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Treuetest - Brody, J: Treuetest - The Fidelity Files

Treuetest - Brody, J: Treuetest - The Fidelity Files

Titel: Treuetest - Brody, J: Treuetest - The Fidelity Files Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Brody
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lächeln beim Anblick des Zettels mit meiner Telefonnummer, der danebenlag. Sich auf Samstagabend freuen. Auf einen genauso schönen Abend wie den vergangenen. Noch schöner sogar.
    Er würde sein E-Mail-Programm öffnen und flüchtig die unzähligen Nachrichten durchsehen, die in seiner Mailbox gelandet waren, seit er am Vorabend das Büro verlassen hatte. Er würde die Junkmails löschen, die Nachrichten speichern,
die er beantworten musste und über die Witze grinsen, die ihm seine Kumpels geschickt hatten. Und dann würde er über eine ganz spezielle E-Mail stolpern, die ihm ein Freund oder ein guter Bekannter, vielleicht auch ein ehemaliger Kollege weitergeleitet hatte. Eine E-Mail, deren Text sich auf eine einzige Zeile beschränkte. Einen mysteriösen Link. Er würde ihn anklicken und nach einem Schluck Kaffee arglos einen Blick auf die Webseite werfen, die sich inzwischen geöffnet hatte. Wieder eine dieser sinnlosen Weiterleitungen, würde er denken, und dann, schon im Begriff, die Seite zu schließen, mitten in der Bewegung erstarren. Die Augen auf den Bildschirm geheftet, würde er blinzeln, einmal, zweimal, ein drittes Mal. Ist sie das? , würde er sich fragen. Unmöglich! Aber sie sieht ihr verdammt ähnlich. Und was steht da – sie wird von Frauen damit beauftragt, Ehemänner zu verführen?
    Wer macht denn so was? , würde er denken.
    Und damit wäre alles vorbei.
    Der heutige Abend würde nur noch in meinem Kopf existieren. Und auch meine Erinnerungen würden bald versinken in dem Morast aus Halbwahrheiten und Lügen. In absehbarer Zeit würden die Grenzen zwischen Licht und Dunkelheit verschwimmen, würden positive und negative Erinnerungen allmählich verschmelzen.
    Und ich konnte nichts dagegen unternehmen.
    Außer hoffen und beten, dass Jamie niemals weitergeleitete E-Mails öffnet.

19
    In der Höhle des Löwen
    Als ich tags darauf erwachte, fühlte ich mich inspiriert. Nach meinem geradezu perfekten Date mit Jamie war ich hochmotiviert, etwas gegen Raymond Jacobs zu unternehmen.
    Okay, »inspiriert« war wohl nicht ganz der richtige Ausdruck für das Grauen, das mich packte bei der Vorstellung, Jamie könnte den Link zu dieser vermaledeiten Webseite erhalten. Ich wollte nicht in die Schublade mit der Aufschrift Unerfreuliche Erinnerungen, verdrängen! verbannt werden.
    Also eruierte ich im Internet die Adresse der Zentrale von Kelen Industries in Long Beach, schickte sie via E-Mail an mein Treo und suchte dann aus meinem Kleiderfundus das konservativste Kostüm heraus, das ich besaß. Keine tief ausgeschnittenen Blusen, bauchnabelfreien Tops oder atemberaubenden Miniröcke diesmal. Heute war der Inbegriff von Raffinesse und Klasse gefragt. Heute mimte ich die wutschnaubende Unternehmerin, die sich nichts gefallen lässt.
    Nachdem ich meinen Range Rover abgeholt hatte, übertrug ich die Adresse aus dem Treo in mein Navigationssystem und nahm mir vor, mich ganz und gar auf die vor mir liegende Begegnung zu konzentrieren. Ab jetzt wurde keine Zeit mehr darauf verschwendet, in Erinnerungen an Jamie
oder unseren unglaublichen Kuss zu schwelgen. Obsessives Verhalten hat noch niemandem genützt (es sei denn, bei einer Diät). Je weniger ich an ihn dachte, umso besser.
    Doch es fiel mir schwer, meine Gedanken zu zügeln. Zudem zerbrach ich mir den Kopf über meine zahlreichen Probleme. Ich wusste schon gar nicht mehr, worüber ich mir am meisten Sorgen machen sollte.
    Da war einerseits die Frage, wie ich meine Tätigkeit vor Jamie verheimlichen sollte. Und noch drängender natürlich die Schwierigkeit, überhaupt meine Tarnung aufrechtzuerhalten, denn sonst konnte ich einpacken.
    Zu allem Überdruss war ich am Nachmittag mit einer potentiellen neuen Auftraggeberin verabredet, deren Anliegen wiederum der Grund war, weshalb ich besagte Tätigkeit überhaupt ausübte. Obwohl ich mir allmählich eingestehen musste, dass meine Motivation in letzter Zeit rapide abflaute.
    Meine edle Mission, den von Zweifeln geplagten Ehefrauen der Welt Gewissheit zu verschaffen, entwickelte sich zusehends für mich zur Plage.
    Bestes Beispiel hierfür: der für nächste Woche anberaumte Test von Sophies Verlobtem Eric. Ich bezweifelte stark, dass ich den Nerv haben würde, die Sache wirklich durchzuziehen.
    Die ganze Angelegenheit drohte mir allmählich zu entgleiten, und ich wusste nur noch eines mit Sicherheit: dass ich nicht die geringste Lust verspürte, mich damit auseinanderzusetzen. Ständig kreisten meine Gedanken um

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