Treuetest - Brody, J: Treuetest - The Fidelity Files
mir in Erinnerung, wie sie in meinen Besitz gekommen war.
»Das ist meine letzte, glaube ich. Hab ich extra für Sie aufgehoben«, hatte er gesagt. »Sogar mit persönlicher Widmung hintendrauf … Kleiner Scherz. Ich hatte neulich nichts zum Schreiben dabei.«
Ich drehte die Karte um und las die »persönliche Widmung«.
26. Sept. 11 Uhr, 1118 Wilshire Blvd.
Hm. Warum kam mir das nur so bekannt vor?
Sechsundzwanzigster September, 1118 Wilshire Boulevard.
Rasch fischte ich mein Treo aus der Handtasche und öffnete das Kalenderblatt für September. Hier: 26. September – Autohändler wg. Rückrufaktion. 11 Uhr, 1118 Wilshire Boulevard.
Ich kratzte mich am Kopf und studierte noch einmal die Karte.
Was für ein seltsamer Zufall. Selber Tag, selbe Zeit, selber Ort. Was ich ja längst wusste, weil ich Jamie bei dieser Gelegenheit wiedergesehen hatte. Und mich dem Diktat des Universums gebeugt hatte.
Tja, das Universum hatte zweifellos seinen Spaß mit mir gehabt.
Ich zuckte die Achseln und wollte die Karte eben wieder
im Mülleimer versenken, da streifte mein Blick den Backofen, und ich hatte jäh eine Art Flashback.
Der Backofen. Den hatte Marta gerade geschrubbt, als sie mich damals über den Anruf meines Autohändlers informiert hatte. Dort jedoch hatte man merkwürdigerweise nichts von einem Termin mit mir gewusst. Und, was noch merkwürdiger war, für mein Wagenmodell hatte es auch keine Rückrufaktion gegeben.
Ich erstarrte, die Karte in der linken, das Telefon in der rechten Hand. Allmählich dämmerte mir, wer bei dieser scheinbaren Verkettung von Zufällen die Finger im Spiel gehabt hatte.
Ich hatte Jamies Visitenkarte in die hintere Hosentasche gesteckt, und von dort war sie irgendwie in die Küche gelangt, wo Zoë sie gefunden und mir deswegen Löcher in den Bauch gefragt hatte. Da konnte nur ein Mensch dahinterstecken.
Marta. Hatte sie die Karte in meiner Jeans entdeckt, Jamies Notiz auf der Rückseite gelesen und dann behauptet, mein Autohändler hätte mich zu sich bestellt, nur damit ich dort Jamie über den Weg lief?
Das klang derart an den Haaren herbeigezogen, dass es stimmen musste.
Ich kam mir vor wie Hercule Poirot. Marta Hernandez, in der Küche, mit Jamies Visitenkarte!
Wer hätte gedacht, dass sie das Wort Rückrufaktion kannte?
Doch warum wollte sie unbedingt, dass ich Jamie dort begegnete?
Dann fiel mir noch etwas ein. Ich rannte in die Wäschekammer und riss fieberhaft sämtliche Schränke auf, auf der Suche nach dem nächsten Hinweis der Schnitzeljagd.
Aha! Es war, wie ich vermutet hatte.
Im Schrank unter dem Waschbecken, gut versteckt hinter dem Abflussreiniger, dem Fensterputzmittel und der Ersatzpackung Papierhandtücher stand das Waschmittel, von dem ich gedacht hatte, ich hätte vergessen, es zu kaufen. Das Waschmittel, wegen dem mich Marta in den Supermarkt geschickt hatte, als ich gerade Jamie anrufen wollte, um unser drittes Date abzusagen.
Das Waschmittel, von dem sie behauptet hatte, es wäre nicht da. Ich hatte es dort sicher nicht versteckt.
Marta Hernandez, in der Wäschekammer, mit dem Waschmittel!
Die ganze Sache wurde mir allmählich unheimlich. Woher wusste sie überhaupt, wer Jamie war? Hatte sie meine Telefone angezapft? Meine Wohnung verwanzt? Mir einen Gedankenlese-Chip ins Hirn implantiert, während ich schlief?
Dabei hatte ich mir immer solche Mühe gegeben, schwierige Begriffe und Formulierungen möglichst zu vermeiden, damit sie mich verstand, wenn ich ihr sagte, was beim Waschen meiner Lieblingsjeans zu beachten war! Und sie hatte die ganze Zeit über raffinierte Pläne geschmiedet, um in mein Liebesleben einzugreifen!
Was noch?
Wie hatte sie sich sonst noch eingemischt?
Ich stellte mich mitten ins Wohnzimmer und drehte mich langsam im Kreis, betrachtete sorgfältig jeden Zentimeter meines blütenweißen Heimes, bis mein Blick auf den Fernseher fiel.
Ha! Der TiVo!
Desperate Housewives auf Spanisch?
Und zwar rein zufällig die Folge, in der ein verbrecherischer Ehemann entlarvt und belastet wird?
Okay, jetzt war das Maß eindeutig voll.
Nicht genug damit, dass ich Marta das Wiedersehen – und
in der Folge die Beziehung – mit Jamie verdankte, sie hatte mir auch noch gezeigt, wie ich mir Raymond Jacobs vom Hals schaffen konnte! Ich wusste nicht, ob ich das tröstlich oder gruselig finden sollte.
»Sie hat mich gerettet«, sagte ich halblaut.
Die ganze Zeit über hatte sie alles gewusst. Und sie hatte mich gerettet.
Marta war mein
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