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Trias

Titel: Trias Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc Kayser
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auf dem Spiel.

15
    Prager Altstadt, gleicher Tag, früher Abend
    Markus Croy erfuhr von Kaltenborn die Details der Videokonferenz, als er in Prag auf dem Weg zum Treffen mit Katja Kirchner war. Als sein Funktelefon klingelte, befand er sich direkt auf dem Altstädter Markt vor dem prächtigen Renaissance-Haus U Minuty, »Zur Minute«. Er setzte sich auf zwei feuchte Steine am Sims des Gebäudes, in dessen Fassade der Kampf zwischen zwei Reiterhorden gemeißelt war. Viel zu reden war nicht; Kaltenborn hatte wenig Zeit und fasste schnell zusammen, worauf man sich mit den Amerikanern geeinigt hatte. Kaum war das Gespräch beendet, sinnierte Croy darüber nach, ob ihm Kaltenborn möglicherweise etwas verschwieg. Wie er auf diesen Gedanken kam, wusste er nicht. Es war nur so ein Gefühl.
    Im Café Slavia entschied er sich für den Tisch, an dem er und Gabriela Malichova einige Zeit zuvor gesessen hatten, bestellte einen Weißwein aus dem südböhmischen Anbaugebiet Mikulov und wartete. Er sah sich um. Keine suchenden Blicke anderer Gäste. Da sie beide vergessen hatten, ein Erkennungszeichen auszumachen, hielt er seine Augen zur Tür gerichtet.
    Als eine blonde Frau mit einem Hund hereinkam, der schnüffelnd und sabbernd die ersten Tischbeine untersuchte, hielt er sie nicht für seinen Gast. Sie interessierte sich zunächst mehr für das neugierige Tier als für die Menschen im Café. Der Ermittler belächelte die Agilität des Hundes, die eingedrückte Schnauze und den weißen Fleck auf der Brust. Die Frau sah sich nun scheu und mit suchendem Blick um. Offenbar war sie verabredet. Kurz vor Croys Tisch stoppte der Hund. Er hatte eine Fliege auf dem Boden entdeckt. Flach auf den Boden gedrückt, ließ er sie nicht aus den Augen. Croy amüsierte sich.
    »He, wem gehörst du denn?«, fragte er auf Deutsch.
    Der Hund hob den Kopf, als verstünde er ihn. Seine Besitzerin trat hinzu, streckte die Hand aus und fragte: »Sind Sie Markus Croy?«
    Es überraschte ihn, wie jung sie war. Am Telefon hatte ihre Stimme dunkel und eher nach einer reifen Frau geklungen. Ihre blonden Haare hatte sie zu einem winzigen Zopf gebunden, den ein schwarzes Gummi zusammenhielt. Ihre Gesichtshaut war eher blass, die Lippen mit einem rosa Ton überzogen. Als sie ihm gegenüber Platz nahm, sah er leichte Schatten unter ihren grünlich schimmernden Augen.
    »Ein schönes Exemplar«, wies er auf das Tier.
    »Er ist noch jung. Ziemlich verspielt. Ich nehme ihn überall mit hin. Als Wachhund taugt er aber nicht.« Sie setzte sich und lächelte ihn an.
    »Hatten Sie eine gute Reise?«, fragte er höflich. Statt einer Antwort reichte sie ihm erneut die Hand, in der sie eine Visitenkarte versteckt hielt. Sie glitt in seine Rechte.
    »Lesen Sie, was ich draufgeschrieben habe«, sagte sie leise und drehte sich nach der Bedienung um, die sie bereits fixierte. Croy schob die Karte unauffällig zwischen die Blätter des Speisenangebots. Er las vier Worte:
    Ich habe einen Schatten.
    Croy sah aus den Augenwinkeln durch das Fenster auf die schmale Straße und registrierte einen Mann mit kurz geschorenen hellen Haaren in einem schwarzen Trenchcoat. Er lehnte an der dem Café Slavia gegenüberliegenden Mauer der Uferböschung zur Moldau und sah ungeniert auf die Fenster des Cafés.
    Croy entnahm seiner Aktentasche einen Stift und schrieb auf die Rückseite der Karte: Sind Sie auch verkabelt?
    Sie schüttelte den Kopf. Die Geräuschkulisse aus klapperndem Geschirr und Stimmengewirr erschien ihm sicher genug, um ungestört zu reden. »Machen Sie sich keine Sorgen. Wir werden jetzt den Tisch wechseln. Es soll Leute geben, die einem nicht nur Wünsche von den Lippen ablesen.«
    Sie nickte leicht und beugte sich unter den Tisch. »Komm, Charlie.« Der Hund sprang auf die Beine.
    Der Mann auf der Straße wurde nervös. Er verrenkte sich den Hals. An ihrem neuen Tisch saß Croy einem in Gold gerahmten Spiegel so gegenüber, dass er die Straße und den Verfolger im Blick hatte. Er hatte Katja auf ihrem Stuhl in einen toten Winkel geschoben. Charlie bekam eine Schale mit Wasser.
    Croy hielt sich jetzt nicht mehr mit einer Vorrede auf.
    »Was haben Sie für mich, Frau Kirchner? Worum geht es? Was führt Sie nach Prag, und warum wollten Sie mich treffen?« Er sah die Journalistin mit einer Mischung aus Neugierde und Gelassenheit an.
    Sie verströmte den Ausdruck einer Frau mit Sorgen. Ihre Finger wanden sich ineinander, ihr Blick flackerte nervös.
    »Nun … ich will Ihnen

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