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Treuetest - Brody, J: Treuetest - The Fidelity Files

Treuetest - Brody, J: Treuetest - The Fidelity Files

Titel: Treuetest - Brody, J: Treuetest - The Fidelity Files Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Brody
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richtig«, brummelte er und gab sich keine Mühe, seine enttäuschte Miene zu verbergen, als ich kaum merklich den Kopf schüttelte. »Für Sie auch etwas, Daniel?«
    Dieser lächelte freundlich. »Gern. Einen Eiskaffee bitte, wenn es Ihnen nichts ausmacht.«
    »Kommt sofort.« John kehrte ihm den Rücken zu und machte sich unverzüglich auf den Weg, nicht ohne mir im Vorbeigehen unauffällig die Zunge herauszustrecken. Ich lächelte betont höflich, dann wandte ich mich wieder Daniel zu. Höchste Zeit, zum geschäftlichen Teil überzugehen und den Test hinter mich zu bringen.
    Zu meiner großen Verblüffung jedoch würdigte mich Daniel keines Blickes, sondern starrte John (alias Wallace) hinterher, der munter über die Holzplanken zum Bootshaus am Ende des Steges trabte, sodass sein blaues Halstuch im Wind flatterte.
    Und da wurde es mir schlagartig klar. Endlich ergab alles
einen Sinn. Dass Daniel nicht das geringste Interesse an mir zeigte. Dass seine Frau trotzdem einen zweiten Test angeordnet hatte. Weil es ihr lieber war, wenn ihr Mann sie mit einer anderen Frau betrog als … das, was sie schon lange vermutete.
    Sogleich kam mir eine zündende Idee.
    »Entschuldigen Sie mich bitte einen Augenblick«, sagte ich hastig zu Daniel. »Ich habe ganz vergessen, Wallace zu sagen, dass ich Sojamilch in meinen Kaffee haben möchte.« Damit machte ich auf dem Absatz kehrt und galoppierte hinter John her.
    »Warte!«, rief ich ihm nach.
    Er fuhr herum. »Was ist?«, fragte er verwirrt. »Sag bloß, er hat dir bereits einen Korb gegeben?«
    Ich schüttelte atemlos den Kopf, dann tätschelte ich lächelnd seine Schulter. »Wie es aussieht, war es doch ganz gut, dass du mitgekommen bist.«
    Er legte die Stirn in Falten. »Wieso?«
    »Weil mir gerade etwas viel Besseres eingefallen ist.« Ich grinste ihn an, wohlwissend, dass er mir meine Bitte nicht abschlagen würde. Im Gegenteil. Das würde für ihn zweifellos das Highlight des Tages, wenn nicht gar das Highlight des Jahres werden.
     
    Ich nippte an meinem Kaffee und sah zum dritten Mal auf die Uhr. Eine Dreiviertelstunde hockte ich nun schon auf dieser unbequemen Parkbank, und dass ich ganz auf der Kante sitzen musste, um vor fiesen Holzsplittern gefeit zu sein, machte das Warten auch nicht gerade angenehmer. Ich hatte einen weißen Minirock im Matrosenstil angezogen – ein letzter Versuch, Daniel Millers Aufmerksamkeit zu erregen. Tja, ich hätte genauso gut nackt aufkreuzen können.
    Seine Frau konnte einem leidtun. Saß da in ihrem leeren
Stepford-Haus im Topanga Canyon und klammerte sich an den Gedanken, dass es bloß der eheliche Sex war, dessen er überdrüssig geworden war, und nicht der Sex mit Frauen im Allgemeinen. Gewiss würde sie die Schuld bei sich suchen, würde denken, es läge an ihr, dass er keinen Gefallen mehr an Frauen fand. Was für ein schreckliches Gefühl das sein musste. Warum, würde sie sich fragen, war ihr das nicht schon eher aufgefallen? Damals, vor fünfzehn Jahren, beim ersten Date? Oder vor zehn Jahren, als sie vor dem Traualtar gestanden hatten? Wie konnte ein Mensch ein solches Geheimnis so lange für sich behalten?
    Ich wollte mir gerade ein wenig die Beine vertreten, da sah ich John auf mich zukommen.
    Als ich ihm entgegeneilte, fiel mir sofort auf, dass sein blaues Halstuch auf der anderen Seite geknotet war, und seine Frisur wirkte einen Tick zerzaust – sofern man bei John überhaupt jemals von zerzaust reden konnte.
    »Und?«, fragte ich neugierig.
    Er warf mir einen warnenden Blick zu, als wollte er sagen: Das ist weder der passende Ort noch der passende Zeitpunkt.
    »Warte, bis wir ungestört sind«, knurrte er, wie ein Kommissar in einem Krimi aus den Vierzigerjahren, und packte mich am Ellbogen, um mich in Richtung Parkplatz zu dirigieren.
    »Ach, komm schon, erzähl! Was ist passiert?«
    Doch John deutete nur stumm mit dem Kopf zum Hafeneingang, also beschloss ich, ihn seinen Ruhm noch einen Moment auskosten zu lassen und mitzuspielen.
    Er führte mich die Treppe hinauf und über den Parkplatz, auf dem jedes einzelne Auto fünfzigtausend Dollar und mehr wert war, und bugsierte mich zu einer großen Eiche an der Ecke, die offenbar für ein wenig natürliches Ambiente sorgen sollte.

    Erst jetzt wandte er sich zu mir um und schloss die Augen, als müsste er seinen ganzen Mut zusammennehmen, um mir die schlimme Neuigkeit beizubringen. Ich schnaubte ungeduldig.
    Er holte tief Luft. »Äh, ja … er ist schwul«, stellte er

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