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Treueschwur

Treueschwur

Titel: Treueschwur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Timothy Zahn
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Sie verstaute ihre Tasche außer Sicht zwischen zwei Kisten, steckte das Lichtschwert in ihren Gürtel zurück und bahnte sich ihren Weg zur Ecke des Stapels.
    Als sie gesehen hatte, wie all diese Karrenladungen voller Kisten zu dem Schiff gebracht worden waren, war ihr erster Gedanke gewesen, dass die Piraten Wind von ihren Nachforschungen bekommen hatten und sich aus dem Staub machten. Aber nun erkannte sie, dass dies nicht der Fall war. Die Männer und Fremdweltler mit den Karren beluden den Frachter nicht aufs Geratewohl, sondern nahmen ausschließlich Kisten von zwei bestimmten Stapeln in der Nähe der Tore - von Stapeln, die mittlerweile ziemlich klein geworden waren. Noch interessanter schien Mara, dass die Arbeiter zwei verschiedene Arten von Kleidung trugen, die sich in Stil und Qualität deutlich voneinander unterschieden: Diejenigen, die mit den Karren hantierten, trugen eine der Varianten, während die andere einem halben Dutzend Männern und Feindweltlern vorbehalten war, die mehr oder minder nur herumlungerten und dabei ein wachsames Auge auf die anderen hatten. Offensichtlich fand da so etwas wie eine Warenumverteilung statt.
    Sie machte sich die Macht zunutze und versuchte, ein Gefühl für die beiden Gruppen zu bekommen. Die mit den Karren wiesen die geringe Aufsässigkeit und leichte Paranoia von Berufsverbrechern auf, aber nichts von der tief verwurzelten Bösartigkeit, die sie normalerweise bei gewöhnlichen Killern wahrnahm. Schmuggler, schlussfolgerte sie, oder vielleicht auch Hehler für gestohlene Waren.
    Die Faulenzer hingegen hatten nicht nur den Killerinstinkt, der Kerle ihres Schlages auszeichnete, sondern waren auch noch unverschämt stolz darauf. Jeder von ihnen hatte eine lange, auffällige Narbe auf der linken Wange oder was auch immer im Hinblick auf die Fremdweltler als Wange durchging. Zusammen mit ihren Schulterabzeichen und dem Lagerhaus voller Beutegut kennzeichnete sie das als die Piraten, die Birtraub erwähnt hatte: BloodScar - blutige Narbe.
    Aber ein gewisser Jemand fehlte noch, um das Bild zu vervollständigen. Mara setzte ihre visuelle und mentale Überprüfung des Raums fort. Und dann entdeckte sie ihn: Erstand allein bei einem Kistenstapel zu ihrer Linken.
    Er machte nicht viel her, zumindest nicht auf den ersten Blick. Er war ein Mensch mittlerer Größe und Statur und trug einen schlichten dunkelroten Waffenrock mit schwarzen Hosen und Stiefeln. Er schien keine Waffe bei sich zu haben und hatte ein langweiliges Gesicht, das einem keine Sekunde in Erinnerung blieb.
    Aber Maras Ausbildung und ihre machtverstärkten Sinne erzählten eine andere Geschichte. Die Augen in diesem langweiligen Gesicht waren wachsam und bohrend, der Rock und die Stiefel verbargen ebenso tödliche wie exotische Waffen, und selbst in entspanntem Zustand strahlte seine unscheinbare Gestalt die Aura eines auf der Lauer liegenden Raubtiers aus. Im Gegensatz zu Pirtonna und seinen Schlägern, sogar im Gegensatz zu den brutalen Piraten rings um ihn her, war dieser Mann ein Krieger.
    Caaldra.
    Sie musterte ihn eine weitere Minute lang, beobachtete, wie sich seine Augen durch den Raum bewegten, bemerkte, wie seine Hände immer dicht bei den Waffen blieben, deren Position ihr die dezenten Falten im Stoff und die leichten Wölbungen des Stiefelleders verrieten, und gewahrte den selbsttätigen Strom von Kampfplänen, der durch seinen Verstand floss, während die anderen Männer im Lagerhaus mit ihrer Arbeit fortfuhren.
    Einer der Piraten, die das Verladen beaufsichtigten, drehte sich um und setzte sich in Caaldras Richtung in Bewegung, Gemessen an seinem Alter und der Zahl der Erinnerungsstücke, die Mara an seiner Brust glitzern sah, schätzte sie, dass er in der Organisation einen hohen Rang bekleidete. Ohne den Rest des Lagerhauses aus den Augen zu lassen, schlich sie, immer im Schatten der Kistenstapel, näher heran.
    Sie hatte eine Stelle zwei Stapel von Caaldra entfernt erreicht, als der Pirat ankam. Mara ging in die Knie, spähte mit einem Auge vorsichtig um die Ecke der untersten Kiste und konzentrierte sich mit ihren Sinnesverstärkungstechniken auf die beiden Männer.
    »... fast fertig«, sagte der Pirat. »Sei froh, dass wir diese Pelze loswerden.«
    »Nicht viel Profit damit zu machen«, kommentierte Caaldra.
    »Mir ist jeder Profit recht«, entgegnete der Pirat. »Aber dieser Schrott nimmt viel mehr Platz weg, als er wert ist.« Er schaute Caaldra an. »Und, hast du unsere nächsten Ziele

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