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Treuetest - Brody, J: Treuetest - The Fidelity Files

Treuetest - Brody, J: Treuetest - The Fidelity Files

Titel: Treuetest - Brody, J: Treuetest - The Fidelity Files Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Brody
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dich erwähnt hat.«
    »Oh«, sagte sie und schwieg wieder.
    »Vertrau mir«, sagte ich, um die Pause zu füllen. »Ich habe weiß Gott eine Menge seltsamer Situationen erlebt, und das
war definitiv keine. Klassischer Fall von total verrückt nach der Frau, mit der er zusammen ist. Er zeigte nicht das geringste Interesse daran, mit einer anderen zu reden, zu flirten, zu knutschen, heimzugehen oder sonst was. Nichts dergleichen.«
    Sie seufzte. Damit hatte ich sie offenbar überzeugt.
    Doch dann meinte sie: »Jetzt müssen wir nur noch überlegen, was ich Eric sagen soll.« Als wäre das der absolut logische nächste Schritt.
    »Am besten gar nichts!«, stieß ich eine Spur zu schnell hervor. Das war eines der winzigen Details, über die ich mir noch keine Gedanken gemacht hatte. Tja, das perfekte Verbrechen gibt es eben nicht. Es heißt ja, dass jeder Mörder mindestens drei Fehler macht, im Eifer des Gefechts drei kleine Details übersieht.
    Das wäre dann wohl eines dieser drei.
    Ich hatte im Eifer des Gefechts (sprich, als ich die Entscheidung traf, mein Versprechen nicht einzulösen und meine beste Freundin anzulügen) nicht bedacht, dass sie auf die Idee kommen könnte, ihrem Verlobten von der bestandenen Prüfung zu erzählen.
    » Warum denn nicht ?«, wollte sie wissen. »Er hat ein Recht darauf, es zu erfahren. Ich will, dass wir ehrlich zueinander sind. Und außerdem finde ich, er hat eine Belohnung verdient. Positive Verstärkung, wie es in der Verhaltensforschung so schön heißt.«
    »Eric ist doch kein Hund, Sophie.« Ich wollte lachen, doch es klang eher wie ein Grunzen.
    »Ich weiß, aber ich finde …«
    »Es gibt überhaupt keinen Grund, ihn einzuweihen«, unterbrach ich sie.
    »Warum nicht?«
    Meine Gedanken rasten. »Na, denk doch mal darüber
nach, Sophie. Willst du deinem Verlobten – dem Mann, der dir einen Heiratsantrag gemacht hat und der den Rest seines Lebens mit dir verbringen will – wirklich gestehen, dass du ihm nicht vertraut und deswegen eine Treuetesterin engagiert hast? Und zwar nicht irgendeine, sondern ausgerechnet deine beste Freundin! Er wird denken, du wärst nicht ganz dicht.«
    Sie überlegte. »Da könntest du recht haben«, räumte sie zögernd ein.
    »Natürlich habe ich recht! Im Moment bin ich nur irgendeine uninteressante Tussi, die ihn in einer Bar angesprochen hat. Und dabei sollte es auch bleiben.«
    »Ja, aber was ist, wenn ich euch einander vorstelle?«
    Schluck.
    Gute Frage.
    Das war dann wohl das übersehene Detail Nummer zwei.
    »Nun …« Wieder schüttelte ich blitzschnell eine Erklärung aus dem Ärmel. »Ich bezweifle, dass er mich überhaupt wiedererkennt. Wir haben uns nur ganz kurz unterhalten, und er hatte schon einige Drinks intus.«
    Bitte, Sophie, kauf es mir ab. BITTE KAUF ES MIR AB.
    »Meinst du wirklich?«
    Sie kaufte es mir nicht ab.
    Aber so schnell gab ich nicht auf. »Jetzt mal im Ernst, Sophie«, stieß ich hervor, in einem Tonfall, der implizierte, dass ihre Bedenken lächerlich waren. Es gibt doch nichts Fieseres, als jemanden anzulügen und ihm obendrein das Gefühl zu geben, er wäre dämlich, weil er die Ausrede anzweifelt. »Wie sollte er? Es war schummrig, er war nicht mehr nüchtern, ich war bei Weitem nicht die einzige Frau in der Bar.«
    Ich hielt die Luft an und wartete auf ihre Antwort.
    »Stimmt«, räumte sie nachdenklich ein.
    Puh.

    »Aber stell dir vor, er erkennt dich trotzdem wieder? Ich will nicht, dass er von selbst dahinterkommt und sauer ist, weil ich es ihm nicht gesagt habe. Vielleicht sollte ich ihn doch einweihen. Ehrlich währt am längsten.«
    »Nein!«, stieß ich hervor.
    Sehr professionell.
    »Nein? Du benimmst dich höchst eigenartig, Jen. Gerade du solltest doch für Ehrlichkeit in der Beziehung eintreten.«
    »Ich weiß, ich weiß, aber es gibt eben Dinge, die man besser verschweigt. Vor allem vor einem Menschen, den man liebt. Ich finde, er braucht es nicht zu erfahren. Damit würdest du dir weit mehr Probleme einhandeln als deine Ehrlichkeit wert ist.«
    Wieder überlegte sie. »Vielleicht hast du ja recht.«
    »Und ob. Und glaub mir: Er wird mich nicht erkennen.«
    Diesbezüglich war ich mir hundertprozentig sicher, selbst ohne meine mannalytischen Fähigkeiten.
     
    Nachdem ich aufgelegt hatte, war ich schier überwältigt von der Stille in meinem Schlafzimmer. Ich lag in der Dunkelheit und dachte darüber nach, was ich gerade getan hatte. Was es bedeuten würde, wenn ich morgen aufwachte. Und

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