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Trias

Titel: Trias Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc Kayser
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Nullpunkt erreicht haben. Wir melden uns für den Countdown gleich wieder. Ende.«
    Talo drückte erneut auf den roten Knopf, wandte sich an Croy und Kaltenborn und sagte: »Ich kann solche Menschen nicht ausstehen.«
    »Superman-Syndrom«, murmelte Croy. Talo grinste zustimmend.

18
    Zwanzig Kilometer vor Uschhorod, slowakisch-ukrainische Grenze, gleicher Tag, 06:14 Uhr Ortszeit
    »Der Laster da ganz vorne hat’s gut«, knurrte Alexej in ukrainischer Sprache. Er war der Fahrer des vierten Trucks. »Der hat freie Sicht, während wir hier durch den Staub wie auf dem Mars fahren.« Die Scheinwerfer seines LKW beleuchteten Millionen von Sandpartikeln, die von den Reifen der vor ihm fahrenden Wagen aufgewirbelt wurden. Die Kolonne fuhr jetzt nur noch ein sehr mäßiges Tempo. Das Gebiet war bergig und kurvenreich, sodass die Motoren Mühe hatten, mit ihrer schweren Fracht das ohnehin geringe Tempo zu halten.
    »Hör auf zu jammern«, tönte es aus dem Bordfunk. »Dafür werden wir gut bezahlt. 250 Dollar sind nicht zu verachten. Deine Familie kann’s doch auch gut gebrauchen. Du kannst endlich dein Dach flicken und deiner Mascha ein neues Kleid kaufen.«
    »Von 250 Dollar? Du machst wohl Witze. Typisch Mieter in einem Neubaublock. Weißt du, was mittlerweile eine einzige neue Dachschindel kostet?«
    »Sag’s mir! Mehr als eine Flasche Wodka?« Ein derbes Lachen krächzte durch den Bordfunk.
    »Ach, was du redest«, antwortete Alexej deprimiert. »Wodka kriegst du für ein paar lumpige Hrywnja an jeder Straßenecke. Aber eine ordentliche Dachschindel, schön gebrannt aus braunem Ton, winterfest, frosthart mit langer Lebensdauer, eine aus den Kiewer Bergen, die das Dach so vornehm macht …«
    »Ja, ja«, unterbrach ihn sein Kollege. »Träumst du immer noch davon, dein Haus fürs Leben zu haben? Sei froh, dass du dein eigenes Dach überm Kopf hast. Was morgen kommt, ist doch eh egal. Genieße einfach die Plagen der Gegenwart.«
    »Du weißt, dass ich da anders denke. Irgendwann muss es doch auch mal uns gut gehen. Meine Kinder sollen später studieren, meine Mascha soll endlich ihre Mikrowelle bekommen …« Alexej sah aus dem Seitenfenster. Es war stockdunkel um ihn herum. Die Scheinwerfer seines Trucks hatte der Staub fast blind gemacht.
    »Ach, Träumer …«, erwiderte sein Kollege wenig achtungsvoll.
    »Und du, Dima? Wofür willst du die 250 Mäuse ausgeben?« Obwohl Alexej ahnte, was sein Kamerad antworten würde, hoffte er auf eine kleine Überraschung. Umsonst.
    »Ich versaufe sie. Tag für Tag, Woche für Woche, Monat für Monat. Von 250 Dollar kann ich mir jeden Tag eine Flasche Wodka besorgen. Mehr als ein Jahr lang … das nenn ich gute Aussichten …«
    »Du spinnst«, antwortete Alexej. »Denk mal an deine Tochter. Wenn du dich jeden Abend zulaufen lässt, wird sie den Respekt vor dir verlieren. Und ein Vater ohne Respekt …« Er trat abrupt auf die Bremse, weil er dem Truck vor ihm gefährlich nahe gekommen war.
    »Ach was, Respekt. Das ist das Leben, was soll man machen. Eta schisn, schto delatj.«
    »Du steckst den Kopf in den Sand, und dein Arsch guckt noch raus«, erwiderte Alexej.
    »Na und? Dann seh ich wenigstens nicht, wer mir reintritt …« Dimas letzte Worte gingen in einem ohrenbetäubenden Knall unter. Genau um 6 Uhr 34 raste ein Flammenorkan durch die Luft und schlug an die Frontscheiben der Fahrer. Alexej trat reflexartig auf die Bremse, sah, wie das Führungsfahrzeug und der Truck seines Kameraden zeitgleich in die Luft gehoben wurden und dort einen Moment lang zu schweben schienen. Mehrere Explosionen folgten, begleitet von Donnerschlägen, die durch die Echos in der Schlucht noch vervielfacht wurden. Die Druckwellen schleuderten die Trucks nacheinander aus der Spur. Sie fielen so leicht zur Seite wie Matchbox-Autos nach einem Tritt mit dem Fuß. Alexej hatte sich vor Angst laut brüllend auf sein Lenkrad geworfen und beide Arme schützend über den Kopf gehalten. Er bemerkte nicht mehr, wie sein LKW, von einer Rakete getroffen, sich zunächst um die eigene Achse drehte, eine höllische Hitze durch das Führerhaus raste, seine Ladung explodierte und der Truck zu einem einzigen Splitterhaufen aus Metall zerfiel.
    Da war er selbst nur noch Asche. So, wie die anderen zehn Fahrer und die vier von Strachow gedungenen Söldner auch.
     
    Im Lagezentrum der Terrorabwehr im Berliner Innenministerium brandete Beifall auf. Die anwesenden Frauen und Männer beglückwünschten sich wortreich für

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