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Treuetest - Brody, J: Treuetest - The Fidelity Files

Treuetest - Brody, J: Treuetest - The Fidelity Files

Titel: Treuetest - Brody, J: Treuetest - The Fidelity Files Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Brody
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Töchterlein.«
    Ich verzog keine Miene. Musterte ihn unbeeindruckt, erbarmungslos. »Wenn du jetzt bitte so freundlich wärst, die Lifttüren freizugeben, damit ich losfahren kann...«
    Ich hoffte inständig, dass er nicht zu mir in den Lift trat, sonst würde er unweigerlich den Knopf mit der Nummer dreiundzwanzig aufleuchten sehen. Er durfte auf keinen Fall herausfinden, dass ich im selben Hotel wie er nächtigte, geschweige denn in welchem Stockwerk.
    Parkers anfangs noch gezügelte Verärgerung steigerte sich unversehens zu einem ausgewachsenen Wutanfall. »Glaubst du etwa allen Ernstes, ich werde dich so ohne Weiteres aus
dem Hotel spazieren lassen, damit du hingehen und meiner Verlobten und ihrem vertrottelten alten Herrn brühwarm erzählen kannst, dass ich dich ›beinahe‹ gebumst hätte?«, stieß er gute drei Dezibel lauter hervor. Seine spöttische Betonung des Wortes »beinahe« ließ keinen Zweifel darüber aufkommen, was er von der ganzen Angelegenheit hielt.
    Glücklicherweise hatte er bei seiner kleinen Ansprache heftig mit den Armen zu rudern begonnen und dabei die Fahrstuhltüren losgelassen.
    Ich trat einen Schritt zur Seite und drückte entschlossen auf den Knopf mit der Aufschrift Türen schließen . »Tja, Parker, du hast leider gar keine andere Wahl.«
    Wie auf ein Stichwort glitten die Türen zu. Ich wähnte mich bereits in Sicherheit, doch in letzter Sekunde schob er erneut die Hand dazwischen und zwängte sie wieder auseinander. Er wirkte aufgebrachter denn je, als er mit bedrohlicher Miene zu mir in den Aufzug trat. Mir klopfte das Herz bis zum Hals. Es war beileibe nicht das erste Mal, dass ich es mit einem wütenden Mann zu tun bekam. Das ist sozusagen Berufsrisiko. Ich habe noch keinen Kandidaten, der gerade bei meinem Test durchgefallen ist, sagen hören: »Oh, na ja, mein Fehler. Vielen Dank, dass Sie mich darauf hingewiesen haben, was in meiner Ehe schiefläuft.« Der Großteil reagiert alles andere als begeistert, das heißt, ich bin auf so ziemlich alles gefasst.
    Aber der gute Parker war eindeutig dabei, den Bogen zu überspannen. Und ich verspürte nicht die geringste Lust, auf so engem Raum mit ihm allein zu sein. Er hatte die ganze Nacht getrunken; er wusste, seine Verlobte würde aller Wahrscheinlichkeit nach demnächst die Hochzeit abblasen; und außerdem hatte ich ihm bereits ziemlich übel mitgespielt. Alles in allem keine gute Kombination.
    Schon packte er mich aggressiv am linken Oberarm. Es
fühlte sich an, als würde mir eine unerfahrene Krankenschwester den Blutdruck messen und dabei die Armbinde zu fest aufpumpen.
    »Ich fürchte, du hast mich nicht richtig verstanden«, knurrte er drohend.
    Jetzt hieß es ruckzuck reagieren. Den Überraschungseffekt ausnutzen.
    Rasch fasste ich mit der Rechten nach der Hand, mit der er mich festhielt und bog den Daumen kräftig nach hinten. Sofort lockerte Parker seinen Griff und ging ein wenig in die Knie. Ich schüttelte seine Hand ab, riss den Ellbogen nach oben und verpasste Parker damit einen Schlag gegen die Nase, der sich gewaschen hatte. Damit hatte er nicht gerechnet. Er strauchelte, fasste sich lauthals fluchend an die blutende Nase und taumelte vornübergebeugt auf mich zu. Ich wusste, mit meinen knapp fünfzig Kilo konnte ich es nie und nimmer mit einem Kerl aufnehmen, der doppelt so schwer und gut einen Kopf größer war als ich.
    Also machte ich kurzen Prozess, indem ich ihm blitzschnell das Knie zwischen die Oberschenkel rammte, sodass er sich vor Schmerz krümmte und durch die Wucht des Stoßes rücklings aus dem Lift torkelte, um mit verzerrtem Gesicht an der gegenüberliegenden Wand zu Boden zu sinken. Ich sah noch, wie sich Zorn und Schmach in seiner Miene widerspiegelten, als ihm dämmerte, was gerade geschehen war, dann schlossen sich die Aufzugtüren zum dritten Mal.
    Und diesmal schaffte er es nicht mehr, sie aufzuhalten.
     
    Tags darauf riss mich der Weckruf vom Empfang aus dem Schlaf. Ich trug noch den hoteleigenen Frotteebademantel, in den ich nach der ausführlichen Dusche in der Nacht geschlüpft war. Zwanzig Minuten lang hatte ich mir sämtliche Hautzellen abgeschrubbt, die mit Parker Coleman in Berührung
gekommen waren. Das gehört zum Standardprogramm nach jedem Test. Zu dumm, dass man mit dem Waschlappen gegen die unerfreulichen Erinnerungen nur wenig ausrichten kann.
    Ich begab mich zur Rezeption, checkte aus und bezahlte meine Rechnung – bar. Man muss zwar in den meisten Hotels eine Kreditkarte

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