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Treuetest - Brody, J: Treuetest - The Fidelity Files

Treuetest - Brody, J: Treuetest - The Fidelity Files

Titel: Treuetest - Brody, J: Treuetest - The Fidelity Files Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Brody
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herum und sah mich im Café um. War das ein Witz? Spielte mir Sophie oder Zoë einen Streich?
    Doch nein, ihr Blick wirkte absolut aufrichtig. Sie meinte es ernst und wartete auf meine Antwort. Auf meinen Rat.
    Ich beugte mich über den Tisch. »Sie wollen Männer testen?«, flüsterte ich.
    Sie nickte nachdrücklich.
    »Warum?«, fragte ich, als hätte sie mich gerade gebeten, sie zu ersäufen.
    Sie senkte erneut den Blick und rieb sich die Schläfen, und zum ersten Mal, seit ich das Café betreten hatte, überschattete derselbe Ausdruck wie damals im Büro ihres Vaters ihr Gesicht.
    Sie schluckte. »Weil ich den Rest meines Lebens dafür sorgen will, dass sämtliche untreuen Mistkerle auf diesem Planeten ihre gerechte Strafe erhalten.«
    Ich fuhr mir mit der verbrannten Zunge über die Innenseite der Wange. Dann sagte ich vorsichtig: »Lauren, ich habe den Eindruck, dass Sie überreagieren. Ich verstehe ja, dass Sie verletzt sind und sich betrogen fühlen, aber ich fürchte, im Augenblick sind Sie nicht in der Lage, eine rationale Entscheidung zu treffen. Sie sollten noch etwas abwarten, bis sich Ihr Zorn gelegt hat, ehe Sie Ihren Rachefeldzug gegen das starke Geschlecht starten.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Ganz im Gegenteil. Ich habe zum ersten Mal in meinem Leben eine rationale Entscheidung getroffen. Ashlyn, ich …« Sie brach ab. »Das ist nicht Ihr richtiger Name, oder?«
    »Nein.« Ich verschränkte die Arme vor der Brust, um ihr
zu signalisieren, dass sie nicht damit rechnen musste, in naher Zukunft meinen richtigen Namen zu erfahren.
    Sie nickte verständnisvoll, ohne weiter nachzuhaken. »Nun, wer auch immer Sie sind, Sie haben mir die Augen geöffnet.
    Es hätte Jahre gedauert, bis ich von selbst dahintergekommen wäre – wenn überhaupt. Sie haben mir ein großartiges Geschenk gemacht, und dieses Geschenk möchte ich an möglichst viele Frauen weitergeben.«
    Ich ließ mir ihre Begründung durch den Kopf gehen. Es war eine gute Begründung – ich hatte mich selbst jahrelang darauf gestützt. »Okay«, lenkte ich ein, »aber Sie müssen wissen, dass Sie mit dieser Meinung weitgehend allein dastehen … jedenfalls am Anfang. Überhaupt ist es eine ziemlich undankbare Tätigkeit. Wenn Sie auf Anerkennung oder Lob aus sind, vergessen Sie’s lieber gleich.«
    Ich zögerte. »Und auch sonst ist diese Arbeit eine ziemliche Herausforderung.«
    »Das ist mir klar«, versicherte mir Lauren. »Aber ich weiß, dass ich das schaffe. Ich meine, wenn ich mit Programmcodes für kundenspezifische Applikationen fertig werde, ohne von den entsprechenden Geschäftsprozessen eine Ahnung zu haben, dann schaffe ich das auch.«
    Ich musterte sie konsterniert.
    »Wenn ich nachts alleine im Bett liege, denke ich manchmal darüber nach, dass ich, wenn es Sie nicht gäbe, diesen Kerl geheiratet hätte, der mich weiß der Himmel wie oft belogen und betrogen hätte, und ich wäre ihm treu zur Seite gestanden, naiv und nichtsahnend. Ich muss es tun.«
    Sie sah mich mit einer Entschlossenheit an, wie ich sie schon lange an niemandem mehr erlebt hatte. Dieselbe Entschlossenheit hatte ich gesehen, wenn ich früher in den Spiegel geblickt hatte. Ich hatte anderen Frauen das Wissen liefern wollen, das meiner Mutter verwehrt geblieben war.

    Dieses Ziel hatte mich bei der Stange gehalten, hatte mich morgens zum Aufstehen motiviert.
    Und noch während ich ihren Worten lauschte, traf mich die Erkenntnis wie ein Schlag.
    Wofür würde ich künftig morgens aufstehen?
    Welche Ziele würde ich mir setzen?
    »Hören Sie, Lauren … Ich habe mich letzte Woche aus dem Geschäft zurückgezogen.«
    Sie riss die Augen auf. »Ach, wirklich? Weshalb?«
    Ich hätte ihr alles erzählen, ihr die hässlichen Seiten meiner Tätigkeit schildern sollen – die Lügen, das geheime Doppelleben, die Rachegelüste der Männer. Doch das behielt ich für mich. Weil ich das Gefühl hatte, dass es mir nicht zustand, sie zu desillusionieren, und weil ich mich vor zwei Jahren auch nicht von einer solchen Warnung hätte aufhalten lassen. Vor die Entscheidung gestellt, ob ich in meinem Ozean aus Fehlurteilen untergehen oder schwimmen wollte, hatte ich mich fürs Schwimmen entschieden. Ich hatte beschlossen, meinen Fehlern einen Sinn zu geben. Ich hätte nicht eine Sekunde an meiner Mission gezweifelt.
    Genau dieselbe Willenskraft sah ich nun in Laurens Augen. Ich würde den Teufel tun und sie ihr nehmen.
    Deshalb sagte ich bloß: »Es war einfach Zeit,

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