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Treuetest - Brody, J: Treuetest - The Fidelity Files

Treuetest - Brody, J: Treuetest - The Fidelity Files

Titel: Treuetest - Brody, J: Treuetest - The Fidelity Files Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Brody
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wollte wissen, ob ich beim Pokern genauso viel drauf hatte wie beim Bezirzen wildfremder Männer, wollte abschätzen, welche »Kunststücke« ich wohl sonst noch auf Lager hatte. Falls es zu weiteren gemeinsamen Aktivitäten kommen sollte.
    Und ich war mir inzwischen ziemlich sicher, dass es dazu kommen würde.
    Meist kann ich schon nach zehn Minuten sagen, ob der Kandidat bestehen wird oder nicht. Gehört zu meinem besonderen Talent. Parker war bereits so gut wie durchgefallen – und das sogar im nüchternen Zustand. Wie es aussah, hatte Mr. Irelands väterliche Intuition ins Schwarze getroffen.
    Obwohl ich wusste, dass ich das bestmögliche Blatt in der Hand hielt, tat ich, als müsste ich erst gründlich überlegen, ob ich mitgehen wollte. Ich presste die Lippen aufeinander, schielte zum wiederholten Male auf meine Karten, spielte mit meinen Chips.

    Parker ließ mich nicht aus den Augen. Halb hoffte er wohl, dass ich aufgeben würde, sodass er sich damit brüsten konnte, mich besiegt zu haben. Andererseits wollte er weitermachen, um noch ein wenig den Adrenalinkick zu genießen. Aus unseren beiden parallelen Spielchen war längst eines geworden, und das war ihm so klar wie mir.
    Bedächtig stapelte ich die doppelt so viele Plastikchips übereinander, wie er gerade gesetzt hatte, und schob sie in die Tischmitte.
    »Ich erhöhe«, sagte ich und sah ihm in die Augen. Mein fester Blick signalisierte 1. ich habe keine Angst vor dir und 2., ich habe noch immer keine Angst vor dir.
    »Erhöhung auf vierzig«, verkündete der Kartengeber.
    Parker musterte mich eingehend von oben bis unten, mit erhobenen Augenbrauen. Tat, als würde er lediglich über meinen kühnen Poker-Spielzug nachdenken.
    Von wegen. Wir wussten beide, was Sache war.
    Er löste kurz den Blick von mir, um auf die Karten in seiner Hand und auf dem Tisch vor uns zu spähen, dann fixierte er mich erneut.
    »Du hast entweder gerade die fehlende Karte zum Flush bekommen, oder du hältst mich schon die ganze Zeit zum Narren«, stellte er fest.
    Ich fuhr mit Daumen und Zeigefinger an meinem Stapel Spielchips auf und ab. »Letzteres. Aber jetzt habe ich keine Lust mehr«, sagte ich aufrichtig.
    Die sieben anderen Mitspieler beobachteten uns gespannt, ihre Augen flitzten von Parker zu mir und wieder zurück. Sie spürten die sexuelle Spannung, die in der Luft lag, gespeist zugleich von der geteilten Leidenschaft fürs Pokern wie vom Jagdfieber.
    Ich war Parker Colman eine ebenbürtige Partnerin.
    Er sah auf seine Chips hinunter. »Tja, da bist du nicht die
Einzige«, bemerkte er und schob weitere zwanzig Dollar in die Tischmitte. »Ich erhöhe noch einmal.«
    »Erhöhung auf sechzig«, verkündete der Geber, unser privater Schiedsrichter. Es war seine Pflicht, sicherzustellen, dass wir die Regeln und die Risiken kannten und niemand zu Schaden kam... jedenfalls nicht physisch.
    Er konnte nicht ahnen, dass es bei diesem speziellen Spiel um weit mehr ging als um lächerliche sechzig Dollar.
    Ich hatte Parkers Reaktion bereits vorhergesehen. Er hatte mein Zögern vorhin wie geplant als Furcht interpretiert – Furcht, ich könnte zu schlechte Karten haben.
    Jetzt schob ich kurzerhand all meine Chips in die Tischmitte. »Ich setze alles.«
    Der Kartengeber zählte meine Chips und sagte: »Erhöhung. Jetzt geht es um dreihundert Dollar.«
    Jetzt geht es um deine Verlobte , dachte ich.
    Parker musterte mich prüfend. Die anderen am Tisch ebenfalls. Wer ist diese Frau in den engen Jeans und dem weit ausgeschnittenen Top, die erst aussah, als hätte sie keinen blassen Schimmer von Poker, und jetzt plötzlich um sechshundert Dollar spielt?
    Ich bemühte mich um eine gleichgültige, unbewegte Miene. Wenn ich mir einen Hauch meiner Absichten anmerken ließ, dann nur, um die Sache etwas interessanter zu gestalten.
    Inzwischen hatten sich zwei von Parkers Kumpels vom Nebentisch zu uns gesellt und standen hinter ihm, um zuzusehen.
    Er hatte garantiert drei Könige, sonst hätte er längst gepasst. Zumal er wusste, dass ich durchaus einen Flush haben konnte. Es würde also bis zur letzten Minute spannend bleiben.
    Bei drei Königen zieht man nur ungern den Schwanz ein.
Nichtsdestoweniger ist es manchmal einfach ratsam. Und eines stand fest: Schon sehr bald würde sich Parker wünschen, er hätte es getan.
    Er ging mit und schob einen großen Stapel seiner Chips in die Mitte, worauf der Geber uns befahl, unsere Karten aufzudecken. Parker wurde schneeweiß. Vor mir lag das

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