRus angeht: Hat es Sie nicht stutzig gemacht, dass Surin ausgerechnet Sie damit betraut hat? Ist Ihnen nie der Gedanke gekommen, dass es ihm möglicherweise gar nicht ernst damit war?«
    »Doch, der Gedanke ist mir gekommen.«
    »Es ist einfach lachhaft. Zwei abgehalfterte Schnüffler gegen eine Armee von Finanzgenies!«
    »Klingt nach einem ungleichen Kampf.«
    »Jetzt, wo Pascha tot ist, muss damit Schluss sein. Der Kampf endet unentschieden, wenn Sie so wollen. Pascha Iwanow hat ein trauriges Ende gefunden. Warum? Ich weiß es nicht. Sein Tod ist ein schwerer Verlust. Doch er hat nie um verstärkte Sicherheitsvorkehrungen gebeten. Ich habe mit dem Gebäudepersonal gesprochen. Es gab keine Sicherheitslücke.«
    Oschogin beugte sich zu ihm. Ein Hammer, der einen Nagel anvisierte, dachte Arkadi. »Wenn es keine Sicherheitslücke gab, erübrigen sich weitere Nachforschungen. Ist das deutlich genug?«
    »Da war Salz .«
    »Ich habe von dem Salz gehört. Es deutet schlicht und ergreifend auf eine schwere psychische Störung hin.«
    »Es sei denn, es gab eine Sicherheitslücke.«
    »Ich habe Ihnen doch gerade erklärt, dass es keine gab.«
    »Dafür sind Untersuchungen da.«
    »Wollen Sie damit sagen, dass es eine Panne gab?«
    »Möglich wäre es. Iwanow ist unter merkwürdigen Umständen gestorben.«
    Oschogin rückte noch näher. »Wollen Sie andeuten, dass der Sicherheitsdienst von NoviRus für seinen Tod mitverantwortlich ist?«
    Arkadi wählte sorgsam seine Worte. »Die Sicherheitseinrichtungen im Gebäude sind gar nicht so modern. Keine Magnetkartenleser und keine Stimm- oder Handflächenerkennung, nur Codes, kein Vergleich mit dem Aufwand in den Büros hier. Und sonntags nur eine Rumpfbelegschaft.«
    »Weil Iwanow in eine Wohnung gezogen ist, die eigentlich für seine Freundin Rina gedacht war. Sie hat sie eingerichtet. Er wollte nicht, dass etwas verändert wird. Trotzdem haben wir das Gebäudepersonal gestellt, dezente Code-Tastaturen eingebaut, die Überwachungskameras mit unseren Monitoren hier bei NoviRus verbunden und immer, wenn er zu Hause war, ein paar Wachen vor der Tür postiert. Mehr konnten wir nicht tun. Außerdem hat Pascha nie erwähnt, dass er bedroht worden wäre.«
    »Das werden wir überprüfen.«
    Oschogin runzelte verdutzt die Stirn. Er hatte den Kopf seines Gegners durch die Matte gedrückt, und dennoch ging der Kampf weiter. »Nichts da, Sie hören jetzt auf.«
    »Wenn, dann muss Hoffman die Sache abblasen.«
    »Er wird tun, was Sie sagen. Sagen Sie ihm, dass Sie zufrieden sind.«
    »Hier ist was faul.«
    »Was?«
    »Ich weiß nicht.«
    »Ich weiß nicht, ich weiß nicht.« Oschogin tippte auf die Magnetscheibe, dass sie ins Flattern geriet. »Wer ist der Junge?«
    »Welcher Junge?«
    »Der, mit dem Sie im Park waren.«
    »Sie

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