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Treuetest - Brody, J: Treuetest - The Fidelity Files

Treuetest - Brody, J: Treuetest - The Fidelity Files

Titel: Treuetest - Brody, J: Treuetest - The Fidelity Files Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Brody
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würde es mit einem erneuten Stöhnen quittieren. Ich stellte mich schon mal darauf ein, doch dann ließ er ohne Vorwarnung die Hände sinken und rollte sich von mir hinunter.
    Ich wusste nicht, wie mir geschah. Parker wirkte gedämpft, nachdenklich. Was hatte er bloß? Er sah mir in die Augen, als müsste er sich erst die Worte zurechtlegen, ehe er sie aussprach. Bedeutende Worte.
    »Warte mal«, setzte er an.
    Mein erster Gedanke war, dass er es sich anders überlegt hatte. Dass er mir einen Korb geben würde. Weil er plötzlich wieder nüchtern war oder ihn etwas an seine Verlobte erinnert hatte. Wie auch immer, es sah ganz danach aus, als gehörte er wider Erwarten doch zu den wenigen Kandidaten, die den Test bestehen.
    Ich kämpfte gegen das Lächeln an, das meine Fassade zu durchbrechen drohte. Es ist immer ein absolut erhebendes Gefühl, wenn ein Kandidat den Test besteht. Zugegeben, das würde bedeuten, dass ich mich in ihm getäuscht hatte, aber ich hege diesbezüglich keinen falschen Stolz. Die meiste Zeit bete ich förmlich, mein Instinkt möge mich trügen.
    »Was ist los?«, fragte ich unschuldig.
    »Ich hab auf einmal so ein komisches Gefühl«, erwiderte er.

    Mein Herz begann, heftig zu klopfen. Nicht zu fassen. Er war drauf und dran, den Test zu bestehen.
    »Ach, ja?«, sagte ich unschuldig.
    »Du bist plötzlich so anders«, stellte er fest.
    Mein Hoffnungsschimmer verblasste. »Wovon redest du?«, fragte ich verwirrt.
    »Vorhin beim Tanzen hast du gewirkt, als wärst du total scharf auf mich, und kaum hatten wir den Club verlassen, warst du plötzlich wie ausgewechselt.«
    Das war also der Grund für sein Zögern: mein Verhalten. Mir drehte sich der Magen um. Ich hatte es vermasselt. Ich hatte einen Augenblick die Kontrolle verloren und damit meinen Auftrag gefährdet.
    »Ich... ich habe keine Ahnung, was du meinst.«
    Er richtete sich auf. »Es kommt mir vor, als würdest du nur so tun als ob, als würdest du mir etwas vorspielen. Als hättest du auf Autopilot geschaltet oder so.«
    Heiliger Strohsack.
    Die Angst schnürte mir die Kehle zu. Das bewies wieder einmal, dass man stets hochkonzentriert bleiben muss in diesem Job. Man darf keine Sekunde unachtsam sein.
    Meine Gedanken wirbelten durcheinander. Stellte er wirklich meine Motive infrage oder war das nur ein Vorwand? Seltsam. Die Hoffnung stirbt offenbar tatsächlich zuletzt, und sie verstellt uns den Blick auf die Realität. Ich klammerte mich geradezu an die Vorstellung, dass er vielleicht doch einen Rückzieher machen wollte und ihm mein seltsames Verhalten vorhin bloß als praktische Ausrede aus dieser vertrackten Lage diente.
    »Das ist doch verrückt«, entgegnete ich hitzig.
    »Ach, ja?«
    Wenn er mir jetzt eine Abfuhr erteilte, würde ich nie den Grund dafür erfahren. Wollte er seiner Verlobten treu sein
oder hatte ich es verbockt? Zwischen diesen beiden Szenarios bestand ein grundlegender Unterschied. Und ich würde selbstverständlich von letzterem ausgehen.
    Was sollte ich Roger Ireland sagen, wenn ich nicht hundertprozentig sicher war? »Äh, er hat den Test bestanden... na ja, gewissermaßen... Die Angelegenheit ist etwas kompliziert, müssen Sie wissen.«
    Unmöglich. Wenn ich dieses Zimmer verließ, musste ich wissen, was Sache war.
    »Parker.« Ich setzte mich auf und sah ihm ernst und provokant zugleich ins Gesicht. »Ich spiele dir nichts vor. Ich will, was du willst. Aber ich schätze, du musst dir erst darüber klar werden, was du willst.«
    So. Jetzt war er am Zug. Kein besonders elegantes Manöver, aber es würde ihn hoffentlich eine Weile beschäftigen.
    Dann fiel mir noch eine andere Erklärung für sein Verhalten ein. Eine, die mir noch viel mehr Angst einjagte. Was, wenn er einen Tipp bekommen hatte? Wenn ihn im Laufe des Abends jemand in Ashlyns Machenschaften eingeweiht, ihm ihre wahren Absichten enthüllt hatte?
    Das würde bedeuten, dass er mit mir spielte. Dass er nur so tat, als ob. Bluffte, um mich auflaufen zu lassen.
    Betretenes Schweigen.
    Wir starrten einander lauernd an, überlegten, was dem anderen durch den Kopf gehen mochte. Schwer zu sagen, wer von uns verzweifelter wünschte, Gedanken lesen zu können. Zumal mich meine Intuition gerade so jämmerlich im Stich ließ.
    Noch nie war so wenig Verlass auf meine Mannalyse gewesen. Es kam mir vor, als wäre Parker Colman mein Kryptonit – die Substanz, die meine Superkräfte aufhebt. In meinem Kopf herrschte Chaos, als hätte jemand einen Magneten neben

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