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Treuetest - Brody, J: Treuetest - The Fidelity Files

Treuetest - Brody, J: Treuetest - The Fidelity Files

Titel: Treuetest - Brody, J: Treuetest - The Fidelity Files Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Brody
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wusste, sie war in dieser Frage auf seiner Seite. Dreizehn, das war seit jeher das magische Alter gewesen, auf das ich mich freute. Mit dreizehn, so hatten mir meine Eltern versprochen, würde ich ein eigenes Telefon und einen eigenen Fernseher bekommen, und ich brauchte keinen Babysitter mehr.
    Eigentlich war Elizabeth ganz okay. Insgeheim bewunderte ich sie sogar für ihren Kleidungsstil und ihr attraktives Äußeres. Eines Tages, wenn ich groß war, würde ich aussehen wie sie und mich anziehen wie sie. Andererseits repräsentierte sie genau die Ketten, die mich in meiner Kindheit gefangen hielten, während all meine Freundinnen bereits erwachsen werden durften.
    Und zu allem Überfluss schickte mich Elizabeth stets um Punkt zehn ins Bett. Nicht ein einziges Mal ließ sie mich länger aufbleiben. Man möchte meinen, in Anbetracht der
Tatsache, dass sie selbst diesem kritischen Alter erst vor gar nicht allzu langer Zeit entwachsen war, würde sie Gnade walten lassen und verstehen, wie aufregend es war, wenn man ein bisschen länger aufbleiben durfte als sonst. Selbst fünf Minuten wären schon fantastisch gewesen, hätten mir das Gefühl gegeben, ich wäre fünf Jahre älter.
    Doch nein, sie stand unerbittlich an der Tür und sah zu, wie ich ins Bett stieg, dann knipste sie das Licht aus und eilte nach unten. Meist konnte sie es sichtlich kaum erwarten, vor den Fernseher zurückzukehren oder das Telefongespräch mit einer ihrer unzähligen Freundinnen fortzusetzen.
    Wenn sie weg war, grummelte ich üblicherweise noch ein paar Minuten im Bett vor mich hin, ehe ich einschlummerte, eingelullt von Elizabeths Geplapper, das, untermalt von den Stimmen irgendwelcher Werbesendungen, aus dem Wohnzimmer drang.
    An dem Tag, als meine Mutter nach Chicago flog, lief zunächst alles wie immer, wenn Elizabeth kam, um auf mich aufzupassen. Sie stand an der Tür und wartete, bis ich ins Bett gestiegen war und mich zugedeckt hatte.
    »Nur noch fünf Minuten«, bettelte ich zum zehnten Mal.
    »Gute Nacht, Jenny«, sagte sie abwesend, schaltete das Licht aus und schloss die Tür.
    Ich starrte mit verschränkten Armen in der Dunkelheit an die Decke und vermisste Mom ganz fürchterlich. Ich wusste, sie würde erst in drei Tagen zurückkommen, und schon der Gedanke daran machte mich traurig.
    Noch ahnte ich nicht, dass meine heile Welt kurz davor war, in sich zusammenzustürzen.
    Ich schnaubte frustriert, drehte mich unwillig auf die Seite, schob die Hände unter das Kopfkissen und schloss die Augen.
    Ich hatte etwa zwei Stunden geschlafen, denn als ich von
gedämpften Stimmen und unterdrücktem Gekicher geweckt wurde, zeigte der Wecker auf meinem Nachttisch zwölf Uhr.
    Immer lauter kamen mir die Geräusche draußen vor. Ich hob den Kopf und lauschte angestrengt, dann stöhnte ich missbilligend und verdrehte die Augen. Elizabeth hielt wohl wieder eine ihrer endlosen Telefonkonferenzen ab.
    Normalerweise nickte ich bald wieder ein, aber heute Abend war etwas anders. Ärgerlicher als sonst. Und es wollte gar kein Ende nehmen. Also glitt ich aus dem Bett, öffnete leise meine Tür und schlich auf Zehenspitzen die Treppe hinunter, wild entschlossen, dem störenden Treiben ein Ende zu setzen. Doch als ich mich dem Wohnzimmer näherte, vernahm ich etwas Ungewöhnliches: eine Männerstimme. Ich blieb stehen und lauschte. Eindeutig.
    Ha! Von wegen »verantwortungsbewusst und vertrauenswürdig«. Elizabeth hatte Herrenbesuch, im Wohnzimmer meiner Eltern! Schelmisch grinsend schlich ich den Korridor entlang, um sie auf frischer Tat zu ertappen.
    Das würde meine Eltern lehren, mich in der Obhut einer liebestollen College-Studentin allein zu lassen! Vielleicht würden sie dann endlich von ihrer »wenn du dreizehn bist«-Regel abweichen und künftig keinen Babysitter mehr kommen lassen.
    Verstohlen spähte ich um die Ecke zum Wohnzimmer, bereit, den beiden einen solchen Schrecken einzujagen, dass der ungebetene Gast schleunigst das Weite suchen würde.
    Doch was ich sah, ließ mich entsetzt zurückfahren. Ein nie gekanntes Grauen erfasste mich, eine eisige Kälte, die meinen ganzen Körper taub werden ließ.
    Ich machte abrupt auf dem Absatz kehrt und hastete wie von Sinnen die Treppe hinauf, panisch darauf bedacht, dass meine bloßen Füße auf dem Holz kein Geräusch verursachten.

    Nach allem, was ich gerade gesehen hatte, wollte ich auf keinen Fall erwischt werden.
    Die Treppe erschien mir endlos lang, als hätte sich die Anzahl der Stufen

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