Trias
und damit auch seine Termine überwachen, war zu groß.
Bundeskanzlerin Sprado setzte erneut zum Sprechen an.
»Bevor wir zum eigentlichen Grund unseres Treffens kommen, lassen Sie mich kurz ein paar Worte der Anerkennung sagen. Ihre Gruppe musste mehrere Probleme bewältigen, deren Lösung höchste Priorität hatte und der strengsten Geheimhaltungsstufe unterlag. Wie bekommt man drei Regierungschefs innerhalb von zwei Tagen gemeinsam zur selben Zeit an einen von der Öffentlichkeit abgeschirmten Ort? Welche Strategie ist die beste, um genau zu jenem Zeitpunkt die Medien an einem weiter entfernten Ort zu konzentrieren? Und das drängendste Problem: Wie erreicht man, dass die ausländischen Geheimdienste von dem Treffen und seinem Inhalt keinen Wind bekommen?« Lydia Sprado zeigte jetzt einen sehr bedeutungsvollen Gesichtsausdruck. Als die Dolmetscher ihre Übersetzungen beendet hatten, verfehlten ihre lobenden Worte ihre Wirkung nicht. Die Männer um Konrad Kaltenborn sahen etwas verlegen, aber auch mit Stolz auf die Kanzlerin.
»Das kleine und sehr fantasievolle Ablenkungsschauspiel in Berlin scheint zu funktionieren«, sagte die Kanzlerin und sah wohlwollend auf die Urheber dieser Idee, Weinstein und Chopov. Die kleine Schmeichelei hinterließ sichtbar Wirkung.
Kaltenborn, der gemeinsam mit CIA-Agent Talo und Markus Croy die Leitung der kleinen Task Force übernommen hatte, war für die Umsetzung des Manövers zu einem gewaltigen Terrorangriff auf das Zentrum Berlins verantwortlich gewesen. Das Bundespresseamt wiederum hatte alle Berliner Büros in- und ausländischer Medienvertretungen zur Berichterstattung über die größte Berliner Polizeiblockade aller Zeiten gelockt.
Lydia Sprado blickte von den Männern weg auf die amerikanische Präsidentin Wood und ihren russischen Amtskollegen Semjonow.
»Und dass Sie beide nun hier sitzen, so spontan kommen konnten, war auch ein Stück herausfordernder Denkarbeit.«
Weinstein und Chopov hatten die Routinetermine der drei Regierungschefs am heutigen Montag verglichen und unverfängliche, aber wasserfeste Begründungen für deren Verschiebung verfasst. Um Präsidentin Nancy Wood von den USA möglichst unauffällig nach Deutschland zu fliegen, brachte man sie zunächst auf die Azoreninsel Terceira. Vom dortigen amerikanischen Stützpunkt ging es in knapp vier Stunden mit einer Boeing Dreamliner 777-200 zunächst auf den militärischen Teil des Flughafens Köln-Bonn. Hier erwartete sie ein eilends umlackierter Hubschrauber der Bundeswehr. Auch Moskau stimmte unkompliziert zu, dem schon etwas greisen Präsidenten Semjonow eine längere Flugreise mit einem ebenso unauffälligen Helikopter nach Deutschland zuzumuten.
Für die Bundeskanzlerin war die Anreise nicht weniger kompliziert. Die Flugbereitschaft und ihr Wagenpark standen unter ständiger Beobachtung von Berliner Boulevardjournalisten, die offensichtlich einen Maulwurf im Bundeskanzleramt für seine Informationen bezahlten. Lydia Sprado war deshalb schon am Sonntagabend von ihrer Berliner Privatwohnung, unauffällig mit einem Kopftuch und hellbraunem Mantel bekleidet, in ein Taxi gestiegen, das eine ihrer engsten Mitarbeiterinnen steuerte. In der Ortschaft Wilhelmshorst im Berliner Nachbarlandkreis Potsdam-Mittelmark wartete in einer Garage auf dem Grundstück eines befreundeten Ehepaares der gepanzerte Audi auf sie.
Um auch hier nicht aufzufallen, verzichtete Lydia Sprado auf eigenen Wunsch ausdrücklich auf Begleitschutzfahrzeuge mit Bodyguards des Bundeskriminalamts. Sie gelangte in weniger als zwei Stunden über drei verschiedene Autobahnabschnitte zum Luftwaffenstützpunkt Rostock-Laage, auf dem sie in der Nacht auch Quartier nahm. Außenminister Kohlhoff und Bundeskanzleramtschef Wilkens waren am heutigen Montagvormittag in schwarzen Mercedes-Limousinen eingetroffen. Obwohl ihre Büros nicht unter dem gleichen Beobachtungsdruck standen wie das der Bundeskanzlerin, hatten beide Politiker gleichfalls auf Begleitschutz verzichtet.
»Allerdings haben wir für diesen Moment unseres Beisammenseins, für diesen Zweck, einen unglaublich hohen Preis entrichtet. Damit dieses für unsere Länder so bedeutende Vertragswerk mit Leben erfüllt werden konnte, mussten andere hoch verehrte und geschätzte Mitarbeiter dafür mit ihrem Leben bezahlen. Ich schlage vor, eine Schweigeminute einzulegen.« Die Miene von Kanzlerin Sprado zeigte jetzt allen gebotenen Ernst.
Während die Runde dem Vorschlag Sprados still nachkam,
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