Treuetest - Brody, J: Treuetest - The Fidelity Files
los?«, erkundigte sich Jamie, dem mein Stimmungsumschwung nicht entgangen war, und reckte den Hals. »Ist irgendein Star hereingekommen?«
Ich hörte es kaum. Ich saß da wie gelähmt und konnte nicht fassen, was geschah. Was um alles in der Welt sollte ich jetzt tun? Und was kam morgen? Und übermorgen? Würde ich je wieder in einem Restaurant essen können, oder musste ich künftig mit einer Perücke aus dem Haus gehen, um mein Geheimnis vor Jamie zu wahren?
Ich riss entsetzt die Augen auf, als sich einer der beiden Männer erhob und gemächlich auf uns zukam.
Das durfte doch nicht wahr sein! Ich blinzelte, hoffte inständig, jemand möge mir eine halluzinogene Droge in den grünen Tee getan haben.
Wenn ich mich doch nur den Rest des Abends hinter der Speisekarte hätte verstecken können, damit mich niemand bemerkte! Dummerweise haben Kellnerinnen die schlechte Angewohnheit, ihren Gästen die Speisekarte wieder wegzunehmen, also blieb mir wohl nichts anderes übrig, als schleunigst von der Bildfläche zu verschwinden.
»Apropos Star«, fuhr Jamie arglos fort. »Ich habe mal beim Mittagessen mit einem Kollegen Jennifer Garner …«
»Mir ist auf einmal so komisch«, unterbrach ich ihn und hustete ein wenig, zwecks Glaubwürdigkeit.
»Echt?«, fragte er besorgt. »Grassiert wieder mal eine Darmgrippe?«
»Gut möglich«. Ich fasste mir an den Bauch. »Ich glaub, ich gehe lieber. Roher Fisch wäre jetzt bestimmt nicht das Richtige.«
»Wie du willst«, sagte er zuvorkommend.
Er hatte den Satz noch nicht beendet, da hatte ich bereits den Stuhl zurückgeschoben, sodass die Beine geräuschvoll über den Boden schrammten, und war aufgesprungen. »Dann mal los.« Ich versuchte, ruhig zu klingen, obwohl meine Stimme zu kippen drohte.
Jamie nahm sich die Serviette vom Schoß und erhob sich ebenfalls. »Willst du nach Hause oder soll ich dich lieber ins Krankenhaus bringen?«
»Nein! Das wird schon wieder. Ich muss mich bloß eine Weile hinlegen.« Auf dem Weg zum Vorderausgang würden wir dem Typ, der auf unseren Tisch zukam, unweigerlich in die Arme laufen, also packte ich Jamie am Arm und zog ihn hinter mir her zum Hinterausgang des Restaurants.
»Warte, der Ausgang ist doch da drüben.« Jamie legte mir sanft die Hand auf den Arm und vollführte eine Kehrtwende.
Ich zermarterte mir das Hirn, doch mir wollte partout kein vernünftig klingender, triftiger Grund einfallen, weshalb wir das Restaurant durch die hintere Tür verlassen sollten. Oder durch ein Toilettenfenster.
Der Mann sah mir in die Augen und grinste vielsagend. Er wusste genau, wer ich war. Und er wusste, was ich vorhatte.
Er baute sich vor uns auf und sagte, zu mir gewandt: »Verzeihung, Sie kommen mir so bekannt vor.«
»Ach, ja?«, entgegnete ich nonchalant und versuchte, mit
Jamie im Schlepptau um ihn herumzugehen. »Das höre ich oft. Ich habe ein ziemliches Allerweltsgesicht.«
Doch er stellte sich uns erneut in den Weg und warf Jamie einen eindringlichen Blick zu, als wollte er ihn warnen: Vorsicht, diese Frau ist nicht, wer sie zu sein vorgibt.
»Sie heißen doch Ashlyn, nicht wahr?«, fragte er mich.
Ach du Sch …
Jamie schaute erstaunt von mir zu dem Mann und wieder zurück.
Tief durchatmen, Jen. Ich setzte eine unschuldige Miene auf, als würde mir der Name Ashlyn ungefähr so viel sagen wie der einer unbekannten russischen Ballerina auf dem Programmheft zu Schwanensee .
»Tut mir leid«, ich lächelte entschuldigend, »Sie müssen mich mit jemandem verwechseln.«
Ich tat einen weiteren Schritt zur Tür, um mich in Sicherheit zu bringen, gefolgt von einem verwirrten Jamie, der es sichtlich kaum erwarten konnte, das Restaurant zu verlassen, damit er mir Löcher in den Bauch fragen konnte.
»Das glaube ich kaum«, erwiderte der Mann und packte mich am Arm.
Ich kniff die Augen zu, in mein Schicksal ergeben. Das war’s dann. Das Ende. Haku Sushi in der Main Street würde als mein persönliches Waterloo in die Geschichte eingehen.
Jetzt wandte sich der Typ an Jamie. »Tut mir leid, dass Sie es von mir erfahren müssen, aber …«
Da ergriff Jamie zu meiner Verblüffung die Hand, die mich zurückhielt und entfernte sie »sanft« von meinem Arm. »Ich fürchte, Sie irren sich«, stellte er fest und bedachte den Mann mit einem warnenden Blick. »Wenn Sie uns nun bitte in Ruhe lassen würden.«
»Wie Sie wollen, Mann.« Der Typ trat einen Schritt zurück und hob abwehrend die Hände. »Aber sagen Sie hinterher
nicht, es
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