Treuetest - Brody, J: Treuetest - The Fidelity Files
wandte den Kopf und sah aus dem Fenster, um die Röte zu verbergen, die prompt meine Wangen überzog.
»Deshalb hab ich mir für den heutigen Abend etwas ganz Besonderes ausgedacht.«
Ich kicherte nervös. Der Abend war schon jetzt etwas ganz Besonderes, dabei waren wir gerade mal aus Brentwood raus. »Und das wäre?«
»Golf.«
Ich starrte ihn ungläubig an. »Golf?«
Er nickte. »Jawohl. Golf.«
»Wir gehen Golf spielen?«
Er grinste selbstgefällig. »Mhm. Haben Sie’s schon mal probiert?«
Wieder sah ich aus dem Fenster. Ich hatte es schon probiert, und nicht nur einmal. Dank einiger Trainerstunden spielte ich sogar ziemlich gut. Schließlich musste ich mithalten können, wenn ich auf dem Golfplatz Ehemänner testete.
»Ein, zwei Mal, ja«, erwiderte ich bescheiden. »Aber ich habe meine Schläger nicht dabei.«
»Kein Problem, die kann man ausleihen.«
»Wir gehen also tatsächlich Golf spielen?« Ich wartete noch immer auf das »Reingelegt!«.
»Sie sagen wohl ziemlich gerne Golf , oder? Wir können auch etwas anderes machen, wenn Ihnen...«
»Nein, nein! Alles bestens. Ich mag... Golf .«
»Gut.« Er lachte. »Okay, wie komme ich jetzt auf dem schnellsten Weg zurück zum Wilshire Boulevard?«
Ich dirigierte ihn ohne nachzudenken am nächsten Stoppschild nach rechts, dann links, dann wieder rechts, und ein letztes Mal links und rechts.
Am Wilshire Boulevard angelangt, hielt Jamie an einer roten Ampel und warf mir einen seltsamen Blick zu.
»Was ist?« Ich fuhr mir verlegen mit den Fingern durchs Haar.
»Also, ich kenne mich in dieser Gegend zwar nicht besonders gut aus, aber war das jetzt nicht ein ziemlicher Umweg?«
Mist. So viel zum Thema »ich bin ein ganz normales Mädchen, das ständig mit Männern verabredet ist«. Ich war ohne es zu bemerken in meine Sechs-mal-abbiegen-Routine verfallen. Die konnte ich mir künftig wohl sparen, nachdem die Cyberwelt quasi mit Fotos von mir vollgekleistert war. Ich lachte halbherzig. »Kleine Tour durch meine Nachbarschaft.«
Er warf einen Blick auf den Einheitsbrei aus stinknormalen Wohnblöcken im Rückspiegel. »Oh, vielen Dank.« Es klang nur ein ganz klein wenig sarkastisch.
Zehn Minuten später kamen wir am beliebten Neun-Loch-Platz in Rancho Park an. Ich erkannte ihn sogleich. Hier hatte ich Oliver Hender getestet, einen hochrangigen Geschäftsmann aus New York, der aus beruflichen Gründen in der Stadt war und vor einem äußerst wichtigen Meeting mit einigen japanischen Investoren noch schnell eine Runde Golf spielen wollte.
Seine Gattin hatte mich ein paar Wochen zuvor telefonisch kontaktiert, und ich hatte den Auftrag angenommen. Es hatte mich ein fettes Trinkgeld gekostet, mit Mr. Hender ungestört sein zu können. Zwei einsame Golfer, die das herrliche Wetter in L.A. nutzen wollten, ehe sie zum nächsten Meeting eilten. Einer der beiden, eine attraktive junge Rechtsanwältin namens Ashlyn, schien sich auf dem Golfplatz genauso sicher zu fühlen wie im Gerichtssaal. Oliver war tief beeindruckt – auch von ihrem superkurzen Minirock, in dem ihre perfekt gebräunten Beine so gut zur Geltung kamen. Und dann warf sie ihm zwischen den Übungsschlägen auch noch ständig kokette Blicke zu! War es da ein Wunder, wenn er am liebsten an Ort und Stelle über sie hergefallen wäre, noch dazu, wo gerade so wenig Betrieb herrschte?
Ich stieg aus dem Auto und sog die kühle Nachtluft ein. Es war ein herrlicher Abend, milde zwanzig Grad und beinahe windstill. Genau richtig für eine Runde Golf. Obwohl ich mich anders angezogen hätte, wenn ich geahnt hätte, was mir blüht. Zum Golfspielen waren Espadrilles mit Keilabsätzen nicht sonderlich geeignet.
Jamie öffnete den Kofferraum und holte seine Golftasche heraus.
»Moment mal, Sie nehmen Ihre eigenen Schläger und ich muss mit geliehenen spielen? Das ist nicht fair.«
»Hm. Sie haben recht.« Vorsichtig stellte er die Tasche zurück. »Ich sollte mir auch welche ausleihen, dann haben wir beide die gleichen Voraussetzungen.«
Wohl kaum .
»Und vielleicht sollten wir auch gleich Schuhe für Sie mieten«, meinte Jamie auf dem Weg zum Clubhaus mit einem Blick auf meine Keilsandalen.
Nach dem vierten Loch stand zweifelsfrei fest, wer von uns besser spielte.
»Tja«, sagte Jamie, während er die Fahne wieder in das Loch im Rasen steckte. »Ich hatte mich für Golf entschieden in der Hoffnung, Sie mit meiner Technik beeindrucken zu können, aber ich habe das Gefühl, es gelingt mir
Weitere Kostenlose Bücher