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Trias

Titel: Trias Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc Kayser
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Geheimdienste neu ordnest?«
    »Puh«, stöhnte sie, »redest du etwa von einer Reform? Ich kann dieses Wort nicht mehr hören …«
    »Bezeichne es, wie du willst. Lege die sechzehn Verfassungsschutzämter zu einem zentralen Inlandsgeheimdienst zusammen, schließe den BND als Auslandsgeheimdienst mit an und gründe eine Art Zentrale, in der alle Aktivitäten überschaubar sind.«
    »So war das DDR-Ministerium für Staatssicherheit organisiert«, murmelte sie. Die Kanzlerin sah an ihrem Mann vorbei aus dem Fenster auf die hell erleuchtete Kuppel des Museums für Ur- und Frühgeschichte.
    »Es war effektiv, wie wir alle wissen«, sagte er.
    »Das würden die Amerikaner niemals verstehen«, antwortete sie. Ihr entglitt eine Möhrenspitze, die sie geschickt aus der Zanderpampe fischte. »Aber ganz unrecht hast du nicht. Der Job des Geheimdienstkoordinators wird jedenfalls seit Jahren nicht mehr so ausgefüllt wie erwartet. Eigentlich müsste es in der Tat so etwas wie ein Geheimdienstministerium geben, das als Kopf dieser Medusa fungiert. Eine Art Nationale Sicherheitsagentur.«
    Ihr Mann nickte freudig. »So könnte es besser laufen. Und ich habe eine Idee: Du nennst sie NAST. Klingt griffig und kräftig - und nasty.« Lydia Sprado warf einen raschen Blick auf ihren Mann und kicherte dann.
    »Carl Rubens werde ich ablösen«, setzte sie einen drauf. »Er hat als BND-Chef nie getaugt …« Sie hielt inne, lachte jetzt etwas schrill. »Sie werden mich alle lynchen. Du glaubst ja gar nicht, wie ungern sich amtlich bestallte Schnüffler auf die Finger sehen lassen. Aber wie wir durch das Verhör des BKA von Agent Strachow mittlerweile wissen …«
    Die Köchin unterbrach ihr Gespräch. Sie hielt ein Telefon in der Hand.
    »Für Sie.« Lydia Sprado nickte. »Danke, Theresa.« Die Köchin trat einen Schritt zurück. Konrad Kaltenborn war am Apparat.
    »Was gibt’s so spät am Abend?«, fragte sie einen Tick zu herrisch. Ihr Mann verzog das Gesicht.
    »Wir haben ein schwer wiegendes Problem, Frau Bundeskanzlerin.« Ehe der BKA-Vize weitersprechen konnte, fuhr sie dazwischen.
    »Die letzten Wochen waren ein einziges, schwer wiegendes Problem, Herr Kaltenborn!«
    »Ich kann ja Ihre Erregung verstehen, doch …« Weiter kam er nicht.
    »Halt!«, fuhr sie ihn an. Sie warf ihre Gabel aus der Hand, die klirrend auf ihrem Teller aufschlug. Fischsauce spritzte über den Tisch. Sie sprach jetzt laut, ihre Stimme bebte. Der Physiker zog den Kopf ein.
    »Wir haben es geschafft, mit unseren amerikanischen und russischen Freunden den vielleicht bedeutendsten Vertragsabschluss der vergangenen Jahrzehnte, wenn nicht gar des Jahrhunderts auszuhandeln. Es mussten dafür Menschen sterben! Keine unserer aufgeblasenen Sicherheitsbehörden schaffte es, diese Tragödien zu verhindern. Und unsere Polizei scheint gegen die aufflammende Gewalt auf den Straßen kein Rezept zu haben. Wollen Sie mir jetzt etwa mit weiteren Problemen kommen?« Sie hielt inne und schnaufte böse in den Hörer.
    Kaltenborn unterdrückte eine wütende Entgegnung. Er riss sich zusammen und sagte: »Ja, das werde ich. Es gibt eine ernst zu nehmende Gefahrenlage für den G8-Gipfel. Wir haben eine Bombendrohung erhalten. Die Erpresser verlangen sehr viel Geld und kündigten an, den Tagungsort mit Giftgas zu beschießen. Ich denke, das sollten Sie wissen.« Lydia Sprado schluckte. Ihre Augen waren jetzt so geweitet, als sehe sie eine Erscheinung aus dem Jenseits.
    »Wer … wer …«, stammelte sie.
    »Sie meinen, wer die sind?«, fragte Kaltenborn souverän. »Briefeschreiber aus dem rechten Spektrum. Wir halten es für das Klügste, uns eng mit Ihrem Kanzleramtsminister abzustimmen. Wir wollen Sie nicht über die Maßen damit belasten, Frau Bundeskanzlerin.« Lydia Sprado war noch so außer sich, dass auch ihre nächste Frage wie das Stammeln eines kleinen Kindes klang.
    »Und was … was …«
    »Sie meinen, was wir gerade tun? Noch sind es nur Drohbriefe, die wir auswerten. Allerdings haben wir alle Sicherheitskräfte zusammengezogen, um auf das Schlimmste vorbereitet zu sein.«
    Die Kanzlerin hatte sich wieder im Griff. »Kann denn das Treffen unter diesen Voraussetzungen überhaupt stattfinden?«
    Kaltenborn ließ sich einen Moment Zeit. Er nutzte gerne winzige Gesprächspausen als dramaturgisches Mittel.
    »Wir, die CIA und die Vertreter des Secret Service sind der Meinung: ja. Wir sind den Bombenlegern sehr dicht auf den Fersen. Natürlich bleibt ein gewisses Restrisiko

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