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Treuetest - Brody, J: Treuetest - The Fidelity Files

Treuetest - Brody, J: Treuetest - The Fidelity Files

Titel: Treuetest - Brody, J: Treuetest - The Fidelity Files Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Brody
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fest.
    Ich lachte. »Und darum machst du so ein Theater?«
    »Hey, ich arbeite eben sehr professionell. Wenn uns da unten jemand gehört hätte, wäre Daniels Ruf womöglich ruiniert. Er hat sich offenbar noch nicht geoutet … obwohl es höchste Zeit ist. Wer so küsst, der braucht sich nicht zu verstecken!«
    Ich kicherte. »Du hast ihn geküsst?«
    »Er hat mich geküsst«, verbesserte mich John. »Ich habe nur mitgespielt, genau wie du es mir gesagt hast. Die Initiative ging von ihm aus.«
    »Im Ernst?« Ich muss zugeben, dass ich dieses filmreife Drama doch ein wenig genoss.
    Er nickte stolz. »Ja. Ich habe ihm gesagt, du würdest den Kaffee holen, weil du überzeugt warst, ich würde die Bestellungen durcheinanderbringen. Also hat er mich auf sein Boot eingeladen, wir haben uns unterhalten, ein bisschen geflirtet und so weiter, und auf einmal hat er mich geküsst!«
    Ich schüttelte den Kopf. »Ich fasse es nicht!«
    »Ich auch nicht.« John legte den Kopf schief. »Ich meine, woher wusste er überhaupt, dass ich schwul bin?«
    Ich starrte ihn ungläubig an. »Ist das dein Ernst?«
    Er sah noch einmal an sich hinunter. »Ist es wirklich so offensichtlich?«
    Ich beschloss, die Frage einfach zu ignorieren. Ich hatte weiß Gott größere Probleme.
    »Wie zum Teufel soll ich das seiner Frau beibringen?«
    John zuckte die Schultern und grinste mitfühlend. »Tja, meine Liebe, da bist du jetzt leider auf dich gestellt.«

24
    Das verflixte zweite Date
    Als ich Sarah Miller tags darauf meinen dritten Besuch abstattete, fiel es mir zum ersten Mal seit Langem schwer, stillzusitzen. Ich musste richtiggehend die Hände im Schoß verknoten, um nicht ständig an meinem Haar, meinen Ohrringen, meinen Lippen herumzufummeln. Diese Art von Information hatte ich nach einem Auftrag noch nie überbringen müssen.
    »Snickerdoodle?« Mrs. Miller hielt mir ein kleines Tablett mit undefinierbaren Schokoladenklümpchen hin. Im Normalfall hätte ich abgelehnt, aber sie tat mir leid. Tag für Tag versuchte sie hier in schönster Betty-Crocker-Manier, die Zuneigung ihres Gatten mit allen nur erdenklichen Gaumenfreuden zurückzugewinnen, dabei wäre ihm ein Dr. August Oetker hundert Mal lieber gewesen.
    Also nahm ich einen der Klumpen und biss hinein. »Danke sehr. Schmeckt köstlich.«
    »Greifen Sie nur zu.« Sie setzte sich aufrecht hin und faltete die Hände im Schoß.
    »Ich weiß nicht, wie ich es Ihnen beibringen soll, Mrs. Miller, also werde ich es einfach ganz geradeheraus sagen.«
    »Er hat mich betrogen, stimmt’s?«, fragte sie zuversichtlich.

    Ich legte den Kopf schief. »Nun, ja, aber es war nicht, wie Sie denken.«
    Das schien sie aus der Bahn zu werfen. Sie kratzte sich geziert am Haaransatz und sah mich erwartungsvoll an.
    »Ihr Gatte hat auch diesmal nicht das Geringste … sexuelle Interesse an mir gezeigt.«
    Sie nickte verunsichert und bedeutete mir, fortzufahren.
    »Wie sich herausgestellt hat, war er mehr an meinem Freund Wallace interessiert.«
    Mrs. Miller wirkte verblüfft. »Sie meinen geschäftlich?«
    Ich schüttelte den Kopf. »Nein, ich meine … äh … nun, Wallace ist … homosexuell.«
    Es dauerte eine Weile, bis sie begriffen hatte, was das bedeutete. Dann kniff sie die Augen zusammen und runzelte die Stirn. »Ach, herrje.«
    Die Ärmste. Sie tat mir schrecklich leid. Es war nur schwer vorstellbar, was sie in diesem Moment empfand. Ich ließ sie nicht aus den Augen. Irgendetwas an ihrer Miene, an ihrer Reaktion wirkte unaufrichtig. Sie wirkte ganz und gar nicht, als wäre sie mit einer Tatsache konfrontiert worden, die sie schon seit einer Weile vermutete, die sie verdrängt hatte, bis sie sich nicht länger verdrängen ließ.
    Vielmehr kam es mir so vor, als wäre sie belustigt und würde versuchen, das hinter einer Maske der Überraschung zu verbergen. Höchst verwirrend. Da hatte ich gedacht, ich hätte endlich ihr Rätsel gelöst, hätte herausgefunden, was hinter der Fassade vor sich ging, und jetzt hatte ich plötzlich das Gefühl, wieder ganz am Anfang zu stehen: Sie war wieder die Androidenhausfrau, die gern Schürzen trug und beim Geschirrspülen vor sich hinsummte.
    »Es tut mir leid, dass Sie es von mir erfahren müssen«, murmelte ich und stocherte ein wenig in der Wunde, um doch noch die erwartete Reaktion hervorzurufen.

    »Ja, ja«, murmelte sie abwesend, als wäre sie in Gedanken weit, weit weg.
    Jeder Mensch trauert eben auf seine Weise, sagte ich mir, als sie mich keine fünf

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