Trias
Während er sich an die Seite Kaltenborns stellte, hielt er sich einen kalten Lappen an den Kopf.
»Das ist Markus Croy, mein Sonderermittler.«
Talo sah nur kurz zu ihm hin und sagte dann: »Er sieht müde aus.«
»Sie haben aber scharfe Augen«, erwiderte Croy. Seine Stimme fröstelte ein wenig.
»Noch schärfer sind meine Krallen, wenn man mich ärgert.« Talo blickte glatt an ihm vorbei, während er sprach.
»Oh, Spiderman … sehr erfreut. Ich wollte Sie schon immer mal kennen lernen.« Croys Stimme war jetzt eisig.
»Ich hätte Semtin jedenfalls nicht so vergeigt«, grinste Talo frech. Croy schluckte, sein Adamsapfel tanzte kurz auf und nieder.
Der BKA-Vize hatte langsam genug von dem Rivalengeplänkel. »Hört mal …«, versuchte er zu schlichten. Doch Croy fuhr ihm dazwischen und fauchte zu Kaltenborn:
»Ach, er ist sogar Spiderman und Superman in einem. Holen wir doch die anderen Jungs her. Die wollen sicher auch ein Autogramm.« Als Reaktion drehte sich Talo jetzt in Richtung des BKA-Ermittlers, stupste ihm provozierend mit dem Finger vor die Brust und machte dann eine eindeutige Drohgebärde.
»Kommen Sie beide mal mit«, sagte Kaltenborn jetzt grimmig. Croy sah kampfeslustig auf Talo. Der stand mit gespreizten Beinen vor ihm.
Abstand voneinander haltend, folgten beide Agenten dem BKA-Vizepräsidenten, der mit weit ausholenden Schritten auf ein etwas abseits gelegenes Büro zusteuerte. Talo kaute auf seiner Unterlippe. Croys Mundwinkel hingen tiefer als bei Charles Laughton in Zeugin der Anklage .
Nach einer guten Viertelstunde traten die drei Männer wieder heraus. Croy und Talo gingen jetzt nebeneinander und sahen etwas betreten aus, Kaltenborn schritt ihnen souverän voraus. Croys Mundwinkel zeigten wieder Normalstellung.
Der schrille Klang eines Telefons hallte durch das Lagezentrum. Sofort schwiegen die anwesenden Beobachter des Geschehens an den Bildschirmen. Talo nahm den Hörer ab. Es war der Stabschef des Weißen Hauses. Er stellte den Apparat auf Lautsprecher.
»Bis auf ein paar aufgeregte Landpolizisten der Metska Policie haben wir derzeit keine Störenfriede auf tschechischem Gebiet«, krähte der hohe Regierungsbeamte in den Hörer. Kaltenborn konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. So ähnlich hatte er die sächsischen Beamten auch bezeichnet, als sie auf den Tatort des Bombenanschlags auf Außenamts-Staatssekretär Stefan Rumpf gestoßen waren.
»Dann führen wir die Operation weiter wie geplant?«, fragte Talo.
»Ziehen Sie das durch«, antwortete der Stabschef nüchtern. »Es geht hier nicht um nationale Sicherheitsinteressen eines NATO-Staates«, sagte er nüchtern. Talo bestätigte kurz, legte auf, schritt zu einem Pult und bog sich das Mikrofon zurecht, Er hatte den Großbildschirm und damit auch die Bewegung des Konvois genau im Blick.
Er drückte auf einen roten Knopf. Ein leises Fiepen ertönte. Nach einer kurzen Weile meldete sich eine Bassstimme.
»Hier General Mason. Sprechen Sie, Special Agent Talo.« Die Stimme des Generals war so ruhig wie ein träge dahinfließender Strom.
»Es ist an der Zeit, die Operation zu starten. Sind Sie bereit, General?«
»Unsere Truppen warten nur auf ein Zeichen.«
»Gut. Die Trucks sind noch etwas mehr als achtzig Kilometer vom Zielgebiet entfernt. Es sind genau zehn Fahrzeuge. Jedes von ihnen ist mit fünfzehn Tonnen Y3-Sprengstoff vollbeladen. Ihr Abstand voneinander beträgt jeweils etwa fünfzig Meter. Die genauen Koordinaten können Sie von der Awacs jederzeit abrufen. Wir schlagen vor, dass Ihre Truppe den Konvoi in einer Schlucht angreift, die dem Grenzübergang in Uschhorod etwa fünfzehn Kilometer vorgelagert ist. Wie wollen Sie vorgehen?«
Der General grunzte etwas Unverständliches.
»Sorry?«, fragte Talo.
»Unsere Boden-Luft-Raketen sind lasergesteuert. Ihr Strahl lenkt die Bomben. Sie müssen sich das so vorstellen: Wenn Sie einen Terroristen töten wollen, der vor einem Altar in einer Kirche kniet, aber das Kreuz auf der Kirchturmspitze heil bleiben soll, umfliegen unsere elektronisch gesteuerten Raketen einfach das Bauwerk. Sie dringen genau dort ein, wo wir sie hinprogrammiert haben, und töten den Terroristen. Mann tot, Kirche heil. War das verständlich?« Die Stimme des Generals klang aus den Lautsprechern, als sei sie aus poliertem Stahl.
Kaltenborn lächelte dünn, seine Stirn warf Falten.
Talo gab sich gefasster. »Alright«, sagte er kühl, »ich denke, der Konvoi wird gegen 6 Uhr 45 den
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