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Trias

Titel: Trias Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc Kayser
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Menge Blut floss, war für Gaffer das perfekte Schauspiel. Zu viel Aufsehen, entschied er. Er war zwar ein Profi; doch einen Menschen zu töten, der ihn sehr gut kannte, das machte auch er zum ersten Mal.
    Als McCann auf einer Litfasssäule las, dass in Prag die Easteuropean Gulf Open stattfanden, wusste er, wie er seinen Chef töten würde. Er mietete sich für zwei Nächte unter dem Namen Michael Hayden im Hotel Mala Strana ein. Sodann kaufte er eine Golfausrüstung mit einem 9er-Schläger, hielt ein auffällig langes Schwätzchen mit dem Portier am Empfang, wobei er eine hohe Dollarnote sehen ließ, und gab danach nochmals eine Menge Geld für Dienstbotenbekleidung im Stile des Hotels in einem Hotellerie-Konfektionsgeschäft aus.
    Er wartete bis zum Nachmittag. Sein Rückflug ging bereits um 19 Uhr 05. Dass Michael Hayden offiziell zwei Tage blieb, war Teil seines Planes.
    Just um 16 Uhr 25 nahm er den Telefonhörer zur Hand, wählte die Nummer von Spreads Zimmer und hielt zwei Finger auf seinen Kehlkopf gedrückt. Seine Stimme klang jetzt heiser und dumpf. Er meldete sich mit dem Namen Hayden, entschuldigte sich für die Störung und fragte, ob er denn bei seinem Golfpartner richtig sei. Der Angerufene verneinte und sagte, er müsse sich im Zimmer geirrt haben. McCann alias Hayden verwickelte Spread in ein kurzes Gespräch.
    Spread war genervt. Gleich würde seine Masseuse erscheinen, die er sehnsüchtig erwartete. Um den Fremden abzuwimmeln, ließ er sich auf den Small Talk ein. Hayden hatte sein Ziel erreicht und fragte ihn schließlich, ob er von Prag auch so begeistert sei wie er. Als Spread erzählte, er bekäme gleich eine Massage und »ein bisschen mehr«, lachte Hayden. »Wie viel Haut bekommt man denn für eine Handvoll Dollars?«
    »Immerhin eine halbe Stunde«, prahlte Spread. Hayden wünschte gute Erholung und legte auf. Er klebte sich einen Oberlippenbart und hauchdünne, hautfarbene Gummiplättchen auf die Wangen, überpuderte sein Gesicht und sah in den Spiegel. Nun sah er aus wie ein schmieriger Hemdenverkäufer bei Woolworth. Er wartete noch etwa zwanzig Minuten. Als eine halbe Stunde beinahe vorbei war, plünderte er seine Minibar und postierte sich mit einem Tablett, zwei Gläsern und einer Flasche Champagner in seiner Dienstbotenkleidung in der Nähe des Zielzimmers. Seinen 9er-Golfschläger versteckte er hinter einem Vorhang des Etagenfensters. Nach seiner Rechnung musste die Masseuse demnächst aus dem Zimmer Spreads kommen. Nur zwei Minuten später öffnete sich tatsächlich Spreads Zimmertür, und heraus trat eine junge, vollbusige Tschechin, die eine Massagebank unter einem Arm trug und sich mit der freien Hand den Rock glatt strich. Sobald die Frau verschwunden war, klemmte McCann sich seinen Golfschläger unter den Arm, balancierte das Tablett auf einer Hand und klopfte an die Tür.
    Er hörte ein deutliches »Just a moment«. Einen Augenblick später öffnete sich die Tür. McCann stieß mit dem Fuß dagegen. Sein Gegenüber wich erschrocken zurück. Mit dem Hacken schlug er sie schnell wieder hinter sich zu, feuerte im selben Moment das Tablett mit den Gläsern und der schweren Champagnerflasche direkt in Spreads Gesicht. Die Geräusche von klirrendem Glas hallten an der Wand wider.
    Spread strauchelte und fiel mit schmerzverzerrtem Gesicht zu Boden. Er blutete aus Nase und Mund. Der Halbchinese verriegelte die Zimmertür und steckte den Schlüssel ein.
    »Stehen Sie auf, Mister Spread!« McCann hielt den Golfschläger lässig in der rechten Hand. Der Amerikaner blickte ihn betäubt vor Schmerz an, erkannte ihn jedoch nicht. McCann registrierte, wie Spread nach dem Telefon schielte, das nur einen Schritt weit von ihm auf einer Konsole stand. Der Chinese riss das Kabel mit einem Ruck aus der Wand.
    »Was tun Sie da? Was wollen Sie von mir?« Spreads Hände verkrampften sich zu Fäusten, das Haar klebte feucht und blutverklebt an seiner Stirn. Er war unfähig, sich zu erheben.
    McCann machte einen Schritt auf ihn zu.
    »Ich bin aus New York«, sagte er in einem merkwürdig mechanischen, beinahe roboterhaften Ton. »Extra hierher gereist, um Sie zu treffen. Sie sind Thomas Gordon Spread, und ich habe den Auftrag, Sie zu töten. Das Beste wäre, Sie ergeben sich Ihrem Schicksal. So geht es am schnellsten, und Ihre innere Qual ist nur von kurzer Dauer.« McCanns Gesicht hatte sich, während er sprach, nicht einen Millimeter verändert. Die Sätze, die er gesagt hatte, glichen beinahe genau

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