Treuetest - Brody, J: Treuetest - The Fidelity Files
meinem Vater abgebrochen. Ich musste nicht mehr so tun als ob. Ich hatte die Wahrheit über ihn erfahren und somit jedes Recht, ihn zu hassen. Endlich hatte ich hochoffiziell einen Grund, die ganze Wut, die ganze Feindseligkeit herauszulassen, die sich über Jahre hinweg in mir aufgestaut hatte.
In den darauffolgenden drei Jahren versuchte mein Dad vergeblich, Kontakt mit mir aufzunehmen. Ich beantwortete keine E-Mails, rief ihn nicht zurück, saß im dunklen Wohnzimmer und tat, als wäre ich nicht zu Hause, wann immer er vorbeikam, um mich zu besuchen.
Ich wollte nichts mit ihm zu tun haben.
Nun stellte sich wenigstens nicht mehr die Frage, weshalb.
11
Herz ist Trumpf
Ich ließ den Blick über die Tische in der Poker-Halle des Bellagio schweifen. Parker sah aus wie auf dem Foto. Ich erkannte ihn sofort. Bei den übrigen Anwesenden Anfang dreißig handelte es sich wohl um seine Kumpels. Ihrer Kleidung nach zu urteilen, würde die ganze Truppe in einen der Clubs wechseln, sobald sie vom Pokern genug hatten.
Ich nannte dem Angestellten, der an einem Pult am Eingang stand, meinen Namen und reichte ihm eine der Hundertdollarnoten, die ich vorsorglich in meine schmale weiße Versace-Lederhandtasche gesteckt hatte.
»Nummer dreizehn, bitte«, murmelte ich und deutete unauffällig auf den Tisch, an dem der heutige Kandidat saß.
Er nahm den Schein mit einem verschwörerischen Nicken entgegen und ging voran.
Ich spürte, wie mir Parkers Blick folgte, als ich mich seinem Tisch näherte und direkt gegenüber von ihm Platz nahm. Mit meinem tief ausgeschnittenen Top und dem Push-up-BH hatte ich die richtige Wahl getroffen.
Parker war unverkennbar ein Busenfetischist.
Genau wie ich aufgrund von Roger Irelands Beschreibung bereits vermutet hatte. Tja, nach zwei Jahren Berufserfahrung
in diesem Geschäftszweig bestätigen sich die meisten meiner Vermutungen.
Ich sah Parker geradewegs in die Augen. Er sollte überzeugt sein, dass mein erster Eindruck von ihm positiv war.
Ein leises Lächeln umspielte meine Lippen.
Er erwiderte es kurz, ehe er sich wieder auf das Spiel konzentrierte. Es wurden eben die Karten ausgeteilt.
Ich spielte zunächst zurückhaltend. Stieg meist sofort aus, wartete auf eine gute Hand, wie Ethan, mein Pokerlehrer, es mir eingeschärft hatte. Die Wartepausen nutzte ich dazu, mein anderes Spiel voranzutreiben, indem ich heftig mit Parker flirtete. Ich warf ihm vielsagende Blicke zu, grinste und tat, als würde ich ihn für seine Pokerkenntnisse und die damit errungenen Siege bewundern.
Heute Abend war ich eine Spielernatur. Und zwar nicht nur am Pokertisch.
Schließlich war es sein Junggesellenabschied. Sollte sich Parker heute Abend einen Seitensprung erlauben, dann wäre das zweifellos ein One-Night-Stand... unverbindlicher Sex mit einer Frau, die sich zu amüsieren weiß und der klar ist, dass die ganze Sache am nächsten Tag vergessen sein würde. Eine Frau, die nicht gerade mit jedem x-Beliebigen ins Bett steigt, aber durchaus gewillt wäre, allerhand anzustellen, sollte sie zufällig einen interessanten Kerl kennenlernen.
Genau diese Frau war ich heute Abend.
Nach zwanzig Minuten erhielt ich ein Herzass und eine Herzdame. Jetzt nur nichts überstürzen, auf keinen Fall sofort den Einsatz erhöhen. Es galt, so zu tun, als würde ich noch auf eine Karte warten, die aus meinem scheinbar mittelmäßigen Blatt ein gutes machte. Dieses verhaltene Spiel, war eine Strategie, von der Ethan annahm, er hätte sie mir beigebracht, dabei wendete ich sie schon seit zwei Jahren regelmäßig an.
Beim Flop wurden zwei weitere Herzen und ein Kreuzkönig
aufgedeckt. Somit hatte ich vier Herzen. Fehlte nur noch eines zum Flush.
Parker setzte. Er musste zumindest zwei Könige haben, wenn nicht sogar drei – er hatte nach dem Flop ordentlich erhöht, was darauf hindeutete, dass er gute Karten hatte.
Als letzte Gemeinschaftskarte wurde die Herz Sieben aufgedeckt. Jetzt hatte ich meinen Flush. Ich stellte das Flirten einen Augenblick ein, um mir Ethans Ratschläge in Erinnerung zu rufen. Rasch studierte ich die auf dem Tisch liegenden Karten. Zweifellos, ich hielt das bestmögliche Blatt in der Hand. Ethan hatte es »the nuts« genannt, also die »Nüsse« oder »Eier«. Sehr passend, denn genau da hatte ich Parker jetzt, wie es aussah.
Er setzte zwanzig Dollar.
Alle anderen stiegen aus. Blieben nur noch Parker und ich. Das war meine Chance.
Ich spürte, wie er jede meiner Bewegungen verfolgte. Er
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