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Treuetest - Brody, J: Treuetest - The Fidelity Files

Treuetest - Brody, J: Treuetest - The Fidelity Files

Titel: Treuetest - Brody, J: Treuetest - The Fidelity Files Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Brody
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die Stunden bis Mitternacht doch einfach überspringen
könnte! Aschenbrödel einmal andersrum. Ich konnte es kaum erwarten, dass die Uhr zwölf schlug, die Kutsche sich wieder in einen Kürbis zurückverwandelte und das Kleid in Lumpen, und ich wieder allein in meinem Schlafzimmer saß.
    Im Gegensatz zu mir hatte Aschenbrödel ausgehen wollen . Hatte es sich so sehnlich gewünscht, dass eine Fee mit einem Zauberstab erschienen war und ihr den Wunsch erfüllt hatte.
    Hätte ich gewusst, dass da draußen mein Märchenprinz auf mich wartet, dann hätte ich mir auch gewünscht, auszugehen.
    Doch heute Abend ging es nicht um meinen Märchenprinzen, sondern um den einer anderen Frau.
    Einer Frau, die ich aus ganzem Herzen liebte und für die ich alles getan hätte, damit sie glücklich wird. Selbst das hier, wie es aussah.
    Die Uhr schaltete auf einundzwanzig Uhr vierzehn.
    Eric Fornell, Sophies große Liebe, saß seit vierzehn Minuten in der Gesellschaft einiger Freunde, die er seit dem College nicht mehr gesehen hatte, in einer Bar, die nur ein paar Minuten von meiner Wohnung entfernt lag.
    Und in exakt sechsundvierzig Minuten würde Ashlyn rein zufällig diese Bar betreten. Jedenfalls sah der Plan vor, dass ich um Viertel vor zehn das Haus verließ. Somit blieben mir fast zwei Stunden Zeit, um herauszufinden, ob Eric zu den treulosen Tomaten gehört oder nicht. Um Mitternacht würde ich Sophie anrufen und ihr das mit Spannung erwartete Resultat mitteilen.
    Bis dahin würde sie neben dem Telefon sitzen und warten.
    Einundzwanzig Uhr fünfzehn.
    Mit einem lauten Stöhnen riss ich mich widerwillig vom Anblick des digitalen Weckers auf meinem Nachttisch los,
erhob mich und ging ins Bad, um mein Augen-Make-Up in Angriff zu nehmen.
    »Halt es eher dezent«, hatte mich Sophie am Vortag angewiesen. »Eric mag natürliche Schönheit. Aber zeig Busen. Er steht total auf Brüste, obwohl er das mir gegenüber nie im Leben zugeben würde. Aber als Frau spürt man so etwas einfach.«
    Ich starrte mein Spiegelbild an, rückte den Push-up-BH zurecht, bis der Busenspalt exakt in der Mitte des Ausschnitts saß. Dann zog ich die Schminkschublade auf und suchte das Lidschatten-Trio mit den Erdtönen.
    »Und spiel bloß nicht die dämliche Tussi«, hatte sie ernst hinzugefügt. »Eric steht auf belesene Frauen, die etwas zur Unterhaltung beisteuern können. Ein hübsches Gesicht allein reicht ihm nicht.«
    Am liebsten hätte ich genau das Gegenteil von alledem getan, mir die Augen dick mit Eyeliner umrahmt, das hochgeschlossenste Top in meinem Schrank angezogen, und ein paar Kommentare vom Stapel gelassen, die den Eindruck erweckten, ich wäre eine totale Dumpfbacke. »Wenn das ein deutsches Bier ist, warum ist dann das Etikett auf Englisch?«
    Nein. Das wäre unredlich.
    Wenn ich das wirklich durchziehen wollte, dann richtig. Keine Ausflüchte, keine Abkürzungen, keine Finten. Ich würde Sophies Auftrag genauso konzentriert und gewissenhaft ausführen wie jeden anderen auch. Wo bleibt dein Arbeitsethos, Jen?
    Einundzwanzig Uhr vierunddreißig.
    Gott, ich hasse diesen Wecker.
    Ich setzte mich aufs Bett und starrte erneut wie hypnotisiert auf das Display.
    Einundzwanzig Uhr vierzig.

    Ich konnte keinen Finger rühren. Meine Beine waren an die weiße Tagesdecke geleimt, meine Fußsohlen an den Boden geschweißt. Meine Augen auf den Radiowecker gerichtet.
    Einundzwanzig Uhr zweiundvierzig.
    Steh auf!
    Es wird ganz einfach, versuchte ich mir einzureden. Schnell und unkompliziert. Du machst dich auf den Weg, betrittst die Bar, bestellst ein Getränk. Lokalisierst das Testobjekt und wirfst ihm ein paar kokette Blicke zu. Hältst ihm deinen Busen unter die Nase und beeindruckst ihn mit ein paar geistreichen, intelligenten Bemerkungen, und binnen fünf Minuten – wenn es überhaupt so lange dauert – ist eure Unterhaltung vorüber.
    Dann würde Sophie endlich ruhig schlafen können – heute und den Rest ihres Lebens, und ich konnte den Adrenalinschub auskosten, die Genugtuung, wieder jemandem geholfen zu haben. Genau deshalb machte ich diese Arbeit schließlich.
    Einundzwanzig Uhr fünfundvierzig.
    Okay, es wird Zeit, sagte ich mir. Das ist dein Job. Wenn du das hier nicht für Sophie tun kannst, was hat es dann überhaupt für einen Sinn?
    Ich weiß nicht, ob es die Pölsterchen in meinem BH waren oder meine goldene Halskette, oder ob es eine ganz andere, viel schwerere, abstrakte Bürde war, die mich am Aufstehen hinderte. Jedenfalls fühlte

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