Trias
einen Vorschlag machen und Sie auch nicht lange aufhalten.« Ihre Stimme vibrierte leicht.
»Einen Vorschlag?«, gab er sich reserviert.
»Man kann es auch einen Deal nennen«, sagte sie forsch. »Ich sage Ihnen, was ich weiß, und Sie helfen mir bei der Lösung eines für mich schwierigen Problems.« Die Journalistin hatte jetzt einen bittenden Blick.
Croy war unsicher. Er verstieß gegen eine Dienstvorschrift, wenn er während laufender Ermittlungen mit Jounalisten Kontakt aufnahm. Andererseits erinnerte er sich an ihren Zeitungsartikel, der klar und konkret geschrieben war.
Als er ihr antwortete, gab er seiner Stimme eine gewisse Strenge.
»Was auch immer wir jetzt besprechen, bleibt unter uns. Sie wissen, dass die Welt der Ermittlungsbehörden und die der Medien nicht zusammenpassen.«
Die Journalistin lächelte dünn. »Ich weiß, dass wir normalerweise immer erst dann Nachrichten publizieren, wenn sie passiert sind. Hier liegt der Fall aber etwas anders. Ich sitze mit Ihnen in erster Linie als Privatperson zusammen und erst dann als Journalistin. Sie können sich also auf mich verlassen. Würde ich Teile unseres Gesprächs für einen Artikel verwenden, wäre dies unser letztes Treffen gewesen. Warum sollte ich mir einen Informanten kaputtmachen?« Sie sah ihn herausfordernd an.
Croys Miene verzog sich keinen Millimeter.
»Ich bin kein Informant, Frau Kirchner. Auch ich sitze hier, weil ich mit Ihnen möglicherweise eine kurze Kooperation eingehe. Was wissen Sie also, was ich noch nicht weiß? Gibt es da was?« Während er sie fragte, sah er aus den Augenwinkeln in den Spiegel. Der Mann war verschwunden. Verdammt, dachte Croy.
Die Journalistin bekam davon nichts mit.
»Ich bin eine gute Freundin von Emma Rumpf. Wussten Sie das?«
Er ließ trotz eines Ziehens im Magen das Gespräch weiterlaufen.
Sie erzählte ihm von Emma Rumpfs enger Zusammenarbeit mit ihrem Mann im Auswärtigen Amt, von den tausenden Protestbriefen und Warnungen, die in Berlin aus der Ukraine und Weißrussland eingegangen waren und von der Untätigkeit des BND diesen Drohungen gegenüber.
Croy nickte zerstreut mit dem Kopf. Das war ihm bekannt. Als sie über Rumpfs Geheimnistuerei sprach, über die Zweifel seiner Ehefrau, tat er interessiert.
»Hatte Sie eine Ahnung, worum es da ging?«
»Eben nicht. Er blieb oft in seinem Apartment, statt nach Hause zu kommen. Er lernte angeblich noch einmal Wirtschaftsenglisch und deutete nur an, dass es um eine bedeutende Sache gehe, die strenger Vertraulichkeit unterliege …« Croy erkannte, dass die Journalistin - viel mehr als er - im Dunkeln tappte. Dass Rumpf einer der Köpfe von Trias gewesen war, schien in den Redaktionen glücklicherweise noch nicht angekommen zu sein.
»Wissen Sie, wo sich diese Wohnung befindet?«, fragte Croy.
»In der Jägerstraße, gleich hinter dem Auswärtigen Amt. Meine Freundin und ich besuchten Stefan Rumpf dort zweimal, brachten ihm Küchenutensilien und Bettwäsche. Ein kleines Apartment, nichts Besonderes.«
»Irgendetwas Auffälliges dort? Mehr als nur ein Telefon, Diktiergerät, Computer, Stapel von Akten?«
»Nein, nichts Derartiges. Er blieb nur oft bis weit nach Dienstschluss in seinem Büro und ging dann, statt nach Hause, in sein Apartment. Dabei liegen beide Wohnungen etwa gleich weit vom Auswärtigen Amt entfernt. »
»Eine andere Frau? Ging er fremd? Was meinen Sie?«
»Ein gehörnter Ehemann, der den Staatssekretär aus Eifersucht tötete? Alles ist möglich. Dagegen spricht meines Erachtens aber die Art des Attentats. Niemand außer Terroristen benutzt Müllcontainer für einen Sprengstoffanschlag. Viel zu aufwändig. Das war die Arbeit von Profis.«
Sie hat recht, dachte Croy anerkennend.
»Wie eng waren Sie denn mit Emma Rumpf in Kontakt? Sprachen Sie jeden Tag miteinander oder mehrmals täglich? Trafen Sie sich öfter?«
Die Journalistin runzelte die Stirn. Und dann weiteten sich ihre Augen.
»Waren? Sprachen? Trafen? Warum reden Sie von ihr in der Vergangenheit?«
Croy biss sich auf die Unterlippe. »Sie wissen nicht, dass sie tot ist? Die Polizei hat ihre Leiche im Wasser des Landwehrkanals gefunden.«
Die Journalistin wurde sehr blass. Sie fühlte, wie ihr Gleichgewichtssinn schwankte. Vor ihre Pupillen fiel ein nasser Schleier. Wie ein Film, der viel zu schnell abgespielt wurde, rasten Bilder gemeinsamer Tage durch ihren Kopf. Er griff nach ihrer Hand und sah sie mitfühlend an.
»Nnnein …«, stammelte sie tonlos, »das
Weitere Kostenlose Bücher