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Treuetest - Brody, J: Treuetest - The Fidelity Files

Treuetest - Brody, J: Treuetest - The Fidelity Files

Titel: Treuetest - Brody, J: Treuetest - The Fidelity Files Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Brody
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der schweren, in Leder gebundenen Bücher, die neben dem Sessel im Regal standen, und sagte geschraubt: »Klassischer Fall von einem fundamentalen Attributionsfehler«, oder wie auch immer der längste, hochgestochenste Fachbegriff auf der zufällig aufgeschlagenen Seite lautete.
    Später fanden unsere Sitzungen dann nicht mehr im Arbeitszimmer von Sophies Dad statt und drehten sich zunehmend um echte Probleme, mit denen ein pubertierender Teenager eben so zu kämpfen hat. Die Wendung »ein klassischer Fall von...« behielten wir weiterhin bei. Wir fanden die Vorstellung tröstlich, dass jedes unserer Probleme in einem klugen Buch aufgelistet war, dass jede noch so verzwickte Sachlage, mit der wir uns herumschlagen mussten, bereits von einem superintelligenten Psychologen erforscht, benannt und gelöst worden war.
    In den letzten Jahren war es allerdings hauptsächlich Sophie gewesen, die Sitzungen einberufen hatte. Sie hatte aus unerfindlichen Gründen eine gewisse Affinität zur Tragödie entwickelt.
    Ich ließ den Wilshire Boulevard hinter mir und steuerte wie immer über sechs Ecken meine Wohnung an. Ich habe mir angewöhnt, nie auf direktem Weg nach Hause zu fahren. Falls mir ein Auto folgt, würde das auf einer belebten Straße wie dem Wilshire Boulevard nicht weiter auffallen, wenn aber auf den ruhigeren Seitenstraßen jemand fünf Mal hintereinander gleich abbiegt wie ich, entgeht mir das bestimmt
nicht. In meinem Erwerbszweig kann man nicht vorsichtig genug sein. Das fehlte mir noch, dass eines Tages um zwei Uhr früh ein vor Wut schnaubender Ehemann bei mir auf der Matte stand.
    Während ich geduldig an einer roten Ampel wartete, zog der Fahrer im Wagen hinter mir auf der linken Spur an mir vorbei und warf mir einen giftigen Blick zu. Ich bog in meine Straße ein, fuhr in die Tiefgarage meines Wohnkomplexes und stellte meinen Range Rover auf meinem Privatparkplatz ab. Dann packte ich eilig meine Habseligkeiten zusammen und hastete ins Haus. In zehn Minuten musste ich bereits zu meinem Meeting mit Raymond Jacobs Frau aufbrechen.
    Mit meinem Rollkoffer im Schlepptau betrat ich mein trautes Heim, das noch genauso aussah, wie ich es verlassen hatte: absolut makellos.
    Dank meines Einkommens kann ich mir den Luxus leisten, zweimal wöchentlich die Dienste einer Haushälterin in Anspruch zu nehmen. Marta sorgt dafür, dass die Wohnung stets so blitzsauber aussieht und riecht wie bei meinem Einzug. Kein einfaches Unterfangen, wenn man bedenkt, dass meine gesamte Einrichtung in Weiß gehalten ist: weiße Teppiche, weiße Wände, weiße Laken, weiße Tagesdecken, weiße Kissen, weiße Möbel.
    Ich weiß noch, wie meine Freundin Zoë Bauklötze gestaunt hat, als sie zum ersten Mal das ultraschicke Domizil betrat, das der Innenarchitekt aus der heruntergekommenen ehemaligen Junggesellenbude gezaubert hatte.
    »Wow. Sie ist sehr... weiß«, scherzte sie.
    »Ja, toll, nicht?«
    Sie nickte. »Deine Beförderung scheint sich ja echt gelohnt zu haben.«
    Beförderung und Gehaltserhöhung, so hatten die offiziellen Gründe dafür gelautet, dass ich mir plötzlich einen deutlich
höheren Lebensstandard leisten konnte, nachdem ich ernsthaft ins Treuetest-Business eingestiegen war. Marta begrüßte mich an der Tür und nahm mir den Koffer ab.
    »Danke«, keuchte ich. »Ich muss mich blitzschnell umziehen und gleich wieder los.« Ich düste auf direktem Weg in Richtung Schlafzimmer. »Hat jemand angerufen, während Sie hier waren?«
    »Ich glaube nicht, Miss Hunter«, rief mir Marta mit ihrem starken spanischen Akzent hinterher. »Vielleicht einmal Telefon klingeln, als ich staubsauge. Aber ich nicht sicher, deswegen ich sauge weiter.«
    »Kein Problem.« Ich huschte lächelnd ins Schlafzimmer.
    »Koffer sauber machen wie immer?«, rief Marta von draußen.
    Ich steckte den Kopf durch den Türspalt. »Ja, bitte. Vielen Dank.«
    Sie nickte und verschwand in der Wäschekammer.
    Ich schloss die Tür und schälte mich hastig aus Jeans und T-Shirt, als ich bemerkte, dass mein Anrufbeantworter blinkte. Hm. Es macht mich immer neugierig, wenn mich jemand unter meiner Festnetznummer zu erreichen versucht, denn nur sehr wenige Menschen kennen sie – und selbst die rufen mich meist gleich auf dem Privathandy an. Ich besitze noch ein anderes Handy, das ich jedoch ausschließlich für geschäftliche Zwecke nutze.
    Ich drückte die Wiedergabe -Taste des Anrufbeantworters und eilte in meinen begehbaren Kleiderschrank, wo ich meine bequemen

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