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Treuetest - Brody, J: Treuetest - The Fidelity Files

Treuetest - Brody, J: Treuetest - The Fidelity Files

Titel: Treuetest - Brody, J: Treuetest - The Fidelity Files Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Brody
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sich mein Körper an, als würde er Millionen und Abermillionen Tonnen wiegen.
    Ich konnte mich noch immer nicht bewegen.
    Um einundzwanzig Uhr sechsundvierzig saß ich noch am selben Fleck, genau wie um zweiundzwanzig Uhr dreißig.
    Elf Uhr. Ich rührte mich nicht.
    Ich war gelähmt. Vom Kopf bis zu den Zehen.

    Ich konnte mich selbst kaum atmen spüren.
    Ob das wohl eine dieser vielzitierten außerkörperlichen Erfahrungen war? Nein, unmöglich – ich hatte nicht das Gefühl, mich selbst von oben zu betrachten. Es war vielmehr, als wäre mein Körper auf dem Bett angeschraubt, hier in meinem einsamen, weißen Schlafzimmer.
    Um Mitternacht kämpften sich meine Arme aus der unsichtbaren Zwangsjacke, und ich griff wie vereinbart zum Telefon auf dem Nachttisch.
    Wählte Sophies Nummer und wartete.
    Es schien eine Ewigkeit zu dauern, bis es klingelte. Und wie erwartet klingelte es nur ein einziges Mal.
    »Hi.« Sie klang atemlos. Nicht, weil sie gerannt war, sondern, wie ich vermutete, weil sie bis jetzt nicht zu atmen gewagt hatte.
    Leider wusste ich nur zu gut, wie sie sich fühlte.
    »Hi«, sagte ich vorsichtig, möglichst neutral. Doch ich wusste, ganz gleich, wie vorsichtig ich war, ganz gleich, wie sorgfältig ich meine Worte wählte, ich würde lügen. Und das, nachdem ich mir geschworen hatte, künftig ehrlich zu meinen Freunden zu sein.
    »Was ist passiert?«, fragte sie ohne Umschweife.
    Ich kam mir vor, als wäre ich im Kreis gelaufen. Vor drei Wochen hätte ich alles darum gegeben, ihr die Wahrheit sagen zu können. Meinen Schwindeleien ein Ende zu setzen. Und einen kurzen Augenblick lang hatte ich es ja auch getan.
    Doch das hier war etwas anderes.
    Jetzt war es wieder an der Zeit, zu lügen.
    Denn die Wahrheit war viel zu kompliziert, um sie auszusprechen – sogar für mich. Und irgendwie war es einfacher zu lügen. Wie immer.
    »Er hat bestanden«, flüsterte ich.

23
    Auf zu neuen Ufern
    Am anderen Ende der Leitung herrschte Schweigen.
    »Sophie?«, fragte ich. Waren wir etwa unterbrochen worden? Ich wollte die Lüge unter keinen Umständen wiederholen müssen.
    Dann vernahm ich ein leises, zittriges »Er hat bestanden?«.
    Ich nickte, obwohl sie mich nicht sehen konnte, in der Hoffnung, das Telefon könnte meine Gedanken übermitteln, damit ich mir weitere Lügen sparen konnte.
    »Ja«, würgte ich schließlich hervor.
    »Gott sei Dank!«, stieß sie mit einem Stoßseufzer der Erleichterung hervor. » Gott sei Dank.«
    »Ja«, wiederholte ich, weil mir partout nichts anderes einfallen wollte.
    »Wie war es? Was ist passiert? Was hast du gemacht? Was hat er gesagt?«
    Ich krümmte mich. Keine Details! Ich kann unmöglich Details liefern. Es ist zu mühsam.
    »Also«, setzte ich an. »Er … äh …« Ich brach ab. »Ach, weißt du, eigentlich ist es nicht weiter wichtig, was passiert ist. Wozu noch lange darüber reden? Er hat bestanden und
damit basta. Vergiss die ganze Sache. Lass sie hinter dir.« Ich zwang mich zu einem matten Lachen.
    Doch damit kam ich bei ihr nicht durch. »Also, hör mal, Jen, ich bin hier fast gestorben vor Angst! Ein bisschen genauer würde ich es schon gern wissen. Hat er dir gleich einen Korb gegeben oder habt ihr erst eine Weile geredet?«
    Ich schnitt eine Grimasse. So schnell würde sie nicht lockerlassen. Ich beschloss, ihr eine möglichst einfache, wirkungsvolle Story aufzutischen, die jeglichen Zweifel ausräumen würde. Wenn ich mir schon etwas aus den Fingern saugen musste, dann brauchte ich mir das Leben ja nicht unnötig schwer zu machen. »Nö«, sagte ich. »Er hat mich sofort abblitzen lassen. Wollte nicht das Geringste mit mir zu tun haben.«
    »Echt?«, quietschte sie begeistert. »Was hat er gesagt?«
    »Also, ich hab ihn an der Bar stehen sehen – du hattest mir ja ein Foto von ihm gegeben – und bin auf ihn zugegangen, um ihn in ein Gespräch zu verwickeln, aber er meinte bloß: ›Entschuldige, aber meine Kumpels warten da drüben auf mich, und außerdem bin ich verlobt.‹«
    Erneutes Schweigen am anderen Ende. »Das ist aber seltsam«, murmelte Sophie misstrauisch.
    Ich ging sofort in die Defensive. »Wieso denn?«
    »Na, ja, warum sollte er dir gleich auf die Nase binden, dass er verlobt ist? Er wusste doch gar nicht, warum du ihn angesprochen hast. Kommt dir das nicht komisch vor?«
    Shit.
    »Nein, überhaupt nicht!«, winkte ich verzweifelt ab. »Das war jetzt natürlich die verkürzte Darstellung. Klar haben wir ein, zwei Sätze gewechselt, ehe er

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