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Treuetest - Brody, J: Treuetest - The Fidelity Files

Treuetest - Brody, J: Treuetest - The Fidelity Files

Titel: Treuetest - Brody, J: Treuetest - The Fidelity Files Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Brody
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Reiseklamotten in den Wäschekorb warf und mich an die Auswahl meines neuen Outfit machte. Hm. Hosenanzug oder Kostüm?
    »Sie haben eine neue Nachricht«, verkündete der Anrufbeantworter.

    »Hi, Jen. Hier ist... dein Dad.«
    Ich erstarrte, ließ die Hand sinken. Ein roter Kaschmirpulli rutschte vom Bügel auf den Boden. Ich stand stocksteif da, als befände ich mich auf einem Mienenfeld, als könnte eine Bombe detonieren, wenn ich auch nur einen falschen Schritt tat, und lauschte der Stimme meines Vaters, die aus dem Lautsprecher drang.
    »Jen, ich weiß, es herrscht schon eine ganze Weile Funkstille zwischen uns... Es wäre schön, wenn wir den Kontakt wieder aufleben lassen könnten.« Brunnentiefer Seufzer, lange Pause.
    Wut loderte in mir auf. Ich wandte den Kopf und starrte die Tür meines begehbaren Schranks an, während ich auf seine nächsten Worte wartete.
    Und dann ließ er die Bombe platzen.
    »Ich habe vor, zu heiraten, Liebes.« Schweigen. »Sie ist toll. Ich möchte, dass du sie kennenlernst und zur Hochzeit kommst. Es würde mir wirklich viel bedeuten, und ihr auch...«
    Jetzt war der Bann gebrochen. Ich stampfte hinaus, stürzte mich förmlich auf den Anrufbeantworter, ließ die Faust daneben auf den Nachttisch donnern. Erbost hämmerte ich gut ein Dutzend Mal auf die Löschen -Taste und hielt sie abschließend noch eine halbe Ewigkeit gedrückt, um sicherzugehen, dass auch wirklich jedes noch so kleine Überbleibsel der Nachricht vernichtet war. Zerstört von der bloßen Kraft meines Fingers. Dann machte ich auf dem Absatz kehrt und widmete mich wieder der Kleiderfrage.
    Mein Schrank ist für jeden Modefreak das reinste Paradies, jedenfalls laut meiner Freundin Sophie, die ganz besessen von Labels und Marken (und entsprechend neidisch) ist. Sämtliche Designer sind vertreten: Gucci, Dior, Dolce & Gabbana, Marc Jacobs, Fendi, und so weiter – eben alles,
was eine modebewusste Frau laut Vogue und InStyle auf Lager haben muss.
    Ich selbst habe nämlich, ehrlich gesagt, nicht viel Ahnung von der Materie. Ich hatte noch nie ein Händchen dafür, was in meiner Branche ein enormer Nachteil ist.
    Jedes meiner Ensembles erfordert daher eine gründliche Recherche und Vorbereitung.
    Als ich fünf Minuten später mein Schlafzimmer verließ, trug ich einen strengen grünen Hosenanzug samt cremefarbenem Top und einem bunten Schal um den Hals. Dieser Look wurde in der Augustausgabe des Cosmopolitan als »Suburban Chic« bezeichnet, was mir passend erschien in Anbetracht der Tatsache, dass ich mich gleich in die tückischen Gewässer eines schicken Vororts im Orange County begeben würde. Ich schulterte mein Lieblingsaccessoire, die Hermès Birkin, und schnappte mir meine Sporttasche sowie einen billigen schwarzen Rollkoffer, den ich diese Woche im Kaufhaus erstanden hatte. Er enthielt meine »Verkleidung« und diverse weitere Requisiten für den Auftrag heute Abend.
    Dann warf ich einen kurzen Blick in die Wäschekammer, wo Marta eben den Inhalt des anderen Koffers in die Waschmaschine stopfte.
    »Danke, Marta. Schönes Wochenende!«
    Sie hob den Kopf. »Gerne, Miss Hunter. Sie brauchen Koffer morgen?«
    »Ja, allerdings. Ich fliege gleich in der Früh nach San Francisco.«
    »Okay, ich putze sofort«, sagte Marta und angelte eine Scheuerbürste und eine Flasche Industriedesinfektionsmittel vom Regal über der Waschmaschine.
    »Danke.«
    Bestimmt fragt sie sich hin und wieder, was es mit mir und meinem Sauberkeitsfimmel auf sich hat. Wer ich wohl bin
und was für einen Beruf ich ausübe, dass ich praktisch fünf Tage die Woche auf Achse sein muss. Wie ich mir mit meinen achtundzwanzig Jahren eine so tolle Eigentumswohnung leisten kann. (Ich bin die jüngste Eigentümerin im ganzen Haus.) Und vor allem, warum ich sie nach jeder meiner Geschäftsreisen meinen Koffer desinfizieren lasse. Sie hat allerdings nie danach gefragt, also fühle ich mich auch nicht verpflichtet, ihr irgendwelche Märchen aufzutischen. Vermutlich glaubt sie, ich würde tagtäglich in Giftmüll wühlen oder mich in meiner Freizeit in der Seuchenschutzbehörde herumtreiben. Ohne Schutzanzug. Jedenfalls lasse ich sie alles desinfizieren, das mit den Ehebrechern und Betrügern in Berührung gekommen ist, mit denen ich es zu tun habe. Als wären sie äußerst gefährliche, ja, tödliche Viren, gegen die es keinen Impfstoff gibt.
    Vor dem Spiegel neben der Wohnungstür blieb ich stehen, band mir das lange dunkle Haar zu einem lockeren

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