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Treuetest - Brody, J: Treuetest - The Fidelity Files

Treuetest - Brody, J: Treuetest - The Fidelity Files

Titel: Treuetest - Brody, J: Treuetest - The Fidelity Files Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Brody
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soeben wortreich über den schlechten Einfluss von Reality-TV-Sendungen auf die amerikanische Jugend. Hannah wirkte zu Tode gelangweilt.
    Ich trug schweigend den Termin mit Mrs. Howard in meinem Kalender ein und schob das Treo in meine Handtasche.
    Dann klatschte ich in die Hände, um mir Gehör zu verschaffen. »Na, gehen wir jetzt endlich essen?«
    Hannah sprang so begeistert auf, als hätte ich sie vor einem Besuch beim Zahnarzt gerettet. Mom und Julia erhoben sich ebenfalls und streckten die Beine.
    »Ja«, sagte Mom und legte mir den Arm um die Schultern. »Wo sollen wir hingehen, Jen? Du kennst doch bestimmt ein paar trendige Restaurants in dieser Gegend.«
    ›Trendige‹ Restaurants? Da hat wohl jemand ein bisschen zu oft MTV Cribs geguckt. Von wegen Reality TV verdirbt die Jugend.
    Ich sperrte die Tür hinter mir zu und fragte: »Was haltet ihr von mexikanisch?«, während ich die ganze Bande in den Lift schob, worauf sich Julia sogleich bemüßigt fühlte, von ihrer letzten schlechten Erfahrung mit mexikanischem Essen zu berichten. Ich hörte gar nicht richtig hin, sondern beugte mich lächelnd zu Hannah hinunter, die mir geheimnisvoll bedeutete, dass sie mir etwas anvertrauen wollte.
    »Ich muss dich etwas fragen«, murmelte sie schüchtern.
    Die Aufzugtüren öffneten sich. Mom und Julia gingen voraus, ich ließ mich mit Hannah ein wenig zurückfallen. »Was denn?«, flüsterte ich zurück und machte mich gefasst auf eine Frage zum Thema Sex im Allgemeinen oder zu meinem Sexleben
im Speziellen. Denn genau darum drehten sich Hannahs Fragen normalerweise.
    Sie reckte den Hals, als wollte sie sich vergewissern, dass unsere Mütter außer Hörweite waren, dann flüsterte sie: »Wer ist Ashlyn ?«

25
    Rote Bohnen und roher Fisch
    Ich blieb wie angewurzelt stehen.
    Mom und Julia gingen weiter, ohne es zu bemerken. Ich dachte fieberhaft nach. Wahrscheinlich hatte Hannah einen Teil meines Telefonats mitgehört. Ich musste mir eine Erklärung ausdenken, und zwar rasch. Man möchte meinen, dass ich das Lügen inzwischen aus dem Effeff beherrsche, aber ich muss mir selten so aus dem Stegreif eine Geschichte aus den Fingern saugen. Schon gar nicht für meine heißgeliebte kleine Nichte, die ich noch weniger gern anschwindle als alle anderen.
    »Ähm …«, stotterte ich, um Zeit zu gewinnen. »Ashlyn ist … mein Boss in der Arbeit. Sie ist übers Wochenende weggefahren, aber das will sie ihren Klienten nicht verraten, deshalb hat sie mich gebeten, so zu tun, als wäre ich sie, wenn jemand anruft.«
    Puh. Nicht übel. Julia und Mom waren inzwischen bei Julias Chrysler angekommen, der unten am Straßenrand stand. Ich schickte mich an, ihnen zu folgen, da bemerkte ich Hannahs verwirrte Miene. Sie sah aus, als hätte meine Antwort nur noch mehr Fragen aufgeworfen.
    Was hatte sie nur? Meine Erklärung für die Tatsache, dass
ich mich am Telefon mit Ashlyn gemeldet hatte, war doch absolut glaubwürdig gewesen. Dann erschrak ich. Meine Arme und Beine fühlten sich mit einem Mal zentnerschwer an.
    Ich melde mich nie mit Ashlyn. Ich achte sogar ausdrücklich darauf, es nicht zu tun.
    Von Panik erfasst, rief ich mir das Gespräch mit Karen Howard in Erinnerung. »Ja, hallo, Ashlyn?«, hatte sie gesagt, und ich hatte erwidert: »Darf ich fragen, mit wem ich spreche?« Den Namen Ashlyn hatte ich gar nicht erwähnt.
    Ich sah zu Hannah hinunter, die offenbar ebenfalls angestrengt nachdachte. Überlegte, wie meine Worte zu den bereits vorhandenen Puzzlestücken passten. Sie wusste, meine Erklärung musste irgendeinen Sinn ergeben. Ihre Tante würde sie doch sicher nicht anlügen, oder?
    Ich legte ihr zitternd eine Hand auf die Schulter und tat, als wäre alles in bester Ordnung. »Wo hast du diesen Namen denn überhaupt aufgeschnappt?« Mir graute vor der Antwort.
    Sie biss sich auf die Lippe und sah zu mir hoch, blinzelte in die Sonne, die die Lobby meines Wohnhauses durchflutete. »Der stand in dem Brief.«
    Ich bekam weiche Knie und ein sehr flaues Gefühl im Magen. Zum Glück konnte ich mich an ihrer Schulter abstützen, sonst wäre ich garantiert gestrauchelt. Ich zwang mich, tief durchzuatmen. Jetzt bloß nicht die Fassung verlieren.
    »Was für ein Brief?«, fragte ich mit mühsam gespielter Nonchalance.
    »Neulich ist ein richtiger Brief für mich gekommen. Mit der Post.«
    »Von wem?«, platzte ich unwillkürlich heraus. Da war’s dann wohl mit meiner Fassung.
    Sie zuckte die Achseln, ohne zu wissen, was ich gerade für

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