Treuetest - Brody, J: Treuetest - The Fidelity Files
einzige Blatt, das ihn besiegen konnte. Hm. Welch interessantes Omen.
»Ist das zu fassen, Mann? Sie hat tatsächlich noch ein fünftes Herz gekriegt«, stöhnte Parker auf.
Ich kassierte lächelnd die Chips ein, die der Geber mir hinschob. »Tut mir leid, aber so läuft das eben bei diesem Spiel«, erwiderte ich mitfühlend, aber auch eine Spur hämisch, denn das war genau die Kombination, auf die er anspringen würde.
Er schluckte seinen männlichen Stolz hinunter und erwiderte mit sportlicher Fairness: »Gutes Händchen.« Es klang höflich und aufrichtig.
»Danke«, gab ich zurück und stapelte scheinbar in Gedanken versunken die gewonnenen Chips vor mir auf, während Parker und seine Freunde den Entschluss fassten, den Pokertischen den Rücken zu kehren und einen der Clubs anzusteuern. Dummerweise hörte ich nicht, welchen, so sehr ich auch die Ohren spitzte.
»Tja, dann... War mir ein Vergnügen, mit euch zu spielen«, sagte Parker mit einem Blick in die Runde, obwohl damit eindeutig ich gemeint war.
Die anderen Spieler murmelten ähnlich lautende Entgegnungen. Ich hob den Kopf und sagte: »Die Freude war ganz meinerseits.«
Ehe er ging, wandte Parker noch einmal unentschlossen den Kopf, brachte aber nicht mehr als ein »Vielleicht sieht man sich ja noch mal« heraus.
Ich lächelte. »Ja, vielleicht.«
Worauf du dich verlassen kannst, Parker.
Sobald die Jungs außer Sichtweite waren, warf ich meine Chips in ein Plastikkörbchen, schnappte mir meine Tasche und machte mich auf den Weg zur Casinokasse.
Sechshundertfünfzig Mäuse Reingewinn. Nicht übel.
Ich sollte mehr Aufträge mit derart lukrativen Nebenerwerbsmöglichkeiten annehmen. Hastig stopfte ich die Geldscheine in meine Handtasche und eilte zum Haupteingang des Casinos.
Dort beobachtete ich aus dem Hinterhalt, wie Parker und seine etwa zehn Mann starke Truppe vor dem Hotel in ein paar Taxis stiegen. Ich musste herausfinden, wohin sie wollten, ehe ich nach oben ging, um in meine »Ausgehkluft« zu schlüpfen.
Sobald das letzte Taxi davongebraust war, ging ich nach draußen. »Können Sie mir sagen, wohin die Jungs da eben wollten?«, fragte ich den für die Taxis zuständigen Hotelangestellten und drückte ihm beiläufig einen Hunderter in die Hand.
Er sah auf den Geldschein. Offenbar waren Fragen dieser Art hier nicht ungewöhnlich. »The Palms«, erwiderte er ungerührt, als hätte ich mich nach dem nächsten Geldautomaten erkundigt.
»Und wie heißt der Club dort?«
Er warf einen fordernden Blick auf meine Handtasche, als erwartete er eine weitere Hundert-Dollar-Note für diese Information.
Unverschämter Lümmel. »Vergessen Sie’s.« Ich machte auf dem Absatz kehrt und ging wieder ins Hotel. Bestimmt würde mir der Empfangschef bereitwillig den Namen des Clubs im Palms Hotel nennen. Gratis.
»Der Club heißt Rain«, rief mir der Lümmel nach.
Ich wandte mich zu ihm um. »Vielen Dank für Ihre Hilfe.«
»Ich hab um Mitternacht Feierabend. Sehen wir uns dann dort?« Er wackelte keck mit den Augenbrauen.
»Vergessen Sie’s«, wiederholte ich.
Eine Stunde später verließ ich das Hotel in einem hautengen türkisfarbenen Kleid, kombiniert mit meinen supersexy Highheels (Marke »eindeutige Absichten«) und einem Augen-Make-up, wie man es von den Models der Vogue kennt (denn von dort hatte ich es kopiert).
»The Palms?«, erkundigte sich der Lümmel im Klugscheißer-Tonfall und grinste verschwörerisch.
»Jawohl, vielen Dank«, erwiderte ich kühl, als sähe ich ihn zum ersten Mal.
Er hielt mir die Tür auf, und gleich darauf brauste das Taxi davon und fuhr mich zur zweiten rein zufälligen Begegnung mit Parker Colman an diesem Abend.
Ich hatte vor, so zu tun, als wäre ich, also Ashlyn, mit ein paar Freundinnen zum Tanzen im Club Rain des Palms Casino. Während meine imaginären Freundinnen bereits das Tanzbein schwangen, holte ich mir noch einen Drink. Auf dem Weg zur Bar kam ich an einer großen Gruppe Jungs um die Dreißig vorbei, die sich um einen gutaussehenden, braunhaarigen, maskulinen Typ scharte, der offenbar gerade seinen Junggesellenabschied feierte, denn er trug ein paar billige Perlenketten um den Hals und einen großen affigen Hut mit Leopardenmuster auf dem Kopf. »Hey, dich kenn’ ich doch«, rief er, als ich mich an ihm vorbeidrängte. Seine Fahne ließ darauf schließen, dass er schon einiges intus hatte. Ich lächelte unergründlich.
»Ja, allerdings. So ein Zufall, gleich zweimal an einem Abend.
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