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Trias

Titel: Trias Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc Kayser
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von Emma finden.
    Croy schüttelte den Kopf und sagte: »Diese Verantwortung kann ich nicht übernehmen. Was ist, wenn Sie dabei verletzt werden? Ich halte Sie auf dem Laufenden.« Diese Frau hat Courage, dachte er anerkennend.
    Katja stand auf, kehrte sich mit einem deprimierten Gesichtsausdruck von ihm ab, zog ihren Hund mit sich und warf ihm an der Tür nochmals einen Gruß zu. Er sah ihr mitfühlend nach.
    Als Croy nur wenige Minuten später das Lokal verließ, war die Straße vor dem Café beinahe menschenleer. Der Mann im Trenchcoat war verschwunden. Wie auch die Journalistin und ihr Hund. In seinem Innern tauchte das Wort Misstrauen auf. Das beständige Gefühl, das er so gut kannte. Doch hier verhielt es sich anders. Er konnte sich nicht erklären, warum. Lag es an ihrer offenen Art? Irgendetwas löste die Journalistin in ihm aus, was er sich noch nicht erklären konnte. Er spürte eine gewisse Zuneigung, aber auch Abwehr. Es durchlief ihn erst heiß, dann kalt.
    Er war niemand, der einen Menschen schneller als nötig an sich heranließ. Die Gründe dafür lagen in ihm selbst. Sie waren eine Art Selbsttherapie nach durchlittenen Erfahrungen. Seine aktuelle mentale Stärke war das Ergebnis eines langwierigen Erkenntnisprozesses und der Akzeptanz einer Dialektik, die er lange Zeit mit Fassungslosigkeit registrierte: Während sich die Türen seiner Karriere stetig öffneten, schlugen sie in seinem Privatleben immer wieder zu. Die verlässlichste Konstante seines Lebens hieß deshalb Arbeit . Um Terroristen und andere Gewalttäter aufzureiben, war die Verbindung von Technik, Fantasie und einer nötigen Portion körperlicher Kraft unabdingbar. Croy zog seine Befriedigung aus der Fähigkeit zum analytischen Denken, aus seinem Gerechtigkeitsempfinden, einer gewissen Härte und deutlich ausgeprägtem Siegeswillen. Und so war es kein Zufall, dass er sowohl im normalen Tagesgeschäft als auch als Undercover-Agent anderen Kollegen oftmals den Schneid abkaufte. Trotz dieser Talente und Erfolge hatte er Zweifel an der eigenen Wertschätzung.
    Mit eingefrorenem Gesicht sah er auf die Silhouette der Prager Burg, die pittoreske Bebauung ringsum und die Menschenströme auf der alten Karlsbrücke. Ein Gemälde, so zeitlos wie die Stadt selbst.
    Es begann wieder leicht zu regnen. Die Tropfen waren eiskalt und drangen ihm in den Kragen. Er schritt über die Tramgleise hinüber zu einer Imbissstube. Entgegen seiner Gewohnheiten bestellte er einen Tee mit tschechischem Rum. Croy seufzte tief auf. Langsam leerte er den Becher. Der Geschmack des Gebräus erinnerte ihn an Hustensaft aus seiner Kindheit.
    Er stellte den halbvollen Becher ab und lenkte seine Schritte auf die andere Straßenseite, zur Steinmauer, die das Ufer zur Moldau als Hochwasserschutz begrenzte. Hier hatte der fremde Mann gestanden und ihn und die Journalistin beobachtet. Croy sah sich um. In einer nahen Seitenstraße stand ein führerloser, dunkelgrauer Peugeot Kombi mit Diplomatenkennzeichen im Halteverbot. Touristen liefen quer über die Fahrbahn. Ein Schwung Tauben pickte Gehwege ab, Wind fuhr hörbar durch die letzten Blätter einer großen Linde.
    Da war niemand, der Croy auffiel.
    Er spazierte gemächlich zu seinem Skoda Octavia, den er in einer Seitenstraße abgestellt hatte. Als er um die Ecke bog, sah er die Journalistin auf einer Parkbank sitzen. Sie hatte ihre Hände vor das Gesicht geschlagen. Der Boxer lag zu ihren Füßen. Als er näher kam, hörte er sie weinen. Er empfand Mitgefühl und setzte sich vorsichtig neben sie. Sie blickte zu ihm auf. Ihre Augen waren gerötet, ihr Gesicht angeschwollen.
    »Sie sehen traurig aus«, sagte sie.
    »Ich?« Croy schluckte. »Aber Sie sind es, die weint«, erwiderte er. »Kann ich Sie irgendwohin mitnehmen?«
    Es drängte ihn zwar, allein zu sein und die Konzentration zu finden, die er für seine Vorhaben brauchte. Der morgige Tag in Semtin würde seine ganze Kraft kosten. Doch er empfand nicht nur Mitleid mit der Frau, die so unvorbereitet erfahren hatte, dass ihre beste Freundin nicht mehr lebte. Er spürte eine aufkeimende Zuneigung.
    »Emma und ich kannten uns viele Jahre und standen uns deshalb sehr nahe«, sagte Katja mit brüchiger Stimme. Croy wusste keine Antwort. Er schwieg. Sie lehnte sich jetzt an ihn. Er dachte an die BKA-Psychologin, an sein Tagebuch, an Anne, seine letzte Beziehung. So saßen sie noch eine ganze Weile.
     
    Später setzte er Katja am Innenstadtbahnhof Mazarykovo Nadrazi ab, dem

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