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Trias

Titel: Trias Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc Kayser
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Eingangsbereichs passiert hatte, war Hess dabei, die Koordinaten der Slowakei in den Rechner des deutschen Spionagesatelliten Argus 7 zu tippen.
    »Strachow, kommen Sie. Wir wollen doch gemeinsam die Babys über die Grenzen schaukeln sehen, was?« Hess war erstaunlich guter Dinge. Mehrmals hatte er in den letzten Tagen merkwürdige Nachfragen von BND-Chef Carl Rubens abwehren müssen. Es ging eigentlich immer um die gleiche Frage: Ob ihm, Hess, Unregelmäßigkeiten oder gar verräterische Aktionen aufgefallen seien, die auf Maulwürfe innerhalb des BND hinwiesen? Hess hatte das natürlich verneint, war aber auf der Hut. Sie mussten weiterhin sehr vorsichtig agieren, dachte er, wenn sie nicht spätestens mit dem Ende von Trias auffliegen wollten. Andererseits waren die Chinesen zufrieden mit dem Stand der Dinge: Bis auf Senator Smith waren die Trias-Autoren ausgeschaltet, was nach Ansicht Pekings die Politiker so sehr verunsichern sollte, dass sie den Vertrag vorerst auf die lange Bank schoben.
    Und dann hatte Strachow einen der größten Sprengstoffvorräte der Welt gesichert, die sicherlich als Druckmittel überzeugten, falls der Vertrag nicht auf »normalem« Wege zu verhindern war. Amerika würde es sich zweimal überlegen, ob es als Antwort auf die Bedrohung gleich mit dem Einsatz von atomaren Sprengköpfen drohen würde. Zumal es nie erfahren würde, wer wirklich hinter all dem steckte. Da verließ er sich ganz auf Lee Kong.
    Hess folgte zwar diesem Kalkül, doch er war nicht hundertprozentig davon überzeugt, dass die Strategie aufging. Allzu ernste Sorgen machte er sich allerdings nicht. Gut ein Drittel des vereinbarten Honorars von einer halben Million Dollar war bereits auf Umwegen von Peking in seiner Privatwohnung in München angekommen und an einem sicheren Ort versteckt. »Sicher« bedeutete nach Ansicht von Paul Hess: Man musste darauf sitzen oder schlafen. Strachow würde seinen Anteil bekommen, wenn die von ihm organisierte Operation in der Ukraine ein Erfolg geworden war. Der Gesamtbetrag war fällig, wenn Trias offiziell auf dem G8-Gipfel kein Thema mehr war. Und es sah danach aus, als sei dieses Ziel zum Greifen nah.
     
    Strachow fiel auf den Stuhl neben Hess, der grunzend seinen fetten Leib ein wenig zur Seite schob. Die Wut auf seinen Vorgesetzten war noch immer nicht so abgekühlt, dass er ihm entspannt hätte gegenübertreten können. Die Abstrafung in den Kellern des BND war in ihm so präsent wie der Bypass einem herzkranken Patienten. Dennoch entschied er sich für eine leichtere Laune. Schließlich standen sie vor dem erfolgreichen Abschluss einer mehr als dreisten Aktion. Nach Ansicht Strachows waren sie mit dem größten Sprengstoffdiebstahl der letzten Jahrzehnte all jenen zuvorgekommen, deren Gewaltbereitschaft nur einem begrenzten Ziel galt. Und wenn 150 Tonnen Y3 gezielt als Mittel zur Abschreckung eingesetzt werden würden, so würde mit dem Untergang von Trias ein drohendes wirtschaftliches Ungleichgewicht in der Welt wieder ins Lot gehoben. Zu guter Letzt fühlte sich der Agent obenauf, weil er ein eigenes Drohpotenzial in seinem Wagen liegen hatte, mit dem sich bequem Forderungen gegenüber Hess aufstellen ließen.
    »Chef«, schmeichelte Strachow, »würden Sie so einen LKW selber fahren, oder wäre Ihnen diese Nummer zu gefährlich?«
    Hess zeigte ein festes Lächeln. »Damals in Beirut, in den frühen Achtzigerjahren, als ich der Wehrsportgruppe Hoffmann nachjagte, knallte es in einer Tour vor und hinter mir. Die Menschen beschossen sich gegenseitig, es herrschte Bürgerkrieg. Die Libanesen und die Hisbollah waren nicht gerade zimperlich in der Wahl ihrer Waffen. Diese Ladung da ist im Vergleich viel sicherer. Y3 kann gar nicht hochgehen, wenn niemand die Ladung zündet.« Hess japste. Viel reden strengte ihn an.
    »Alles alte Kamellen«, sagte Strachow grinsend.
    Hess nickte. Er dachte ähnlich.
    Sie zoomten den Konvoi dichter heran und gingen wieder auf Totale. Träge krochen die LKW über die Straßen Ostmährens. Strachow nickte ein, Hess atmete schwer in den verdunkelten Raum.
     
    Die Kolonne befand sich nun kurz vor der Ortschaft Makov, dem tschechischen Grenzkontrollpunkt zur Slowakei.
    Um eine möglichst hohe Auflösung des Zielgebietes zu erhalten, senkten die Techniker im Terrorabwehrzentrum des Bundesinnenministeriums den amerikanischen Spionagesatelliten vom Typ Keyhole in einen niederen Orbit ab. Zwar verschlang dieses Manöver gerade mehrere tausend Dollar, weil

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